Muttertag und Vatertag – die Liebsten mit einem Gedicht überraschen

Gedichte zum Muttertag und Vatertag lernen Kinder in der Schule. Auch für die Wirtschaft sind diese Tage von großer Bedeutung.

Gedichte zum Muttertag und Vatertag lernen Kinder in der Schule. Auch für die Wirtschaft sind diese Tage von großer Bedeutung. | Bild: drubig-photo – Fotolia

Jeden zweiten Sonntag im Mai wird im deutschsprachigen Raum Muttertag gefeiert. Auch der Vatertag hat sich etabliert, wird aber in Deutschland, Österreich und der Schweiz an unterschiedlichen Tagen gefeiert. Beide Tage sind für die Wirtschaft wichtige Umsatzträger, Kindergarten- und Schulkinder wiederum werden mit Gedichten und selbstgebastelten Geschenken auf den Muttertag vorbereitet. Woher stammen diese Bräuche?

Zum ersten Mal taucht der Begriff Muttertag als Mothering Day 1644 in England auf. An diesem Tag trafen sich die Familien in der „Mutter“-Kirche zum Gottesdienst und beendeten den Tag mit einem Familien-Festmahl. Später erhielten Hausangestellte, die bereits ab dem Jugendalter in den wohlhabenden Familien lebten, am „Mothering Sunday“ frei, um ihre Familien zu besuchen und mit ihnen in die Kirche zu gehen. Im heutigen Sinn tauchte der Muttertag erstmals 1858 in Amerika als „Mother’s Work Day“ auf.

Ein Gedicht zum Muttertag

Autor ist der böhmische Schriftsteller Jan (Nepomuk) Neruda (1834-1891):

An die Mutter
Kennst, teure Mutter, du die schöne Fabel,
wie stets der Sonnengott zur Mutter fliegt,
die jede Nacht in ihrem welken Schoße
den wegemüden Sohn in Schlummer wiegt?
Muß er doch tagelang die Welt durchirren,
hat doch der Arme längst der Fahrt genug
durch graue Nebel, Wetter, düstre Wolken,
ach, fast so viel als je ein Mensch ertrug.
Er legt als Greis sich und ersteht als Jüngling
und strahlt mit neuer Kraft durchs Morgenrot –
O Mutter, Mutter, voller Engelsgüte, –
ich hab’ es so wie diese Sonne not!

Ab 1905 setzte sich die amerikanische Frauenrechtlerin Anna Marie Jarvis dafür ein, den Muttertag als offiziellen Feiertag zu etablieren, was 1914 durch den amerikanischen Kongress unter der Präsidentschaft von Woodrow Wilson beschlossen wurde. Über England gelangte der Muttertag in seiner heutigen Form nach Europa, wo er 1917 in der Schweiz, 1923 in Deutschland und 1924 in Österreich als nichtgesetzlicher Feiertag eingeführt wurde. 1933 instrumentalisierten die Nationalsozialisten den Muttertag und machten ihn zu einem offiziellen Feiertag, den sie ab 1934 am 3. Maisonntag begingen. Nach dem 2. Weltkrieg wurde der Muttertag wieder auf den 2. Sonntag im Mai verlegt.

Muttertag ist ein Familienfest

2011 führte die Wiener Wirtschaftskammer eine Befragung zur Bedeutung des Muttertags durch:

  • 60 Prozent der Befragten sehen im Muttertag einen guten Anlass für Familientreffen
  • 54 Prozent sehen in ihm einen Ehrentag für Mütter
  • Für 44 Prozent ist der Muttertag ein Tag, an dem Mütter verwöhnt werden sollen
  • Für 42 Prozent eine wichtige Einrichtung, um Danke zu sagen
  • Je 27 Prozent sagen, der Muttertag zeige die Leistungen der Mütter auf und sei für ihn/sie ein besonderer Tag.

Ein Gedicht zum Vatertag

Der Vatertag wird im Gegensatz zum Muttertag nicht einheitlich begangen und auch die Art und Weise, wie er gefeiert wird, ist unterschiedlich. In Amerika geht der „Father’s Day“ auf eine Initiative von Sonora Smart Dodd zurück. Mit diesem Tag wollte sie ihren Vater William Jackson Smart ehren, der seine sechs Kinder nach dem Tod seiner Frau allein großgezogen hatte. Präsident Calvin Coolidge unterstütze 1924 die Idee, den Vatertag auf nationaler Ebene zu feiern. 1966 machte Präsident Lyndon B. Johnson den 3. Junisonntag offiziell zum Vatertag und 1974 wurde er unter der Präsidentschaft von Richard M. Nixon dann offizieller Feiertag in den USA. Geschenke, Blumen, Gedichteaufsagen und gemeinsame Ausflüge stehen an diesem Junisonntag auf dem Programm. Ein beliebtes amerikanisches Vatertagsgedicht lautet (übersetzt):

Im Alter von:
Vier Jahren: Mein Papa kann alles.
Fünf Jahren: Mein Papa weiß ziemlich viel.
Sechs Jahren: Mein Vati ist smarter als deiner.
Acht Jahren: Mein Vater weiß nicht wirklich alles.
Zehn Jahren: Damals, als mein Vater aufwuchs, war vieles anders.
Zwölf Jahren: Vati weiß gar nichts darüber, er ist zu alt, um sich an seine Kindheit zu erinnern.
Vierzehn Jahren: Beachte meinen Vater nicht, er ist so altmodisch.
Zwanzig Jahren: Der? Du lieber Gott, er ist einfach nur von Gestern.
Fünfundzwanzig Jahren: Vati weiß es bestimmt, jedenfalls sollte er es, denn er lebt ja schon so lange.
Dreißig Jahren: Vielleicht sollten wir Vater fragen. Schließlich hat er schon eine Menge Erfahrung.

In Deutschland wird der Vatertag an Christi Himmelfahrt begangen. Die heute noch vielfach praktizierte Form der Männerausflüge geht auf die Ende des 19. Jahrhunderts in Berlin entstandenen Herrenpartien zurück, in denen gemeinsame Wanderungen oder Fahrten zu Ausflugslokalen unternommen wurden. Bekannt sind auch die bei Wanderungen mitgeführten Handwägen, in denen Getränke transportiert werden. Günther Grass verewigte in seinem Roman „Der Butt“ den Vatertag folgendermaßen: „Bierselige Horden singender Männer, ein ganzes Volk Männer, nur Männer fahren ins Grüne. Männer aus allen sozialen Schichten, Männer, nur Männer wollen unter sich sein! Ledig der Röcke und Lockenwickler, wollen nur weg von der Brust, frei vom Strickstrumpf, dem Abwasch, dem Haar in der Suppe, wollen außer sich sein und ins Grüne, mit Flaschen und Stullen, Kuhglocken und Trompeten wollen sie die ganze große Sau rauslassen, herrlich, selbstherrlich und abgenabelt von Muttern sein.“

In Österreich findet der Vatertag am 2. Junisonntag statt und wurde erstmals 1955 gefeiert. Er folgt der Idee des Muttertags und bedankt sich bei den Vätern mit kleinen Geschenken, Gedichten und/oder Blumen. In der Schweiz wurde der „Vätertag“, der am ersten Junisonntag stattfindet, inoffiziell 2007 eingeführt. Im Unterschied zum Vatertag in Deutschland wird er in der Schweiz als Vater-Kind-Aktionstag begangen.

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