Reiseübelkeit bei Kindern: Die Kleinen schützen, aber auch sich selbst

Reiseübelkeit bei Kindern kann die Urlaubsstimmung trüben. Es gibt aber Tipps gegen Seekrankheit, Übelkeit im Auto und Co.

Reiseübelkeit bei Kindern kann die Urlaubsstimmung trüben. Es gibt aber Tipps gegen Seekrankheit, Übelkeit im Auto und Co. | Bild: Marén Wischnewski – Fotolia

Eine Urlaubsfahrt ist für viele Kinder eine Tortur, denn im Auto, im Flugzeug oder auf dem Schiff wird ihnen oftmals schlecht. Besonders häufig leiden Kinder ab dem zweiten Lebensjahr unter Reiseübelkeit, welche im 12. Lebensjahr gipfelt. Aber: Ob Tipps gegen Seekrankheit oder Übelkeit im Auto – Es kann einiges gegen Reiseübelkeit bei Kindern unternommen werden.

Kalter Schweiß, wachsartige Haut, Schwindelgefühle, Magendruck bis hin zu Übelkeit und Erbrechen – das sind die typischen Symptome der Reisekrankheit. Diese Bezeichnung ist jedoch irreführend, denn die Beschwerden sind keiner Krankheit geschuldet, sondern widersprüchlichen Signalen an das Gehirn. Der medizinische Fachbegriff heißt Kinetose und verweist auf Bewegung, die an der Entstehung beteiligt ist.

Reiseübelkeit ist nur Datensalat im Gehirn

Die Reisekrankheit entsteht, wenn das Gehirn von den Sensoren widersprüchliche Informationen erhält, die ihm Bewegung melden: das sind die Augen, die Bogengänge im Innenohr, die an der Kontrolle des Gleichgewichts beteiligt sind, und die Muskelsensoren, die die Lage des Körpers im Raum melden. So entsteht die Seekrankheit, wenn das Schiff stark schwankt, die Augen dem Gehirn aber keine Bewegung melden, da sich unsere Körperposition im Raum nicht ändert. Wie stark man unter der Reiseübelkeit leidet, hängt von der Heftigkeit, der Dauer und der Frequenz der Bewegung, der man ausgesetzt ist, ab. Nur 15 Prozent der Deutschen gelten als unempfindlich für die Kinetose. Frauen leiden häufiger darunter, was vermutlich eine hormonelle Ursache hat.

Tipps gegen Reiseübelkeit bei Kindern und Erwachsenen

Wenn Kinder zu Reiseübelkeit neigen, sollte vor Reisebeginn nur leichte Kost gegessen werden. Bei Autofahrten muss das Kind im Kindersitz in der Mitte der Rückbank sitzen, damit es Fahrbahn und Horizont sehen kann. Das Auge kann dann jede Bewegung einordnen und Reiseübelkeit tritt seltener auf. Außerdem tragen regelmäßige Pausen mit Bewegung an der frischen Luft und Ablenkung durch Geschichten erzählen, Rätseln, Wortspielen oder gemeinsamem Singen zum Wohlbefinden von Kindern auf langen Autofahrten bei. Bei Busreisen sind Sitzplätze vorne im Bus und in Fahrtrichtung wichtig. Im Flugzeug liegen die am besten geeigneten Plätze auf der Höhe der Tragflächen. Während des Flugs hilft älteren Kindern auch das Lutschen von Bonbons oder Kaugummikauen. Auch Ingwer, kandiert oder als Bonbon, kann die Übelkeit dämpfen. Wer als Erwachsener unter Reisekrankheit leidet, sollte sich bei Autofahrten möglichst nach vorne setzen und nicht lesen. Wem im Auto leicht übel wird, eignet sich auch nicht zum Navigator, der mit dem Atlas auf dem Schoß dem Fahrer die Route ansagt. Ansonsten gelten entsprechende Verhaltenstipps wie für Kinder.

Tipps gegen Seekrankheit

Besonders unangenehm ist es, auf einer Schiffsreise seekrank zu werden. Gewöhnlich dauert es bis zu vier Tagen, bis sich der Körper auf die schwankenden Schiffsbewegungen eingestellt hat und nicht mehr mit Übelkeit und Erbrechen reagiert. Als Vorsichtsmaßnahme gilt: einen Platz suchen, bei dem man den Horizont sehen kann, eine Kabine mit Blick nach außen wählen. So werden die Sinneseindrücke besser harmonisiert. Bei einer Kabine im Schiffinneren helfen unter Umständen spezielle Brillen, die zwischen den Doppelgläsern eine Flüssigkeit enthalten, die die Schiffsbewegungen optisch mitmacht. Ein vorbeugend anzuwendendes Mittel gegen die Seekrankheit ist auch die Akupunktur, bei der eine Dauernadel, die aussieht wie ein Stecknadelkopf, außen am Ohr angebracht wird und dort ein paar Tage verbleibt, bis sie von selbst wieder rausfällt. Auch spezielle Akupressurbänder, die man an beiden Handgelenken trägt, haben schon so manchem Schiffsreisenden geholfen.

Homöopathie gegen Kinetose

Die Reisekrankheit lässt sich homöopathisch gut behandeln. Bewährte Einzelmittel sind z. B. Cocculus, Tabacum, Borax, Byronia, Ipecacuanha und Pulsatilla. Ein gut verträgliches und auch bei Kindern gut anzuwendendes homöopathisches Mittel ist Vertigo Hevert SL, das eine Kombination aus Cocculus, Conium und Tabacum enthält. Die Kockelskörner (Cocculus) sind in der Homöopathie ein wichtiges Mittel gegen Reisekrankheit und damit zusammenhängende Übelkeit. Conium (Schierling)hat sich bei Schwindel bewährt und Tabacum (Tabak) wirkt der Übelkeit entgegen. Hilfreich ist, mit der Einnahme eines solchen homöopathischen Komplexmittels zwei bis drei Tage vor Reiseantritt zu beginnen, um einen bestmöglichen Effekt zu erzielen.