Naturheilkunde – was ist das eigentlich?

Naturheilkunde – was ist das eigentlich?
Immer mehr Menschen möchten selbst mitentscheiden, ob sie besser mithilfe sanfter, natürlicher Medizin ihre Selbstheilungskräfte anregen und den Ursachen ihrer Erkrankungen genauer auf den Grund gehen. | Bild: Antonioguillem – Adobe Stock

Während in den Medien die Wissenschaftlichkeit verschiedener Naturheilverfahren derzeit teils heftig diskutiert wird, wächst das Interesse an Naturheilkunde in der Bevölkerung stetig. Immer mehr Menschen möchten selbst mitentscheiden, ob sie ihre Krankheitssymptome möglichst schnell mit herkömmlichen Medikamenten loswerden oder unterdrücken wollen oder besser mithilfe sanfter, natürlicher Medizin ihre Selbstheilungskräfte anregen und den Ursachen ihrer Erkrankungen genauer auf den Grund gehen. Doch was ist Naturheilkunde eigentlich? Was sind die Vorteile alternativer Medizin, und welche Möglichkeiten gibt es?

Ob bei Rückenschmerzen, Migräne, Heuschnupfen, Neurodermitis, Rheuma oder Arthrose – laut einer im Juli 2019 von Statista veröffentlichten Umfrage gab es im Jahr 2019 in Deutschland über 15 Mio. Menschen, die Naturheilmitteln gegenüber grundsätzlich nicht abgeneigt sind, die aber noch unentschlossen waren, ob es für sie der richtige Weg zu mehr Gesundheit und Wohlbefinden sein könnte. Dies ist verständlich, denn das Feld der Naturheilkunde ist groß und es herrscht einige Verwirrung.

Dieser erste von insgesamt vier Artikeln gibt einen allgemeinen Überblick über das Thema „Naturheilkunde“ und soll denjenigen eine Orientierungshilfe bieten, die ganzheitlicher Medizin gegenüber aufgeschlossen sind, aber noch zu wenig darüber wissen.

Was bedeutet Naturheilkunde?

In allen Epochen und auf allen Kontinenten war der Mensch seit jeher bestrebt, Krankheiten unter Einsatz der natürlichen Elemente wie Sonne, Luft und Wasser, aber auch mithilfe von Heilpflanzen, Mineralien, Heilwässern und Nahrungsmitteln sowie einer Veränderung der Lebenseinstellung zu behandeln und vorzubeugen.

Heilkunst ist somit wohl so alt wie die Menschheit selbst. Die Wurzeln der Naturheilkunde, also der gezielten und reproduzierbaren Behandlung von Krankheiten mit natürlichen Mitteln, liegen in den Anfängen der systematischen Aufzeichnung, Analyse und Weitergabe von Erfahrungswerten durch Heilkundige verschiedenster Kulturen und reichen teilweise bis zu 2500 Jahre oder noch weiter zurück.

Wozu ist Naturheilkunde heute noch gut?

Warum Naturheilkunde, wo doch die Fortschritte und Erkenntnisse der modernen Schulmedizin nicht von der Hand zu weisen sind? Bedenke man allein die Errungenschaften in der Herzchirurgie oder den Sieg im Kampf gegen große Seuchen wie Pest und Cholera!

In vielen Gegenden der Welt, zum Beispiel in den ländlichen Teilen Ghanas, stellen traditionelle Behandlungsweisen nicht die Ausnahme, sondern auch heute noch die normale, oft einzige medizinische Versorgung vor Ort dar. Und dies sehr kostensparend und mit oft verblüffendem Erfolg.

In asiatischen Ländern ergänzen sich traditionelle und moderne, schulmedizinische Verfahren mehr und mehr zu einer integrativen Medizin, und auch hierzulande weichen die starren Grenzen zwischen traditionellen und modernen Heilmethoden auf. Der Nutzen von sich ergänzenden Verfahren, sogenannter Komplementärmedizin, wird von Patienten und Therapeuten zunehmend erkannt und anerkannt.

Naturheilkunde stellt also ein unschätzbar wertvolles immaterielles Kulturerbe da, das es zu schützen gilt. Angesichts der derzeitigen weltweiten Umwelt- und Wirtschaftskrisen sowie der Kostenexplosion im Gesundheitswesen ist der verantwortungsvolle Einsatz komplementärer Methoden der Naturmedizin und Traditionellen Heilkunde nicht nur in Deutschland oder Europa sondern weltweit eine echte Chance, uns – als Individuum und als Gesellschaft – nachhaltig, ressourcenschonend und mit Verantwortung gegenüber Mensch, Tier und Umwelt für unsere aktuellen und zukünftigen Aufgaben und Herausforderungen zu wappnen.

Somit ist Naturheilkunde nicht nur zeitgemäß, sondern absolut zukunftsweisend.

Wie funktioniert Naturheilkunde?

Schüssler-Salze, Bioresonanz, Entgiftung, Darmsanierung – es gibt unzählige Anwendungen und Methoden, die landläufig und manchmal irrtümlich unter dem Begriff „Naturheilkunde“ laufen. Doch woran soll man sich orientieren, wenn man bislang noch keine oder wenig Erfahrung mit Naturmedizin gemacht hat?

Egal ob Klassische Europäische Naturheilkunde (inklusive Homöopathie), Traditionelle Chinesische Medizin, Ayurveda oder Anthroposophische Medizin, hierbei handelt es sich um Jahrhunderte bis Jahrtausende alte heilkundliche Systeme, die aufgrund nachhaltig guter Erfahrungen in Fachkreisen sowie bei Patienten hohe Anerkennung finden.

Jedes dieser Gebiete baut auf mehreren, sich ergänzenden Heilverfahren auf: In unterschiedlicher Bezeichnung finden sich Ernährung, Bewegung, Pflanzenheilkunde, Ordnungstherapie (das heißt geistig-seelischer Ausgleich und Harmonisierung der Lebensrhythmen) sowie manuelle Verfahren bzw. Reiztherapien (Wasseranwendungen, Akupunktur, o. ä.) in allen großen naturheilkundlichen Systemen wieder. Sie werden als „Säulen der Naturheilkunde“ bezeichnet.

All diesen Gebieten liegt eine ganzheitliche Sichtweise auf den Menschen im Wechselspiel mit seiner Umwelt zugrunde. Die naturgegebenen Eigenschaften von Heilmitteln sollen Prozesse anregen, die es dem Organismus ermöglichen, aus sich selbst heraus zu gesunden. Neben der Anregung der Selbstheilungskräfte ist ein weiterer wesentlicher Aspekt der Naturheilkunde, dass der Patient gefordert und darin gefördert wird, Eigenverantwortung zu übernehmen und aktiv an einer Verbesserung seines Befindens mitzuarbeiten.

Was sind die Vorteile von Naturheilkunde?

  • Der Mensch und seine Krankheit werden in möglichst vielen Dimensionen erfasst.
  • Körper, Geist und Seele werden als Einheit betrachtet; eine körperliche Erkrankung hat immer auch einen geistig-seelischen Aspekt und umgekehrt.
  • Jahrhunderte bis Jahrtausende alte Erfahrungswerte dienen als Grundlage für Diagnose und Behandlung.
  • Viele Naturheilweisen erfahren zunehmende schulmedizinische Anerkennung.
  • Bei richtiger Anwendung sind naturheilkundliche Behandlungen risikoarm und gut verträglich.
  • Die medizinische Versorgung ist vergleichsweise preiswert und meist leicht zu handhaben.
  • Moderne und verantwortungsvolle Naturheilkunde trägt zur Schonung der natürlichen Ressourcen der Erde bei.

Sie sind neugierig geworden und möchten eine naturheilkundliche Behandlung ausprobieren? Wenn Sie sich fragen, welches Naturheilverfahren für Sie nun das richtige ist, bleiben Sie dran! In den folgenden Artikeln dieser Serie lernen Sie die großen Gebiete der Naturheilkunde näher kennen.