Reiseübelkeit natürlich vorbeugen und behandeln

Reiseübelkeit
Vor allem Kinder leiden häufig an Kinetose, wie die Reisekrankheit medizinisch genannt wird. | Bild: Robert Kneschke – Adobe Stock

Reiseübelkeit lässt sich mit entsprechender Vorbereitung und ein bisschen Übung oft sanft aber wirksam vorbeugen und lindern. Es gibt zahlreiche natürliche Maßnahmen und Tipps, unter anderem aus der TCM oder der Homöopathie. Sie auszuprobieren lohnt sich, denn jeder Mensch spricht anders auf die auslösenden Reize und verfügbaren Mittel an.

Nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub, und vielleicht fragen Sie sich jetzt schon, wohin die nächste Reise gehen soll. Ganz gleich, auf welches Verkehrsmittel die Wahl fällt, für viele ist schon die Anreise die reinste Horrorvorstellung. Doch Reisekrankheit muss nicht sein.

Erfahren Sie hier, wie Reiseübelkeit entsteht und was Sie vorbeugend oder bei akutem Auftreten dagegen tun können:

Wer neigt zu Reiseübelkeit?

Vor allem Kinder leiden häufig an Kinetose, wie die Reisekrankheit medizinisch genannt wird. Doch auch für viele Erwachsene sind längere Fahrten mit Auto, Flugzeug, Bus, Bahn oder Schiff kein Vergnügen – trotz allem Komfort, den diese Verkehrsmittel inzwischen bieten.

Der Grund dafür ist einfach: Der Mensch ist für Bewegungen in der Luft, auf dem Wasser und mit größerer Geschwindigkeit über Land eigentlich gar nicht gemacht. Vor allem dann, wenn sich die Bewegungsrichtung zur Seite, nach oben oder unten schnell und häufig ändert, reagiert der Gleichgewichtssinn mancher Menschen sehr sensibel.

Schätzungsweise 5 bis 10 Prozent aller Menschen neigen zu Reiseübelkeit, vor allem Personen, die häufig unter Schwindel und Migräne leiden. Frauen werden statistisch gesehen häufiger reisekrank als Männer. Am meisten sind jedoch Kinder zwischen dem 2. und 12. Lebensjahr betroffen, während Säuglinge weitestgehend von der Reiseübelkeit verschont bleiben, da ihr Gleichgewichtsorgan noch nicht vollständig ausgebildet ist.

Bei Menschen über 50 kommt Reiseübelkeit nur noch selten vor. Man nimmt an, dass die dafür verantwortlichen Sinneszellen mit fortschreitendem Alter unempfindlicher werden.

Wie entsteht Reiseübelkeit?

Unser Gleichgewichtssinn befindet sich im Innenohr und registriert selbst feinste Veränderungen in der Geschwindigkeit und Richtung, mit der wir uns fortbewegen. Kann unser Sehsinn den Bewegungen unmittelbar folgen, ist alles gut. Dies erklärt auch, warum man als Fahrer selbst auf kurvenreichen Bergpässen in der Regel keine Übelkeit verspürt, während es den Mitfahrern leicht schlecht wird. Dies geschieht vor allem auf Sitzplätzen ohne Sicht nach vorne oder beim Lesen von Landkarten oder Büchern.

Hier passiert nämlich Folgendes: Der Gleichgewichtssinn meldet an das zentrale Nervensystem einen deutlichen Richtungs- oder Lagewechsel, während das Auge keine wesentliche Veränderung registriert. Es kommt zu einem Widerspruch im Gehirn, der nicht aufgelöst werden kann. Dies bedeutet Stress, woraufhin der Botenstoff Histamin ausgeschüttet wird. Ist ein gewisser Schwellenwert von Histamin im Blut überschritten, kommt es zu Übelkeit bis hin zu Erbrechen.

Was hilft gegen Reiseübelkeit?

  • Spezielles Gleichgewichtstraining

Jeder Seefahrer weiß, dass es einen Gewöhnungseffekt gibt und Seekrankheit meist nur an den ersten Tagen auf hoher See auftritt. Mit der Zeit stellt sich der Körper auf die bislang ungewohnten Bewegungsreize ein und lernt, diese einzuordnen. Je öfter dies trainiert wird, desto leichter fällt es dem Körper von Mal zu Mal, sich auf solche oder ähnliche Situationen einzustellen.

Diese Erfahrung lässt sich auch auf andere Situationen mit schnellen Bewegungen und Richtungswechseln übertragen. Zentrifugen und Simulatoren werden in der Forschung nicht zuletzt zum Training des Gleichgewichtsinns eingesetzt, zum Beispiel in der Raumfahrt. Fallstudien belegen, dass erhöhte Bewegungsreize die Anfälligkeit für Reiseübelkeit auch im Alltag verringern.

Je nach persönlichen Vorlieben können Sie sich diese Erkenntnis zunutze machen, indem Sie virtuelle Autorennen am Computer fahren, auf Volksfesten oder in Vergnügungsparks öfter mal in die Achterbahn steigen oder Karussell fahren und wo immer sich die Gelegenheit bietet Schaukeln oder Trampolins benutzen. Oder gehen Sie mal Wiener Walzer tanzen oder auf dem Eis Pirouetten drehen!

  • Tipps aus der TCM

Ingwer

Ein aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) stammendes beliebtes Hausmittel gegen Reiseübelkeit ist Ingwer. Im Verständnis der TCM wirkt die Knolle wärmend auf die Körpermitte und beruhigend auf den Magen. Heute weiß man zudem, dass die Inhaltsstoffe des Ingwers diverse Andockstellen für Serotonin im Gehirn besetzen. Auf diese Weise wird der Brechreiz unterbunden und für Ausgeglichenheit und Entspannung gesorgt. Ingwer kann roh in Scheiben gekaut werden, ist aber auch als Tropfen, Kapseln, Pulver oder Bonbons erhältlich.

Akupressur

Der Druckpunkt Perikard 6 (auch als „Nei Guan-Punkt“ oder „Inneres Passtor“ bekannt) befindet sich etwa drei Finger breit unterhalb des Handgelenks an der Unterarm-Innenseite zwischen den beiden mittleren Sehnen. Er gilt als wichtiger Akupunktur- bzw. Akupressurpunkt, um positiv auf Störungen im Magen- und Brustraum einzuwirken. Spezielle Armbänder aus der Apotheke sind mit einen Akupressurknopf ausgestattet, der genau diesen Punkt massiert und so Übelkeit und Erbrechen verhindern oder lindern kann.

Essen gegen Übelkeit

Was sich paradox anhören mag, ist in der chinesischen Medizin absolut logisch: Aufsteigende Übelkeit und Brechreiz bedeuten, dass die Magen- oder Verdauungsenergie nicht weiter nach unten in Richtung Verdauungsorgane fließt, sondern gegenläufig ist. Dieser Gegenläufigkeit können Sie beikommen, indem Sie etwas essen und somit den Energiefluss – das „rebellierende Magen-Qi“ – wieder in seine natürliche Richtung umkehren. Nehmen Sie vor der Abfahrt und unterwegs am besten jedoch nur leichte, fettarme Kost zu sich, zum Beispiel Bananen, Zwieback, Salzbrezeln oder ein trockenes Brötchen. Keinesfalls sollten Sie mit leerem Magen auf Reise gehen. Manchmal kann auch Kaugummikauen helfen.

  • Homöopathie gegen Reisekrankheit

Als Mittel gegen Übelkeit hat sich z.B. Cocculus bewährt. Cocculus (Kockelskörner) gilt als eines der wichtigsten homöopathischen Mittel gegen Schwindel und begleitende Übelkeit. Es ist (neben Conium und Tabacum) in den Tabletten von Vertigo Hevert SL enthalten, das sich auch gut bei einer Reisekrankheit einsetzen lässt.

Planen Sie bei der Vorbereitung auf Ihre nächste Reise die genannten Tipps und natürlichen homöopathischen Mittel gegen Reiseübelkeit mit ein, und setzen Sie lieber jetzt schon auf regelmäßiges Gleichgewichtstraining. Möglicherweise können Sie dann auf stärkere Medikamente verzichten, die unter Umständen Ihre Reaktionsfähigkeit im Straßenverkehr einschränken können.