Langeweile fördert Kreativität

Hektisch und gereizt sträuben sich viele Menschen gegen aufkommende Langeweile. Sie fördert jedoch erst unsere Kreativität.

Hektisch und gereizt sträuben sich viele Menschen gegen aufkommende Langeweile. Sie fördert jedoch erst unsere Kreativität. | Bild: Firma V – Fotolia

Im Alltag laufen wir ständig auf Hochtouren, sind oft hektisch und gereizt. Das Hamsterrad lässt grüßen. Gibt es tatsächlich einmal Leerlauf, halten wir das Nichtstun nicht aus. Wir suchen schnell nach Beschäftigungen gegen Langeweile, surfen im Internet oder lassen uns vom Fernseher berieseln. Das bringt jedoch keine Ruhe. Es würde uns gut tun, einmal innezuhalten.

Wir planen gegen die Langeweile an

Mama! Mir ist so langweilig! Kinder kennen das Gefühl der Langeweile gut. Im späteren Leben dagegen macht es sich rar. Wir haben so viel zu erledigen. Schon am Abend überlegen wir, was am nächsten Tag alles ansteht. Auch die Wochenenden sind im Voraus schon durchgeplant. Mit dem Ergebnis, dass wir nicht im Hier und Jetzt leben und viel zu oft hektisch und gereizt sind. Sich einfach einmal treiben lassen, nichts tun, kommt praktisch nicht vor. Die Frage, wann wir uns das letzte Mal gelangweilt haben, können wir wahrscheinlich nicht beantworten.

Warum gegen Langeweile sein? Sie macht uns kreativ!

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Dass Langeweile die Kreativität anregt, haben englische Studien gezeigt, die an der Universität von Central Lancashire durchgeführt wurden. Dort mussten Versuchspersonen, die 15 Minuten aus dem Telefonbuch abgeschrieben hatten, einem Kreativitätstest ablegen. Den gleichen Test absolvierte eine zweite Gruppe ohne vorherige Aufgabenstellung. Mit Abstand am besten schnitten im Test die Teilnehmer ab, die aus dem Telefonbuch abgeschrieben hatten. Die Studienautorinnen Sandi Mann und Rebekah Cadman bewiesen damit: Wenn der Geist keine neuen Eindrücke oder Erkenntnisse bekommt, wie das bei Langweile oder monotonen Tätigkeiten der Fall ist, geht er auf Wanderschaft und holt sich Stimulation aus dem Inneren.

Dies ist besonders gut bei Kindern zu sehen, die bei Langeweile mit den einfachsten Dingen anfangen zu spielen, vorausgesetzt sie werden nicht bei dem ersten „mir ist langweilig“ beschäftigt. So erklärt der Hirnforscher Gerald Hüther: „Im Grunde ist die ganze Kindheit davon geprägt, dass Kinder herausfinden, was sie alles können und wer sie selbst sind. Dafür muss man ihnen Raum geben, Spielräume schaffen, Freiräume, in denen sie nicht mit Erwartungen, Absichten, Zielen oder Ideen von außen konfrontiert werden. So komisch es klingt, aber für die Entwicklung des Gehirns ist Langeweile wesentlich besser als gut gemeinte Frühförderung.“(1)

Öfter einmal inne- und die Langeweile aushalten

Kinder und Erwachsene brauchen Freiräume, um sich zu entfalten. Wie Erwachsene sich solche Freiräume schaffen können, erfahren Sie hier:

Einfach einmal nicht erreichbar sein. Computer, Laptop, Tablet und Smartphone sind abgeschaltet. Das Telefon ist ausgestöpselt. Den Gedanken einfach mal freien Lauf lassen. Das macht den Kopf frei und schafft Raum für Neues und Kreatives.

Konzentration auf eine Sache. Vermeiden Sie mehrere Dinge gleichzeitig zu tun. Zum Beispiel wenn Sie essen, bleibt die Aufmerksamkeit beim Essen. Es läuft kein Fernseher oder Radio, der Sie ablenkt und es werden keine E-Mails gecheckt.

Langsam gehen. Wer ständig hetzt, dem entgehen viele schöne Eindrücke, Begegnungen und Erlebnisse.

Tagträume zulassen. Gönnen Sie sich jeden Tag eine Viertelstunde Nichtstun und lassen Sie Ihren Gedanken freien Lauf. Das baut Stress ab, erfrischt und spendet neue Energie. Schon ist man weniger hektisch und gereizt.

Aufmerksam zuhören.
Wer seinen Mitmenschen bewusst zuhört und nicht mit den Gedanken schon bei den nächsten Aufgaben ist, kommt nicht nur selbst zur Ruhe, sondern gewinnt auch neue Eindrücke.

Wer Entspannung und gelegentlich auch Langeweile zulässt, verliert seine Scheuklappen und ist offen für Neues. Menschen, denen das gelingt, haben zudem eine positive Ausstrahlung.

Sehen Sie hier unser Dossier zum Thema Stress