Was Ingwer alles kann – die tolle Knolle in Küche und Heilkunde

Ingwer
Ingwer gilt inzwischen als eines der beliebtesten Nahrungsmittel in deutschen Haushalten und Restaurants, und gerade in der Erkältungszeit ist er in aller Munde. | Bild: PhotoSG – Adobe Stock

Ingwer gilt inzwischen als eines der beliebtesten Nahrungsmittel in deutschen Haushalten und Restaurants, und gerade in der Erkältungszeit ist er in aller Munde. Die tropische Pflanze wird nicht nur gerne als Gewürz eingesetzt, sondern gilt hierzulande als bewährtes Hausmittel gegen Erkältung, Halsschmerzen und andere leichte Beschwerden. Während die Traditionelle Chinesische Medizin die Wurzel schon seit Hunderten von Jahren gezielt gegen Kälte-Erkrankungen einsetzt, befasst sich inzwischen auch die moderne Medizin mit den wertvollen Inhaltsstoffen des Ingwers zur Förderung der Gesundheit sowie zur Unterstützung und Behandlung auch schwerer Erkrankungen wie Arthrose, Diabetes und Krebs.

Welche Wirkung hat Ingwer auf den Körper aus Sicht der Chinesischen Medizin?

In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) werden Nahrungsmittel, Kräuter und Gewürze in ihre „Geschmäcker“, „Temperaturen“ und „Wirkungsorte“ eingeteilt und wirken entsprechend auf bestimmte Organe oder Körperstrukturen. So werden die Eigenschaften von Ingwer als „scharf“ und „heiß“ beschrieben, mit Wirkung auf Lunge, Milz und Magen.

Warum hilft Ingwer bei Erkältungen und Husten?

Aufgrund seiner Charakteristiken vertreibt Ingwer beispielsweise Kälte infolge einer kühlen Wetterlage. So ist die Einnahme der Wurzel, etwa als Tee, im Anfangsstadium einer Erkältung sehr zu empfehlen.

Da Ingwer auf die Lunge wirkt, kann er auch sehr gut bei Husten eingesetzt werden, der aufgrund eingedrungener Kälte entstanden ist.

Damit die Wurzel die gewünschte Wirkung entfalten kann, muss es sich jedoch um eine Kälte-Erkrankung handeln. Bei einem fieberhaften Infekt oder bei Raucherhusten ist Ingwer nach der Lehre der TCM nicht das Mittel der Wahl.

Warum hilft Ingwer bei Übelkeit?

Ingwer eignet sich auch bei Durchfällen, Übelkeit und Erbrechen, da er Magen und Milz wärmt und beruhigt. Bei vielen chinesischen Kräuterrezepturen dient diese Wurzel auch dazu, die Rezeptur verträglicher zu machen.

Ingwer stärkt außerdem das Immunsystem und wirkt entgiftend.

Welche Inhaltsstoffe enthält Ingwer?

Ingwer besteht aus über 160 verschiedenen Inhaltsstoffen. Unter anderem enthält er Eisen, zahlreiche Vitamine (Vitamin C und B6), Kalium, Kalzium, Natrium, Phosphor sowie ätherisches Öl.

Die darin vorkommenden Scharfstoffe (z.B. Oleoresin, Gingerol, Schogaol und Borneol) sind für den würzigen Geschmack verantwortlich, können aber auch Entzündungen, Schmerzen und Schwellungen lindern sowie bestimmte Rezeptoren im Gehirn beeinflussen.

Die wissenschaftlichen Untersuchungen zu den Heilwirkungen der Ingwer-Bestandteile sind jedoch längst noch nicht abgeschlossen.

Welche Heilwirkung hat Ingwer aus Sicht der Wissenschaft heute?

Übergewicht

2013 fanden Forscher der Columbia University New York im Rahmen einer Studie heraus, dass man sich schneller gesättigt fühlt, wenn man Ingwertee trinkt. Da die Studienteilnehmer weniger aßen, verloren sie auch an Gewicht. Die Untersuchung zeigte außerdem, dass Ingwer den Körper erhitzt und den Stoffwechsel anregt. Heißhunger wird dank Ingwer ebenfalls gedämpft.

Begleiterscheinungen von Chemotherapie

Die positive Wirkung von Ingwer gegen Übelkeit kann für Krebspatienten eine nötige Chemotherapie verträglicher machen: „Die Inhaltsstoffe des Ingwers hemmen bestimmte Botenstoffe des Brechzentrums im Gehirn” heißt es in einer Mitteilung der Deutschen Krebshilfe. Dadurch werden die Andockstellen bestimmter Hirnzellen für Serotonin besetzt und der Brechreiz bleibt aus. Dieser Mechanismus funktioniert allerdings nicht bei jedem Patienten.

Schmerzen und Bewegungseinschränkung bei Arthrose

Ingwer kann auch gegen Schmerzen und Unbeweglichkeit bei Arthrose helfen. Zu diesem Ergebnis kamen Ärzte der Universität Kopenhagen im Rahmen einer Metaanalyse zur Wirksamkeit und Sicherheit von oralen Ingwerpräparaten bei der Behandlung von Arthrose in Knie und Hüfte. Die Dosis reichte von 500 bis 1000 mg Ingwer pro Tag und die Ingwerpräparate unterschieden sich in ihrer Zusammensetzung. Nach einer Behandlungsdauer von drei bis zwölf Wochen zeigte sich eine eindeutige Schmerzreduktion gegenüber Placebo-Präparaten und die Beweglichkeit konnte ebenfalls deutlich verbessert werden.

Erhöhter Cholesterinspiegel

Ingwer kann helfen, die Blutfettwerte zu senken, wodurch sich womöglich das Risiko für koronare Herzkrankheiten (KHK) senken lässt. Hier scheint jedoch weniger mehr zu sein. Mithilfe einer Nahrungsergänzung mit bis zu 2 g Ingwer täglich ließen sich in einer Analyse sowohl das Gesamtcholesterin als auch die Triglyceride senken. Bei einer höheren Dosis blieb dieser positive Effekt jedoch aus.

Erhöhter Blutzuckerspiegel

In einer Studie mit Diabetikern vom Typ 2, die nicht insulinpflichtig waren, verbesserte sich mit 3 g Ingwer pro Tag über drei Monate unter anderem der Langzeit-Blutzuckerwert HbA1c deutlich. Gingerole, bestimmte Scharfstoffe des Ingwers, können laut dieser Studie den Blutzucker in einer gesunden Balance halten, denn sie helfen den Muskelzellen dabei, mehr Zucker aus dem Blut aufzunehmen. Dies führt wiederum zu einer Blutzuckersenkung.

Die Liste der gesundheitsfördernden Eigenschaften der tollen Knolle ließe sich noch deutlich verlängern. Beispielsweise kann Ingwer auch blutverdünnend wirken, was Gefäßverengungen und Thrombosen vorbeugen kann.

Wer sollte Ingwer meiden?

Die Wurzel darf in ihrer Wirkung nicht unterschätzt werden. Gerade bei langwierigen Erkrankungen ist es wichtig, Nutzen und mögliche Nebenwirkungen sowie Wechselwirkungen mit bestimmten Medikamenten gut im Blick zu haben und gegeneinander abzuwägen.

In folgenden Fällen sollten Sie Ingwer nur in Absprache mit Ihrem Arzt zu sich nehmen:

  • bei empfindlichem Magen und Magengeschwüren
  • bei Einnahme blutgerinnungshemmender Medikamente
  • vor Operationen
  • in der Schwangerschaft
  • bei Gallensteinleiden
  • bei Bluthochdruck

Bei Mundtrockenheit, trockenem Husten, Verstopfung sowie Fieber und Erkrankungen mit starkem Schwitzen und glühendem rotem Gesicht sollten Sie Ingwer ebenfalls meiden.

Wie Ingwer am besten einnehmen?

In der Küche genauso wie für medizinische Zwecke wird der frische oder getrocknete Wurzelstock verwendet. In der Traditionellen Chinesischen Medizin wird Ingwer üblicherweise als Abkochung oder Aufguss eingenommen:

  • Für eine Abkochung kochen Sie 1 Teelöffel Ingwerpulver mit 250 ml Wasser auf und lassen sie 5 bis 10 Minuten köcheln. Trinken Sie davon täglich 1-3 Tassen.
  • Für einen Aufguss gießen Sie ein bis zwei frische Ingwerscheiben mit 250 ml Wasser auf und lassen ihn 10 Minuten ziehen. Trinken Sie davon täglich 3 Tassen.

Als Arzneimittel oder Nahrungsergänzungsmittel ist Ingwer auch in Form von Kapseln und Tabletten erhältlich. Die mittlere Tagesdosis beträgt etwa 2 bis 4 g Ingwer.

Daneben gibt es auch Säfte, Bonbons, Tropfen und sogar Salben mit Ingwerauszügen.

Bei Fragen oder anhaltenden Beschwerden sollten Sie einen Arzt aufzusuchen, der die Ursachen abklärt, Sie bei der Dosierung berät und gegebenenfalls eine gezielte Therapie einleitet.