Kinder- und Jugendrheuma: Sind Antibiotika schuld?

Neueste Untersuchungen stellen einen Zusammenhang zwischen häufiger Antibiotika-Einnahme in der Kindheit und dem Entstehen von Kinder- und Jugendrheuma her

Neueste Untersuchungen stellen einen Zusammenhang zwischen häufiger Antibiotika-Einnahme in der Kindheit und dem Entstehen von Kinder- und Jugendrheuma her. | Bild: Von Schonertagen – Fotolia

Antibiotika sind wirksam gegen bakterielle Infektionen. Ihre Fähigkeit, krankmachende Bakterien zu vernichten, hat sie zu einem häufig verordneten Medikament gemacht – zu einem hohen Preis. Bakterienstämme sind resistent geworden, die Liste der Antibiotika-Nebenwirkungen wird immer länger. Neueste Untersuchungen stellen einen Zusammenhang zwischen häufiger Antibiotika-Einnahme in der Kindheit und dem Entstehen von Kinder- und Jugendrheuma her.

Bei ihrer Bakterien-abtötenden Wirkung unterscheiden Antibiotika nicht zwischen krankmachenden und nützlichen Bakterien. Sie vernichten beide. Nützliche Bakterien bilden unter anderem die natürlich Flora auf der Haut sowie auf den Schleimhäuten im Mund-Rachenraum, Darm und Genitalbereich. Eine gesunde Hautflora hat wichtige Schutzfunktionen. Nach einer Antibiotika-Behandlung ist diese Schutzfunktion beeinträchtigt. Zu den häufigen Nebenwirkungen einer Antibiotika-Einnahme gehören Durchfälle, die in aller Regel nach Beendigung der Behandlung wieder abklingen. Es gibt inzwischen aber auch Hinweise darauf, dass häufige Antibiotika-Behandlungen die natürliche Flora besonders im Darm so schädigen, dass Autoimmunkrankheiten wie beispielsweise chronisch-entzündliche Darmerkrankungen die Folge sind. Forscher der Universität von Pennsylvania, USA, sind nun der Frage nachgegangen, ob eine häufige Behandlung mit Antibiotika im Kindesalter auch die Autoimmunkrankheit Kinder- und Jugendrheuma nach sich ziehen kann.

Rat der Studienautoren: Antibiotika bei Kindern nur mit Vorsicht einsetzen

Dazu wurde die Häufigkeit der Antibiotika-Einnahme bei 153 Kindern und Jugendlichen ermittelt, die vor dem 16. Lebensjahr an Rheuma erkrankt waren. Im Vergleich dazu wurde bei 1.530 gleichaltrigen Kontrollpersonen, die keine rheumatische Erkrankung hatten, erhoben, wie oft diese mit Antibiotika behandelt wurden. Das Ergebnis: Je häufiger in der Kindheit Antibiotika eingenommen wurden, umso größer war das Risiko, als Kind oder Jugendlicher an Rheuma zu erkranken. Dabei erhöhte jede Antibiotika-Behandlung das Rheuma-Risiko um das 2,6-fache. Die Wissenschaftler um Dr. Daniel B. Horton von der Universität von Pennsylvania raten aufgrund ihrer Studienergebnisse dazu, besonders bei Kindern Antibiotika nur mit äußerster Vorsicht einzusetzen. Dr. Horton: „Diese Studie trägt weiter zur Erkenntnis bei, dass der Einsatz von Antibiotika in der Kindheit Risiken birgt. Während Antibiotika unverzichtbar in der Behandlung schwerer Infektionskrankheiten sind, ist ihr häufiger Einsatz bei Infektionen wie beispielsweise Atemwegserkrankungen nicht empfehlenswert.“ Mit ihrer Studie haben die amerikanischen Wissenschaftler ein weiteres Indiz geliefert, dass eine häufige Antibiotika-Einnahme in der Kindheit mit dem Risiko für eine Autoimmun-Erkrankung verbunden ist.

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