Klimaschutz – was trägt Naturheilkunde dazu bei?

Klimaschutz
Klimaschutz ist Gesundheitsschutz: Alles, was gegen die Natur ist, hat auf Dauer keinen Bestand. | Bild: motorradcbr – Adobe Stock

Vorbeugung und Heilung von Krankheiten mit natürlichen Mitteln sind nicht nur für jeden einzelnen Menschen, sondern vor allem auch für den Schutz des Klimas und den Erhalt unserer Umwelt für künftige Generationen von immensem Nutzen. Eine naturverbundene, gesundheitsfördernde und verantwortungsvolle Lebenseinstellung fängt bei einer gesunden Ernährung an und reicht bis hin zur Versorgung kranker Menschen.

Naturheilkunde als Wegweiser

Seit Jahrtausenden haben unsere Vorfahren unmittelbar in, mit und von der Natur gelebt. Dabei musste sich der Mensch immer wieder optimal an die sich immer wieder verändernden Umweltbedingungen anpassen, doch so sehr wir seit der industriellen Revolution versucht haben, uns die Natur Untertan zu machen oder sie gar aus unserem Alltag auszublenden: Der Mensch ist und bleibt Teil der Natur.

Zwar sind die Zeiten der Jäger und Sammler vorbei, doch die Fähigkeiten, die uns das Überleben in der Natur ermöglicht haben, stecken immer noch in uns. Deshalb ist es wichtig, uns dieser Fähigkeiten wieder bewusst zu werden, die Kraft der Natur im Sinne unserer Gesundheit wieder in unser Leben zu lassen, sie regelmäßig zu erleben und mit allen Sinnen wahrzunehmen. Dies öffnet unseren Blick fürs Wesentliche, “erdet” uns und stärkt unser Immunsystem. Bei Krankheit helfen Naturheilverfahren dem Körper sich selbst zu heilen und im besten Falle gestärkt aus der Krankheit hervorzugehen, anstatt Symptome zu unterdrücken und uns zunehmend abhängiger, schwächer und anfälliger werden zu lassen.

Gerade jetzt – in Zeiten, in denen uns immer deutlicher vor Augen geführt wird, dass unser Raubbau an der Natur unmittelbare katastrophale Folgen hat – liegt die Bedeutung der Förderung und Anwendung von Naturheilkunde für uns alle auf der Hand. Denn:

Alles, was gegen die Natur ist, hat auf Dauer keinen Bestand“.

Dieses Zitat von Charles Darwin bringt in wenigen Worten auf den Punkt, warum die Vorbeugung und Heilung von Krankheiten mit natürlichen Mitteln nicht nur für jeden einzelnen Menschen hier und jetzt sondern für den Schutz des Klimas und den Erhalt unserer Umwelt für künftige Generationen von so großer Bedeutung sind.

Klimaschutz in der Therapie

Die Hochwasserkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen im Sommer 2021 sowie die Waldbrände und Hitzewellen, die seit einigen Jahren auf vielen Kontinenten zunehmend Leid und Zerstörung anrichten, zeigen es uns sehr deutlich: Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Lebensqualität und Gesundheit der Menschen und nicht zuletzt auch auf das Gesundheitswesen sind immens.

Dies war auch Thema des 125. Deutschen Ärztetages (DÄT) in Berlin Anfang November 2021. Michael Schmedt, Chefredakteur des Deutschen Aerzteblatts, schreibt in seinem Bericht auf Seite 1 der Ausgabe 45/2021 (erschienen am 12.11.2021) Folgendes:

Deutlich wurde, es muss gehandelt werden. Man muss Fakten schaffen, wie mehrfach betont wurde. Zu Recht. Dass das Gesundheitswesen in Deutschland mehr als fünf Prozent der CO2-Emissionen verursacht, wissen viele nicht. Zudem gilt der Klimaschutz oft ausschließlich als Synonym für Verzicht und Einschränkung. Es müssen positive Botschaften sein, um die Bevölkerung zu erreichen. So wie der Name des Tagesordnungspunktes auf dem DÄT: Klimaschutz ist Gesundheitsschutz. Denn: weniger fossile Energieträger zu verbrennen, heißt weniger Luftverschmutzung und damit weniger Atemwegserkrankungen. Mehr Grün in Städten und mehr Fahrradwege bedeuten mehr Möglichkeiten zur Bewegung, ergo positive Auswirkungen auf die Gesundheit. So lassen sich viele Beispiele finden, warum Klimaschutz sich nicht nur wegen sinkender Temperaturen lohnt. […]

Dass die Kommerzialisierung des Gesundheitswesens der vergangenen Jahrzehnte nicht nur zur Überbelastung des Personals geführt hat, sondern auch (etwa durch den immensen Verbrauch von Einmalprodukten) für eine katastrophale Klimabilanz verantwortlich ist, hat die Ärzteschaft zumindest schon einmal dazu animiert, den Willen zum Handeln zum Ausdruck zu bringen.

Doch vor allem müssen Politik, Länder und Krankenhausträger in klimagerechte Strukturen im Gesundheitswesen investieren. Schmedt nennt es fahrlässig und kontraproduktiv, dass die derzeitigen Kosten-Nutzen-Rechnungen den gesundheitlichen Vorteil des Klimaschutzes außer Acht lassen.

Klimaschutz in der Prävention

Die meisten chronischen und damit kosten- und behandlungsintensiven Zivilisationskrankheiten, wie Übergewicht, Diabetes mellitus Typ 2, Bluthochdruck, Herz-Kreislauferkrankungen, Krebserkrankungen und viele andere, lassen sich am besten durch einen gesunden Lebensstil vorbeugen. Einen wesentlichen Einfluss auf die Gesunderhaltung des eigenen Körpers hat dabei seit jeher die Ernährungsweise.

Hier weist immer mehr darauf hin, dass die Welt von ihrem hohen Fleischkonsum abrücken muss. Nicht nur zur Vorbeugung von Demenz wird eine ausgewogene, naturbelassene und vor allem fleischarme Ernährung empfohlen. Auch lassen Studienergebnisse keinen Zweifel mehr daran, dass die Vermeidung tierischer Fette und Eiweiße zu weniger chronischen Entzündungen im Darm führt und somit ein wesentlicher Faktor zur Vermeidung von Darmkrebs darstellt.

Der Bereich „Ernährung“ stellt auch für den Klimaschutz einen wesentlichen Dreh- und Angelpunkt dar. Denn laut Umweltbundesamt verursacht die Landwirtschaft etwa 7,4 Prozent des deutschen Treibhausgas-Ausstoßes. Laut Bundesministerium für Umwelt ist die Ernährung für insgesamt 15 Prozent der Pro-Kopf-Treibhausgasemissionen in Deutschland verantwortlich und liegt damit nicht wesentlich unterhalb des Bereichs „Verkehr“ mit 18 Prozent.

Biodiversitätsverlust, Menschenrechte, Tierwohl und Gesundheit stehen eng miteinander in Verbindung. Diese Themen könnten mit einer systematischen Umsetzung effektiver Klimaschutzmaßnahmen gleichzeitig adressiert werden. Es ist daher dringend nötig, Herstellung und Verarbeitung sowie Handel und Konsum unserer Lebensmittel an den Anforderungen einer „enkeltauglichen“ Klimapolitik auszurichten. Nur so lassen sich bestmögliche Voraussetzungen zum Erhalt der Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt schaffen.

Möglichkeiten komplementärer oder integrativer Medizin

Oft gibt es gerade im naturheilkundlichen Bereich echte gegenseitige Wertschätzung und einen fruchtbaren Austausch zwischen Medizinern verschiedener Disziplinen sowie zwischen Ärzten, Heilpraktikern und anderen therapeutisch tätigen Personen.

Im Sinne einer integrativen Versorgung ergänzen sich Schulmedizin und Naturheilkunde in ihrem Bestreben, die Gesundheit der Bevölkerung wiederherzustellen und zu erhalten. Nicht zuletzt auch im Rahmen einer zukunftsweisenden Klimapolitik sollten Angebote integrativer Medizin allen Menschen – unabhängig von ihren geografischen und finanziellen Möglichkeiten oder ihrer Lebenseinstellung – zugänglich sein.

Offenheit, Respekt und relative Freiheit in der Ausübung und weiteren Erforschung von Naturheilverfahren sowie das Voranstellen des Patientenwohls vor rein wirtschaftlichen Interessen sind dafür wichtige Voraussetzungen.

Welchen Nutzen hat Naturheilkunde für die Umwelt?

Bei richtiger Anwendung sind naturheilkundliche Behandlungen praktisch risikolos und nebenwirkungsarm. Zudem ist eine naturmedizinische Versorgung vergleichsweise preiswert und ressourcenschonend– der Folgeaufwand wird minimiert und dadurch die Umwelt entlastet.

Somit kann eine moderne und verantwortungsvolle Ausübung der Naturheilkunde einen immensen Beitrag zur Schonung der natürlichen Ressourcen der Erde leisten.

Naturheilkunde stellt ein unschätzbar wertvolles immaterielles Kulturerbe da, das es zu schützen gilt. Angesichts der derzeitigen weltweiten Umwelt- und Wirtschaftskrisen sowie der Kostenexplosion im Gesundheitswesen ist der verantwortungsvolle Einsatz komplementärer Methoden der Naturmedizin und Traditionellen Heilkunde nicht nur in Deutschland oder Europa sondern weltweit eine echte Chance, Dies kann uns – als Individuum und als Gesellschaft – nachhaltig, ressourcenschonend und mit Verantwortung gegenüber Mensch, Tier und Umwelt für unsere aktuellen und zukünftigen Aufgaben und Herausforderungen wappnen.

Klimaschutz bedeutet Gesundheitsschutz! Die Naturheilkunde miteinzubeziehen ist nicht nur zeitgemäß, sondern absolut notwendig.