Wie finde ich den richtigen Heilpraktiker oder Arzt für Naturheilverfahren?

Glücklich können Sie sich schätzen, wenn Ihnen im Bekanntenkreis ein bestimmter Heilpraktiker oder Arzt aufgrund guter Erfahrungen empfohlen wurde. | Bild: Photographee.eu – stock.adobe.com

Die Argumente, die für eine naturheilkundliche Behandlung sprechen, haben Sie überzeugt und die Traditionelle Chinesische Medizin, Ayurveda, Homöopathie, Anthroposophische Medizin oder ein anderes der vorgestellten Naturheilverfahren hat Ihr Interesse geweckt? Nun steht die wichtigste Entscheidung an: „Welchem Therapeuten schenke ich mein Vertrauen?“. Je nach Wohnort kann die Wahl des „passenden“ Behandlers eine ganz schnelle und naheliegende Entscheidung sein oder zu einer Suche im Heuhaufen werden. Im folgenden Artikel erhalten Sie einige Tipps zur erfolgreichen Therapeutensuche. Da die meisten naturheilkundlichen Behandlungen keine Kassenleistung sind, ist es zudem wichtig, Kostenrahmen und ungefähre Behandlungsdauer zu kennen.

Mit diesem Artikel wird der Gäste-Blog von Anne Baumgart zum Thema „Naturheilkunde“ abgerundet. Sie erfahren, wo die Grenzen der Naturheilkunde liegen und was in die Hände von Fachärzten oder -kliniken gehört. Es gibt jedoch auch Möglichkeiten, eine schulmedizinische Versorgung selbst bei schweren Erkrankungen komplementär durch naturheilkundliche Mittel oder Behandlungen zu unterstützen.

Wohin für eine naturheilkundliche Behandlung?

Glücklich können Sie sich schätzen, wenn Ihnen im Bekanntenkreis ein bestimmter Heilpraktiker oder Arzt aufgrund guter Erfahrungen empfohlen wurde. In eher ländlichen Gegenden gibt es vielleicht nur eine Handvoll naturheilkundlicher Therapeuten oder in der hausärztlichen Praxis werden bestimmte Naturheilverfahren als sogenannte „Individuelle Gesundheitsleistung“ (IGeL) angeboten. Machen Sie aus der Not eine Tugend und lassen Sie sich einfach auf das verfügbare Angebot ein. So können Sie Ihre ganz eigenen Erfahrungen daraus ziehen.

In deutschen Großstädten wie München, Berlin oder Frankfurt am Main sieht es jedoch oft anders aus: Hier ist die Therapeutendichte teilweise höher als in New York und die Wahl eines Behandlers für alternative Medizin kann schnell zur Qual werden.

Mithilfe einer Google-Suche gewinnen Sie einen groben Überblick über die in der Nähe gelegenen Naturheilpraxen und können sich über die Webadresse einer bestimmten Praxis einen guten ersten Eindruck darüber verschaffen, ob Ihnen Behandler, Therapierichtung, Lage und Ausstattung der Praxis sympathisch sind.

Stellen Sie beim Erstkontakt über Telefon oder E-Mail ruhig konkrete Fragen zu Ablauf und Kosten einer Behandlung; Art und Inhalt der Antworten können als weitere Entscheidungshilfe dienen.

Die Therapeutenverzeichnisse der Dach- und Berufsverbände der verschiedenen naturheilkundlichen Zweige bieten ebenfalls einen guten Anhaltspunkt bei der Therapeutenwahl, denn nur wer die Aus- und Fortbildungsrichtlinien des jeweiligen Verbandes erfüllt, wird dort auch gelistet.

Heilpraktiker oder Arzt?

Schulmedizinisch tätige Ärzte, Krankenhäuser und medizinisch-pharmazeutische Forschungseinrichtungen leisten großartige Arbeit bei der Diagnose und Behandlung spezifischer akuter und lebensbedrohlicher Erkrankungen bis hinein in die Erforschung ihrer molekularen Ursachen.

Auf der anderen Seite stoßen klassische Mediziner immer mehr an die Grenzen des Machbaren und erkennen zunehmend den Wert traditionellen Heilwissens und einer ganzheitlichen Herangehensweise gerade bei chronischen Krankheiten und systemischen Beschwerden. Wofür die Schulmedizin keine befriedigende Lösung hat und was lange Zeit in Deutschland fast ausschließlich das Metier der Heilpraktiker war, wird nun mehr und mehr auch von Ärzten bedient.

Ein Universitätsabschluss in Medizin allein befähigt nicht unbedingt dazu, Krankheiten richtig und vollständig zu erfassen, Menschen in ihrer Ganzheit wahrzunehmen, würdevoll zu behandeln oder gar zu heilen.

Viele Heilpraktiker haben fundierte und umfangreiche Kenntnisse sowohl im schulmedizinischen als auch im natur- oder ethnomedizinischen Sinne. Sie sind in hoher Zahl in Fachverbänden organisiert und bilden sich regelmäßig freiwillig fort. Patientensicherheit steht im Mittelpunkt ihrer Arbeit und die Ausübung ihres Berufs ist durch Gesetze direkt und indirekt geregelt.

Ein Heilpraktiker unterliegt der gleichen Sorgfaltspflicht wie ein Arzt, der ebenfalls nur Therapien anwenden darf, die er „lege artis“ („nach den Regeln der Kunst“) durchführen kann und für die er die entsprechende Qualifikation besitzt. Dies gilt auch für Naturheilverfahren.

Es gibt allerdings Tätigkeiten, die ein Heilpraktiker von Gesetzeswegen nicht ausführen darf, da sie klassisch schulmedizinisch oder mit hohen Risiken verbunden sind. Alle Rechte und Pflichten eines Heilpraktikers lassen sich zum Beispiel auf der Website des Verbandes Freie Heilpraktiker e.V. nachlesen (www.freieheilpraktiker.com).

Ob Heilpraktiker oder naturheilkundlich tätiger Arzt, in beiden Berufszweigen gibt es hervorragende Spezialisten, die ihr Fach von der Pike auf gelernt haben – teilweise im Ursprungsland wie China oder Indien – und schon Jahre oder Jahrzehnte lang erfolgreich praktizieren. Sie kennen ihre Möglichkeiten, aber auch ihre Grenzen und haben dabei stets und an erster Stelle die Sicherheit und das Wohl ihrer Patienten im Blick.

Auch wenn Ausbildungsdauer und -qualität wichtig sind, so zählt bei der Therapeutenwahl letztendlich ebenso das eigene Bauchgefühl. Denn die richtige Wellenlänge zwischen Ihnen und Ihrem Therapeuten ist für den Behandlungserfolg mindestens genauso entscheidend.

Was kostet Naturheilkunde?

Die Kosten für eine private naturheilkundliche Behandlungssitzung liegen, je nach Region und Aufwand, bei ca. 60 bis 100 Euro. Voraussichtliche Gesamtdauer und Kostenrahmen für einen kompletten Behandlungszyklus sind individuell. Anhand eines Kostenvoranschlags muss Ihr Therapeut Sie vor Behandlungsbeginn darüber informieren. Die Kosten für einzelne natur- oder komplementärmedizinische Anwendungen und Untersuchungen in einer klassischen Arztpraxis sind im dort ausgelegten IGeL-Verzeichnis nachzulesen.

Privatärztliche Behandlungen und Heilpraktiker-Leistungen werden in der Regel nur von privaten Krankenversicherungen übernommen. Das Aufbringen eigener finanzieller Mittel für eine naturheilkundliche Behandlung mag nicht jedem möglich sein und wird oft als Privileg der Besserverdienenden dargestellt. Doch diese Investition in die eigene Gesundheit ist auch ein wesentlicher Schritt in Richtung gesundheitliche Selbstverantwortung.

Denn oft ist es nur eine Frage der richtigen Prioritätensetzung, ob man zum Beispiel weiterhin in Zigaretten und andere gesundheitsschädliche Ausgaben oder Lebensweisen investiert oder doch bereit ist, eine fundierte und eventuell lebensverändernde naturheilkundliche Behandlung aus eigener Tasche zu zahlen.

Grenzen naturheilkundlicher Behandlung

Bei lebensbedrohlichen Erkrankungen oder starken akuten Beschwerden, bei ausbleibendem Therapieerfolg oder bei einer Verschlimmerung der Symptome muss jeder naturheilkundliche Therapeut umgehend auf Diagnosen und Therapien der Schulmedizin drängen und seinen Patienten an eine entsprechende Fachpraxis oder -klinik verweisen.

So erkennen Sie einen seriösen naturheilkundlichen Therapeuten:

  • Er verzichtet nicht auf schulmedizinische Diagnostik und Therapie oder rät davon ab.
  • Er empfiehlt nicht, Medikamente abzusetzen, ohne dies mit dem behandelnden Arzt abzustimmen.
  • Er weist auf die Beschränkungen und Risiken seiner Methoden hin.
  • Er gibt keine Heilversprechen ab.
  • Er beendet die Therapie bei ausbleibendem Erfolg.
  • Er steckt den Kostenrahmen einer Behandlung vorher mit Ihnen ab.

Möglichkeiten komplementärer oder integrativer Medizin

Interessanterweise gibt es vor allem im naturheilkundlichen Bereich oft echte gegenseitige Wertschätzung und einen fruchtbaren Austausch zwischen Medizinern verschiedener Disziplinen und auch zwischen Ärzten, Heilpraktikern und anderen therapeutisch tätigen Personen.

Die Frage „Naturheilkunde – richtig oder falsch“ stellt sich heutzutage eigentlich nicht mehr. In der Krebstherapie werden beispielsweise naturheilkundliche Medikamente und Behandlungen erfolgreich zur Linderung der Nebenwirkungen von Chemotherapien eingesetzt. In der Schmerztherapie wird immer mehr auch auf Meditation, Yoga und Qigong gesetzt.

Optimalerweise ergänzen sich Schulmedizin und Naturheilkunde im Sinne der Erhaltung und Wiederherstellung der Gesundheit und Angebote integrativer Medizin sollten allen Menschen unabhängig von ihren finanziellen Möglichkeiten und ihrer Lebenseinstellung in irgendeiner Form zugänglich sein.

Offenheit, Respekt und relative Freiheit in der Ausübung und weiteren Erforschung von Naturheilverfahren sowie das Voranstellen des Patientenwohls vor rein wirtschaftlichen Interessen sind dafür jedoch auch in Zukunft wichtige Voraussetzungen.