Eine echte Alternative: natürliche Antibiotika

Ein möglicher Weg aus der Antibiotikakrise: Heilpflanzen wie Eukalyptus und Cranberrys wirken wie natürliche Antibiotika.

Ein möglicher Weg aus der Antibiotikakrise: Heilpflanzen wie Eukalyptus und Cranberrys wirken wie natürliche Antibiotika. | Olaf Speier – Fotolia

Die heutige Medizin befindet sich in einer Antibiotikakrise, denn Antibiotika lassen immer öfter in ihrer Wirkung nach: Die leichtfertige Anwendung in der Humanmedizin und in der Viehzucht haben dazu geführt, dass Erreger vermehrt Resistenzen gegen die einstige Wundermedizin bilden. Daher suchen Forscher händeringend nach Alternativen. Sie finden sie in der Natur bei den natürlichen Antibiotika.

Einige Pflanzen und Naturstoffe weisen eine antibiotische Wirkung auf, die wissenschaftlich gut untersucht ist. Typische Heilpflanzen, die wie natürliche Antibiotika wirken, sind unter anderem: Cranberrys, Eukalyptus, Kapland-Pelargonie, Kapuzinerkresse, Myrte oder Purpur-Sonnenhut.

Natürliche Antibiotika: Warum Heilpflanzen so gut wirken

Die gezielte Wirkung von Heilpflanzen gegen Erreger, wie Bakterien, Viren und Pilze, ist ein Ergebnis der Evolution. In Jahrmillionen entwickelten diese Pflanzen hoch wirksame Wirkstoffe, mit denen sie sich erfolgreich gegen Mikroorganismen schützen konnten. Der Trick dabei: durch eine Kombination mehrerer Wirkstoffe rauben die Heilpflanzen den Mikroorganismen die Möglichkeit, Resistenzen zu entwickeln, wie es häufig bei Antibiotika vorkommt.

Cranberrys gegen wiederkehrende Blasenentzündungen

Ein ständiges brennendes Gefühl in der Blase und häufige, schmerzhafte Toilettengänge erzeugen insbesondere bei Frauen einen hohen Leidensdruck. Durch den Harnleiter steigen die Bakterien in die Blase auf und verursachen dort Entzündungen. Doch ist bei wiederkehrenden Blasenentzündungen eine dauerhafte Gabe von Antibiotika problematisch: Die Keime bilden Resistenzen gegen Antibiotika, die in der Folge immer weniger gut wirken. Eine sinnvolle Alternative ist der Cranberry-Extrakt. Cranberrys, auf Deutsch Großfrüchtige Moosbeeren genannt, wirken zwar nicht so stark wie Antibiotika. Jedoch entstehen bei der Einnahme dieses natürlichen Antibiotikums weder Nebenwirkungen noch Resistenzen. Forscher der Harvard Medical School belegten schon 1984, dass dieses alte indianische Hausmittel tatsächlich Harnwegsinfekten vorbeugen kann. Die Wirkung der Cranberry beruht auf den enthaltenen Tanninen (Proanthocyanidine): Diese deaktivieren bei Erregern, wie etwa dem Darmkeim Escherichia coli, den Befestigungsmechanismus, so dass sie sich nicht mehr an den Zellwänden von Blase und Nieren anheften können.

Tipp: Um einem Harnwegsinfekt vorzubeugen, empfehlen sich Kapseln mit Cranberry-Extrakt in einer Dosis von 36 mg Proanthocyanidine täglich. Die Kapseln sind bei dauerhafter Einnahme besser geeignet als Cranberry-Saft, der Zucker enthält und die Zähne angreifen kann. Bei akuten Blasenentzündungen sollten Sie allerdings direkt zum Arzt gehen.

Eukalyptus wirkt antiasthmatisch und bei Erkältungen

Eukalyptus enthält das ätherische Öl Cineol, das bei Infekten der Atemwege entzündungshemmend, durchblutungsfördernd und desinfizierend wirkt. Bei Atemwegsinfekten und Asthma ist Eukalyptus angenehm kühlend und schleimlösend. Daher empfiehlt es sich, mit Eukalyptusöl zu inhalieren. Bei der Inhalation werden die Nervenfasern der Atemwege aktiviert, wodurch der Abtransport von Schleim durch die Flimmerhärchen der Lunge verbessert wird. Darüber hinaus wirkt Eukalyptus antiasthmatisch, indem es bestimmte Neurotransmitter blockiert, die beim Asthma die Bronchien verengen. In der Volksmedizin wurde Eukalyptus als Allheilmittel eingesetzt für Beschwerden, wie etwa infektiösen Hauterkrankungen, Darminfekten, Rheuma und Kopfschmerzen oder Muskel- und Gelenkschmerzen. Die Wirkung ist allerdings wissenschaftlich nicht belegt. Vorsicht ist bei Kleinkindern und Säuglingen geboten: generell sollten ätherische Öle nicht im Gesicht aufgetragen werden, da dies zu Atemnot, Krämpfen oder gar Bewusstseinsstörungen führen kann.

Tipp: Für eine Inhalation empfiehlt es sich, 1 Liter Wasser 5 Topfen Eukalyptusöl, 1 Esslöffel Kamillenblüten und 1 Esslöffel Salbeiblätter beizufügen.
Kapland-Pelargonie gegen Bronchitis

Die Kapland-Pelargonie wurde ursprünglich von Charles Henry Stevens in Europa eingeführt. Der Engländer war um 1900 in Südafrika an Tuberkulose erkrankt und wurde von einem lokalen Heiler mit dieser Pflanze geheilt. Die Kapland-Pelargonie enthält den Wirkstoff EPs 7630, der besonders bei akuter Bronchitis hilft. Der Wirkstoff aktiviert das Immunsystem und gilt als schleimlösend. Auch bei Nebenhöhlenentzündungen (Sinusitis) ist die Heilpflanze sehr effektiv. Die Kapland-Pelargonie wird auch als homöopathische Urtinktur angeboten und in der Traditionellen Chinesischen Medizin bei leichtem Energiemangel und Atemwegsinfekten verwendet.
Achtung: Bei der Einnahme kommt es gelegentlich zu Magen-Darm-Beschwerden. Aufgrund der enthaltenen Cumarine sollten Patienten, die gerinnungshemmende Medikamente wie Marcumar einnehmen, von der Einnahme absehen.

Kapuzinerkresse, die Antibiotika-Alternative bei Infekten

Die Arzneipflanze des Jahres 2013 verfügt über viel Vitamin C zur Stärkung der Abwehr sowie Senfölglykoside und wirkt ebenfalls wie ein natürliches Antibiotikum. Senfölglycoside bewirken den bitter-scharfen Geschmack und hemmen Bakterien, Pilze und Viren. Kapuzinerkresse wird oft zusammen mit der Meerrettichwurzel eingenommen, um Nasennebenhöhlenentzündungen, Bronchitis und Blasenentzündungen zu behandeln – und das meist genau so wirksam wie eine Antibiotikatherapie. Die Kletterpflanze mit der leuchtend orangenen Lotusblüte kommt ursprünglich aus den Anden Perus und Boliviens. Die Inkas verwendeten die Kapuzinerkresse als Schmerz- und Heilmittel bei infizierten Wunden.

Tipp: Bei leichten Muskelschmerzen empfiehlt sich eine äußerliche Anwendung aufgrund der durchblutungsfördernden Wirkung.

Myrte wirkt nicht nur bei Atemwegsinfekten

Die Myrte enthält eine Reihe von ätherischen Ölen und einen Wirkstoff namens Myrtucommulon A, der antibakteriell, schmerzlindernd und stark entzündungshemmend wirkt. In der Homöopathie verwendet man „Myrtus communis“ gegen Krankheiten der unteren Atemwege und bei Harnwegsentzündungen. Selbst in der Krebstherapie gibt es Forschungen, die den bremsenden Effekt von Myrtucommulon A auf das Tumorwachstum untersuchen.

Tipp: In der Kräuterheilkunde wird sie ebenfalls äußerlich angewendet gegen Wunden, Akne, Hämorrhoiden und Zahnfleischentzündungen.

Purpur-Sonnenhut (Echinacea purpurea) stärkt das Immunsystem

Der Purpur-Sonnenhut, auch purpurfarbener bzw. roter Sonnenhut, ebenso auch der blassfarbene und der schmalblättrige Sonnenhut, Echinacea pallida und Echinacea angustifolia, enthält Polysaccharide und Kaffeesäurederivate, die das Immunsystem stimulieren, Fresszellen unterstützen und Viren abwehren. Damit eignen sich die Pflanzen zur Vorbeugung und Behandlung von Erkältungskrankheiten. Der Sonnenhut war ursprünglich eine Arzneipflanze der Indianer Nordamerikas und wurde von ihnen als Allheilmittel und als Gegengift bei Schlangenbissen verwendet. Sein Geschmack ist aufgrund der enthaltenen Alkylamide säuerlich und leicht betäubend (lokalanästhetisch). Der Purpur-Sonnenhut ist der hochgewachsene Bruder des schmalblättrigen Sonnenhuts und des blassen Sonnenhuts. Von ihm werden vor allem die frischen oder getrockneten oberirdischen Teile der Pflanze (Echinaceae purpureae herba) verwendet, es kommt aber auch die Sonnenhutwurzel zur Anwendung, beispielsweise als Tinktur, oder die ganze Pflanze (Echinacea planta tota).

Der Sonnenhut wird ebenso sehr gerne in der Homöopathie eingesetzt, weil auch in dieser Aufbereitungsform eine immunsteigernde Wirkung bekannt ist. In homöopathischen Komplexmitteln, wie beispielsweise Mato Hevert Erkältungstropfen, unterstützen sich die abwehrsteigernden und antientzündlichen Effekte der einzelnen Inhaltsstoffe gegenseitig.

Tipp: Echinacea hilft ebenfalls bei der Behandlung schlecht heilender Wunden und bei Lippenbläschen.

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