Stille finden in einer lauten Welt

Stille finden und genießen ist ein kostbares Geschenk, das uns auf mentaler, geistiger und körperlicher Ebene mit ungeahnter Kraft erfüllen kann. In unserem Alltag ist Stille jedoch zu einer Seltenheit geworden, denn die Medien suggerieren uns: Wir müssen immer auf Empfang sein, dürfen bloß nichts verpassen! Wie können wir es schaffen, dieser Devise bewusst zu entfliehen, und wenn auch nur kurz? Und was bringt Stille unserer Gesundheit konkret?

Stille finden in einer lauten Welt
Stille finden ist zu einem seltenen Gut geworden | Bild: drubig-photo – Adobe Stock

Stille ist in unserer immer lauter werdenden Welt ein seltenes Gut: Überall dudelt Hintergrundmusik oder es dröhnen Autos, Züge oder Flugzeuge. Zudem gibt keine Sendepausen mehr, seit uns das On-Demand-Programm der einschlägigen Video- und Audio-Streaming-Dienste rund um die Uhr mit Nachrichten, Filmen, Musik und Podcasts versorgt. Und sollte doch einmal die „Gefahr“ der Stille drohen, neigen wir dazu, schnell zum Handy zu greifen und uns über Social Media mit Infos und Tonbeiträgen berieseln zu lassen.

Dass diese allgegenwärtige Beschallung ein bedeutendes Gesundheitsrisiko darstellt, belegen inzwischen zahlreiche wissenschaftliche Forschungen. Eine Übersichtsstudie nennt unter anderem folgende mögliche Gefahren von Lärm auf die menschliche Gesundheit [1]:

  • Verlust des Hörvermögens
  • Schlafstörungen
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Störungen im Sozialverhalten
  • Erhöhung der Unfallgefahr u.v.m.

Jede Minute, die wir bewusst in Ruhe verbringen, ist für unsere Gesundheit jedoch unglaublich kostbar: Auch wenn es sich im ersten Moment wie ein Mangel anfühlt, wenn wir einmal nicht mit Worten und Geräuschen konfrontiert werden, kann uns Stille auf mentaler, geistiger und körperlicher Ebene mit ungeahnter Kraft erfüllen.

Warum Ruhe wichtig ist?

Es gibt einige handfeste Gründe, warum wir Ruhe und Stille immer wieder bewusst suchen und kultivieren sollten. Unter anderem kann Stille folgende gesundheitliche Wirkungen haben [2]:

  • blutdrucksenkend
  • konzentrationsfördernd
  • beruhigend und vegetativ ausgleichend
  • regenerativ und stimulierend auf die Gehirnzellen
  • Kortisolsenkend
  • kreativitätsfördernd
  • schlaffördernd

Doch es muss nicht gleich eine Auszeit im Kloster sein, damit wir zur Ruhe kommen…

In die Stille finden – wie gelingt das?

“Beim Meditieren sitzen wir still und konzentrieren uns auf den momentanen Augenblick. Dies ist eine der besten Übungen, um Ruhe in den Alltag zu bringen“, so Dr. Amy Sullivan, Psychologin am Cleveland Clinic Main Campus in Ohio, USA. „Stellen Sie sich und Ihren Kindern eine Stoppuhr auf eine Minute, und tun Sie in dieser Zeit nichts anderes, als still da zu sitzen oder zu liegen.“

Dr. Sullivan empfiehlt, dies zu einer täglichen Routine zu machen. „Die erste Minute ist für viele Menschen ziemlich schwierig, denn es ist nicht einfach, ruhig zu sitzen und nichts zu machen. Man neigt dazu, an alles Mögliche zu denken, was noch erledigt werden müsste oder was man gerne täte. Mit der Zeit wird man aber immer besser. Man fühlt sich immer ruhiger und möchte schließlich mehr von diesem Gefühl.“

Das wachsende Bedürfnis nach Ruhe können Sie stillen und kultivieren, indem Sie Ihre festen Meditationszeiten langsam auf jeweils 5 bis 15 Minuten morgens und abends ausdehnen.

Solche formalen Übungen sind jedoch gar nicht unbedingt nötig, um Ruhe im Alltag zu finden. Probieren Sie doch einfach mal Folgendes aus:

  • Genießen Sie Ihren Kaffee oder Tee am Morgen, ohne dabei auf ein Mobilgerät zu schauen oder Zeitung zu lesen.
  • Lassen Sie im Bus, Zug oder als Beifahrerin im Auto einfach Ihren Blick durch das Fenster über die Landschaft schweifen, und behalten Sie Ihr Handy in der Tasche.
  • Gehen Sie alleine Spazieren und lauschen Sie dabei ganz bewusst den Geräuschen der Natur, anstatt sich über Kopfhörer mit Musik berieseln zu lassen.

Sie sehen, es muss überhaupt nichts Großartiges sein. Nutzen Sie einfach diese kleinen Momente der Ruhe, die sich Ihnen über den Tag bieten! Geist und Körper werden es Ihnen danken [3].

Machen Sie sich die Bedürfnisse Ihres Körpers und Ihrer Seele bewusst – für ein achtsames Leben!