„Oh Tannenbaum“ und „Stille Nacht“ – Warum Singen gesund ist

Singen lohnt sich nicht nur zu Weihnachten, denn Singen ist gesund. Es kann das Immunsystem stärken und baut Stresshormone ab.

Singen lohnt sich nicht nur zu Weihnachten, denn Singen ist gesund. Es kann das Immunsystem stärken und baut Stresshormone ab. | Bild: highwaystarz – Fotolia

Das gemeinsame Singen unterm Weihnachtsbaum hat in vielen Familien Tradition. Man sollte es jedoch nicht nur zu solchen besonderen Anlässen tun, denn Singen ist gesund und wirkt sich positiv auf Geist, Körper und Seele aus. Beim Trällern schütten wir Glückshormone aus, bauen Stresshormone ab und stärken mitunter unser Immunsystem. Gründe genug, es öfter zu tun.

Rund drei Millionen Deutsche singen in Chören. Sie sind laut Untersuchungen und Studien nicht nur glücklicher, gesünder und klüger als ihre nicht-singenden Zeitgenossen, sondern sie haben auch eine deutlich höhere Lebenserwartung.

Glücklich durch Singen

Singen verscheucht Ängste, hebt die Stimmung und macht glücklich. Ausgelöst wird all dies durch die gesteigerte Produktion von Serotonin, Beta-Endorphinen, Oxytocin und Noradrenalin. Serotonin ist gegen Depression und Angst wirksam. Beta-Endorphine werden als Glückhormone bezeichnet, da sie für die Erzeugung von Glücksgefühlen zuständig sind. Oxytocin wird auch das „Kuschelhormon“ genannt, weil es die zwischenmenschlichen Beziehungen beeinflusst. Noradrenalin schließlich steigert die Lebenslust. Gleichzeitig werden die Stresshormone Cortisol und Adrenalin abgebaut und die Produktion von Testosteron, das unter anderem für aggressives Verhalten verantwortlich gemacht wird, gedrosselt.

Immunsystem stärken durch Singen

In Untersuchungen wurde festgestellt, dass Menschen, die im Chor singen, im Winter seltener unter Erkältungskrankheiten leiden. Verantwortlich dafür ist die beim Singen vermehrte Produktion von Immunglobulin A, einem Antikörper, der die Abwehrkräfte stärkt und die Schleimhäute vor Krankheitserregern schützt.

Singen ist nicht nur gesund, es macht auch klug

Wer regelmäßig singt, bei dem kommunizieren die Nervenzellen im Gehirn besser und differenzierter mit den anderen Zellen. Dies hat positive Auswirkungen auf die Lernfähigkeit und das Langzeitgedächtnis. Eine Studie von Karl Adamek und Thomas Blank mit Vorschulkindern zeigte, dass Sprache, Denken und Koordination bei Kindern, die viel singen, besser entwickelt waren als bei Kindern, die nicht oder selten singen. Auch schnitten singende Kinder bei Schultauglichkeitstests besser ab.

Singen – Gesund für Herz und Kreislauf

Singen regt das Herz-Kreislauf-System an, indem es die Atmung intensiviert, das Lungenvolumen vergrößert und den Körper besser mit Sauerstoff versorgt. Über seine gesunde Wirkung hinaus senkt Singen durch sein Stress-reduzierendes Potenzial einen wichtigen Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Singen macht Vieles erträglicher

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Gesang gegen den Schmerz wird von Kliniken praktiziert, die sich im Verein „Singende Krankenhäuser“ zusammengeschlossen haben. Dort wird die Erfahrung gemacht, dass Singen zum Beispiel bei Krebspatienten gegen Schmerz und Depression wirksam ist und ihnen wieder positive Körpererfahrung vermittelt. Auch hilft die Haltung, die man beim Singen einnimmt, gegen Angst. Schwere körperliche Arbeit fällt leichter, wenn dabei gesungen wird. Traurige Beispiele dafür waren die Sklaven auf den Galeeren und den Baumwollplantagen. Neuere Untersuchungen, bei denen Menschen im Stehen mit ausgestreckten Armen 500 g schwere Gewichte halten mussten, zeigten, die Gewichte konnten länger gehalten werden, wenn die Menschen beim Test sangen.

Schließlich hilft Singen auch in extremen Gefühlssituationen wie Trauer. Das zeigen beispielsweise die in Südeuropa und auf dem Balkan üblichen Klagelieder, die in Häusern, in denen jemand gestorben ist, erklingen.

Auch bei der Verarbeitung von traumatischen Erlebnissen, wie sie Flüchtlinge erleben mussten, hilft Singen. Das beweisen Regensburger Studenten, die regelmäßig eine Stunde lang mit den Kindern von Asylbewerbern singen und musizieren. Singen lässt selbst Kinder, die bereits viel Leid gesehen haben, wieder lächeln.