Vitamin A-Mangel: Kindern droht Blindheit

Ein Vitamin A-Mangel äußert sich anfangs durch eine Einschränkung des Sehfelds sowie zunehmende Nachtblindheit.

Von einem gravierenden Vitamin A-Mangel sind vor allem die Augen betroffen. | Bild: iko – Fotolia

Vitamin A-Mangel tritt in Europa kaum noch auf. Jedoch erblinden in den Entwicklungs- und Schwellenländern jedes Jahr schätzungsweise 5 Millionen Menschen aufgrund eines massiven Vitamin A-Mangels. Dazu zählen auch ca. eine halbe Million Kleinkinder. Die Zahl der durch einen Vitamin A-Mangel ernsthaft gefährdeten Kinder wird jedoch von der WHO mit 190 Millionen weitaus höher eingeschätzt.

Auch für sie besteht die Gefahr, über kurz oder lang zu erblinden. Für eine gesunde Kindesentwicklung sind die ersten 1.000 Tage besonders entscheidend: Während der Schwangerschaft und in den ersten beiden Lebensjahren sind Kinder auf eine ausgewogene Ernährung angewiesen, um keine irreparablen Langzeitschäden davonzutragen.

Wie führt Vitamin A-Mangel zu Blindheit?

Vitamin A (Retinol) und dessen Derivate (daraus abgeleitete chemische Verbindungen) spielen eine zentrale Rolle für das Zellwachstum und die Ausdifferenzierung von Zellen. Ein starker Vitamin A-Mangel macht sich daher auf verschiedensten Ebenen im Körper bemerkbar. Er führt zum Beispiel zu Wachstumsstörungen, Gewebeschäden (insbesondere der Schleimhäute), Infektanfälligkeit sowie zu Durchfall- und Atemwegserkrankungen. Besonders betroffen sind jedoch die Augen als das wichtigste Sinnesorgan des Menschen. Die Leber speichert das über den Darm aus der Nahrung resorbierte Vitamin A über einen längeren Zeitraum. Daher macht sich ein Vitamin A-Mangel erst nach Monaten bemerkbar. Schon in China wusste man vor etwa 1.500 Jahren, dass der Verzehr kleiner Mengen Tierleber ein erfolgreiches Mittel gegen Nachtblindheit war. Auch im ägyptischen Papyrus wurde dieser Zusammenhang herausgestellt. Allerdings wurde die dem Vitamin A zugrundeliegende chemische Verbindung erst im Jahr 1913 entdeckt, ohne dass man seinerzeit deren Funktionen verstand. Erst in den 1980er Jahren ergab die Vitamin-Forschung, dass Vitamin A eine zentrale Rolle für das Zellwachstum und die Ausdifferenzierung von Zellen zukommt.

Vitamin A-Mangel – Symptome

Zunächst äußert sich ein Vitamin A-Mangel durch eine Einschränkung des Sehfelds und zunehmende Nachtblindheit. Wachstumsstörungen der Stäbchenzellen in der Netzhaut führen dazu, dass zu wenig Sehpurpur gebildet wird. Aber auch die Bindehaut ist betroffen. Sie trocknet langsam aus und bildet dabei sogenannte Bitot’sche Flecken (weiße schaumartige Verfärbungen) aus. Die Schädigung greift dann auf die Hornhaut über, die schließlich aufweicht und zerstört wird (Xerophthalmie). In diesem Stadium kommt es zu einer irreversiblen Erblindung. Infektionskrankheiten, die während der Mangelsituation auftreten, verbrauchen zusätzlich viel Vitamin A, sodass sie das Erblinden beschleunigen.

Vitamin A-Mangel – Risikogruppen

Die Ursache ist in einer Kombination aus Mangelernährung, häufigen Magen-Darm-Erkrankungen und anderen Infektionskrankheiten zu suchen. Die bei hygienischen Problemen häufig auftretenden Magen-Darm-Erkrankungen führen dazu, dass das wenige Vitamin A der Nahrung nicht richtig resorbiert werden kann. Andere Infektionskrankheiten, wie zum Beispiel die Masern, lösen im Körper hingegen eine Immunreaktion aus, die den Vitamin A-Speicher stark beansprucht. Aus diesem Zusammenhang leiten sich die Risikogruppen ab. Personen mit einer sehr einseitigen Ernährung stehen hier an erster Stelle, und selbst in Deutschland ergab die Nationale Verzehrstudie II von 2008, dass 10 % der Frauen und 15 % der Männer die empfohlene Tagesdosis von etwa 0,8 bis 1 Milligramm Retinol-Äquivalenten unterschreiten. Aber auch Personen, die an einer Maldigestion oder Malabsorption, wie etwa Morbus Crohn, Zöliakie, Bauchspeicheldrüsenerkrankungen und Störungen des Galleflusses leiden oder zu viel Alkohol trinken sind von Vitamin A-Mangel nicht verschont. Darüber hinaus ist bei Diabetikern und Übergewichtigen oftmals ein niedriger Vitamin A-Spiegel festzustellen. Betroffen sind ebenfalls Schwangere und stillende Mütter, die 10 % beziehungsweise sogar 50 % mehr Vitamin A benötigen. Da bei Schwangeren neben einem Mangel auch eine Überdosierung dem Ungeborenen schaden kann, wird hier eine maximale Tagesdosis von 3 mg Retinol-Äquivalent empfohlen. Wer zu den genannten Risikogruppen gehört, sollte sich in der ärztlichen Praxis über die Notwendigkeit einer Vitamin A-Prophylaxe informieren. Präparate wie Vitamin A+E Hevert Kapseln können zur Prophylaxe von Vitamin A und Vitamin E-Mangel eingesetzt werden.

Vitamin A-Mangel – Kinder in Entwicklungsländern können geschützt werden

Eine flächendeckende Vitamin A-Prophylaxe in den Entwicklungsländern wäre finanziell durchaus realisierbar. Manche NGOs (Non-Governmental Organisation) beziffern die Kosten für die Verteilung einer Vitamin A-Kapsel mit 1 Euro. Dennoch ist es eine Herausforderung, alle Betroffenen durch entsprechende Programme zu erreichen. Eine Übersichtsstudie aus dem „British Medical Journal“ von 2011 kommt zu dem Ergebnis, dass durch die Gabe von Vitamin A-Präparaten jährlich 600.000 Kinder gerettet werden könnten. Dadurch ließe sich, so die Autoren, die Kindersterblichkeitsrate um 24 % senken, und das fast ohne Nebenwirkungen.

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Bild: Hevert