Was ist Karneval? Sind Sie Faschings-fest?

Vom 11.11. bis Aschermittwoch regieren Clowns in den Karnevals- und Faschingshochburgen. Bis 3.000 vor Christus reichen die ersten schriftlichen Überlieferungen von altbabylonischen Festen zurück

Vom 11.11. bis Aschermittwoch regieren Clowns in den Karnevals- und Faschingshochburgen. Bis 3.000 vor Christus reichen die ersten schriftlichen Überlieferungen von altbabylonischen Festen zurück. | Bild: Picture-Factor – Fotolia

Mitte Februar erreicht die „fünfte Jahreszeit“ – wie Karneval, Fasching oder Fastnacht auch genannt werden – ihren Höhepunkt. Mit Kostümbällen und Prunksitzungen, Büttenreden, Gesang und Tanz wird seit dem 11.11.2014 um 11 Uhr 11 unter anderem im rheinländischen Raum ausgelassen gefeiert. In den alpenländischen Regionen beginnt die Fastnachtszeit am 7. Januar, dem Tag nach Dreikönig. Höhepunkte sind dann die Straßenumzüge am Fastnachtssonntag, Rosenmontag und Faschingsdienstag. Allein den Kölner „Zoch“ mit seinen Parodien auf Politik, Sport und Wirtschaft erleben jährlich über eine Million Zuschauer.

Karneval: Geschichte und Ursprung

Bis 3.000 vor Christus reichen die ersten schriftlichen Überlieferungen von altbabylonischen Festen, in denen Herrschende und Sklaven gleichberechtigt feiern durften. Das gleichberechtigte Nebeneinander unterschiedlicher Bevölkerungsschichten hat sich bis in die heutige Zeit als charakteristisches Merkmal des Karnevals gehalten. In der Tradition des Faschings vermischen sich keltische und mittelalterliche Elemente. So spiegeln sich keltische Rituale, wie den Winter in Gestalt von Geistern und unheimlichen Naturgestalten mit Stöcke-Schlagen zu vertreiben, in Tiroler und Südtiroler Fastnachtsbräuchen wieder. In dem südtiroler Weinort Tramin wird am Faschingsdienstag in ungeraden Jahren der Egetmannumzug veranstaltet, in dem der Übergang vom Winter in das fruchtbare Sommerhalbjahr mit einer Bauernhochzeit und dem lautstarken Vertreiben der Wintergeister (Burgln) durch die furchteinflößenden Burglntreiber dargestellt wird.

Schwäbisch-alemannische Fastnacht

Mittelalterliche Bräuche bestimmen die schwäbisch-alemannische Fastnacht, auch Fasnet genannt, bei der Teufelsgestalten, Hexen, Narren, Sagen-, Tier- und wilde Gestalten mit kunstvollen Holzmasken zu den Rhythmen von Blasmusik wilde Sprünge aufführen. So sollen die Wintergeister, die sich in Dörfern und Städten verstecken, vertrieben werden. Hochburgen sind Rottweil mit dem Rottweiler Narrensprung, Wolfach und Elzach. Der typische Narrenruf in Baden-Württemberg und der Schweiz ist Narri-Narro. Die schwäbisch-alemannische Fastnacht wurde 2014 in das Bundesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen.

Karneval und Kirche?

Fasching ist historisch eng mit der katholischen Kirche verbunden. So fällt das Faschingsende auf den Beginn der vorösterlichen Fastenzeit. Auch die Weiberfastnacht am Donnerstag vor dem Faschingswochenende soll von Nonnen des Klosters St. Mauritius in Köln initiiert worden sein, als sie sich 1729 in weltlicher Verkleidung am Karnevalstreiben beteiligten. Wegen „Exzessen“ war der Karneval wiederholt von der katholischen Kirche und weltlichen Ordnungshütern bzw. den französischen Besatzern verboten worden, aber dauerhaft konnte das Verbot zu keiner Zeit durchgesetzt werden. Auch Versuche, den Ausschank von Bier und Wein durch Mönche zu verbieten, scheiterten. Erst die Reformation ließ in den protestantischen Gegenden den Fasching an Bedeutung verlieren, da die protestantische Lehre die Fastenzeit in Frage stellte. Hier wurde erst in den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts Fasching wieder populär.

Alaaf vs. Helau

Über die Entstehung des Kölner Karnevalsrufs „Alaaf“ gibt es viele Vermutungen, belegt ist er als Trinkspruch „all af“ (alles weg) auf Trinkkrügen von 1550 und als Toastruf auf Friedrich Wilhelm IV. bei seinem Besuch in Köln 1804. Auch für den Faschingsruf der niederrheinischen Karnevalshochburg Mainz „Helau“ gibt es mehrere Erklärungsversuche: Er soll ein niederrheinischer Hirtenruf gewesen sein, auch Ableitungen von Halleluja oder von „hel auf“ (Hölle auf) werden genannt. „Hel“ ist die germanische Göttin der Unterwelt, der Hölle, aus der die bösen Geister stammen, die im Karneval vertrieben werden sollten.

Weltweite Faschingshochburgen

Nicht nur in Deutschland wird Karneval gefeiert. Berühmt ist der Karneval von Venedig wegen seiner kunstvollen Masken und seiner schönen Kostüme sowie des Volo di angelo (Engelflug), bei dem ein Artist vom Campanile herabschwebt. Beim farbenprächtigen Karneval in Rio liefern sich die verschiedenen Sambaschulen einen Wettbewerb, wer den prächtigsten Wagen mit den schönsten Kostümen und besten Tänzerinnen hat. Eines der ältesten Karnevalsfeste, das bereits bei den Inkas gefeiert wurde, ist der Karneval von Oruro auf 3.700 m Höhe in Bolivien. Die Einwohner ziehen von Karnevalssamstag bis Rosenmontag mit prachtvollen, handgefertigten Masken und Kostümen durch die Straßen. 2001 wurde der Karneval von Oruro in die UNESCO-Liste der Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit aufgenommen. Tanzen zu Samba- und Morna-Rhythmen steht beim Karneval von Mindelo auf der Insel Sao Vicente (Kapverdische Inseln) im Vordergrund. Und der Wettbewerb der verschiedenen Samba-Gruppen auf geschmückten Wagen erinnert an den Karneval in Rio. Neun Tage lang wird in Solsona (Katalonien, Spanien) Fasching gefeiert. Die Besonderheit ist eine kritische Ansprache von König Karneval, die bei dem Karnevalsverbot während der Franco-Militärdiktatur ein Wagnis darstellte, aber seit 1971 wieder praktiziert wird. Bei der Parade sind große Pappmascheefiguren, teilweise Karikaturen von bekannten Persönlichkeiten, zu bewundern. Große zottige Gestalten mit Hörnern und Kuhglocken um die Hüften streifen jedes Jahr zur Faschingszeit nach Einbruch der Dunkelheit durch Ptuj, die älteste Stadt Sloweniens. Auf dem Rathausplatz wird bei lautem Kuhglockengeläut getanzt, wodurch die Wintergeister und alles Schlechte vertrieben werden sollen. Die Feierlichkeiten dauern zehn Tage. Auf Trinidad und Tobago sind beim Karneval von Port of Spain die Tanzgruppen mit ihren kunstvollen Kostümen aus Federn und Edelsteinen zu bewundern, wenn sie zu Calypso-Klängen durch die Stadt ziehen, um sich für die Limbo-Wettbewerbe zu versammeln. In den frühen Morgenstunden des Rosenmontags ziehen beim J‘Ouvert-Umzug Dämonen, Monster und Teufel durch die Stadt.

Wie Faschings-fest sind Sie?


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1. Frage
Bis in welches Jahr reichen erste schriftliche Überlieferungen von altbabylonischen Festen zurück, in denen Herrschende und Sklaven gleichberechtigt feiern durften?
A) 3.000 vor Christus
B) 2.000 vor Christus
C) 1.000 vor Christus

2. Frage
Wo wird am Faschingsdienstag in ungeraden Jahren der Egetmannumzug veranstaltet?
A) In der Karnevalshochburg Köln
B) Im Sambódromo in Rio de Janeiro
C) Im südtiroler Weinort Tramin

3. Frage
Von den Nonnen welches Klosters ist die Weiberfastnacht am Donnerstag vor dem Faschingswochenende initiiert worden?
A) Klosters St. Mauritius in Köln
B) Benediktinerkloster “St. Hildegard” in Rüdesheim am Rhein
C) Franziskanerkloster in Lindau

4. Frage
Auf was scheint der Karnevalsrufs „Alaaf“ zurückzugehen?
A) Auf einen Trinkspruch
B) Auf einen rheinischen Hirtenruf
C) Auf einen Narrenruf aus der schwäbisch-alemannischen Fastnacht



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