Biotin: Mehr als ein Beautyvitamin

Eine optimale Versorgung mit Biotin kann besonders bei Stress einen positiven Effekt auf die Psyche haben.

Eine optimale Versorgung mit Biotin kann besonders bei Stress einen positiven Effekt auf die Psyche haben. | Bild: rosinka79 – Adobe Stock

Biotin oder Vitamin B7 ist vor allem als Beautyvitamin für Haut, Haare und Nägel bekannt. Es spielt aber auch eine wichtige Rolle für die Funktion des Nervensystems.  Eine optimale Versorgung mit Biotin kann besonders bei Stress einen positiven Effekt auf die Psyche haben. Symptome, die auf einen Biotinmangel hinweisen können, sind Haarausfall, Hautausschläge, eingerissene Mundwinkel, Antriebslosigkeit und Depression.  

1939 stellte der ungarisch-amerikanische Arzt Paul György fest, dass Biotin (Vitamin B7) identisch war mit dem Ende des 19.Jahrhunderts entdeckten Vitamin H. Das H stand für seine Wirkung auf die Haut. Auch heute noch ist Biotin als Vitamin für schöne Haut und Haare sowie für kräftige Nägel bekannt. Häufig wird es in dieser Form als Nahrungsergänzungsmittel angeboten.

Biotin – was ist das?

Biotin ist ein wasserlösliches Vitamin der B-Gruppe. Es ist Licht- und Hitze-empfindlich, weswegen es entsprechend geschützt aufbewahrt werden muss. Sein Name weist auf die lebenswichtige Funktion des B-Vitamins im Körper hin: Er ist abgeleitet vom griechischen Wort „bios“ und bedeutet Lebenskraft. Bei der Zubereitung biotinhaltiger Lebensmittel gehen etwa 20 Prozent des enthaltenen Biotins verloren.

Biotin und seine Wirkung im Körper

Biotin ist an allen Stoffwechselvorgängen beteiligt und hilft dabei, dass Kohlenhydrate, Fette und Eiweiß in Energie für unseren Körper umgewandelt werden. Es trägt zur Normalisierung von Blutzucker- und Cholesterinspiegel bei und beugt einem Schwangerschafts-Diabetes vor. Ausreichend mit Biotin versorgt zu sein, zeigt sich an schöner Haut, gesunden Haaren und kräftigen Nägeln. Weniger bekannt, aber umso wichtiger ist sein Beitrag zum Wachstum und Erhalt von Blutzellen und Nervengewebe. Neuere Forschung beschäftigt sich mit der Wirkung von Biotin auf unsere Erbsubstanz (DNA).

Wieviel Biotin der Körper braucht

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hält einen Tagesbedarf bei Jugendlichen und Erwachsenen von 30 bis 60 Mikrogramm Biotin für angemessen. Säuglinge ab dem 4. Monat brauchen ihr zufolge 5 bis 10 Mikrogramm und Kinder zwischen dem 1. bis 14. Lebensjahr zwischen 10 und 35 Mikrogramm. Bei den Angaben handelt es sich um Schätzwerte, da der tatsächliche Bedarf weder durch Studien noch durch Experimente ermittelt werden konnte. Auch kann der Biotingehalt im Körper nicht mit einem zuverlässigen Test bestimmt werden. Die Feststellung über Messung von Ersatzparametern ist zu ungenau. Da in vielen Nahrungsmitteln Biotin enthalten ist, wird allgemein angenommen, dass es bei einer ausgewogenen Ernährung zu keinen Mangelerscheinungen kommt. Unsere Hauptnahrungsquellen für Biotin sind Fleisch, Getreideprodukte, Milchprodukte, Avocado, Tomaten und Karotten. Wahre Biotin-Bomben sind Rinderleber, Hefe, Eigelb und Erdnüsse.

Gibt es überhaupt einen Biotinmangel?

Dass es einen Biotinmangel gibt und in welchen Symptomen er sich äußert, wurde in Studien festgestellt, in denen freiwillige Studienteilnehmer viel rohes Hühnereiweiß aßen. Eiklar enthält ein Protein (Avidin), das Biotin bindet und die Biotin-Aufnahme im Körper verhindert. Auf diese Weise wurde ein Biotinmangel erzeugt. Als erstes entwickelten die Studienteilnehmer eine schuppige, verhornte Haut, bei weiterem Verzehr von Hühnereiweiß Depressionen, extreme Abgeschlagenheit, Muskelschmerzen, Überempfindlichkeiten, lokale Taubheitsgefühle, Übelkeit und Appetitlosigkeit. Nach Biotingaben verschwanden alle Symptome innerhalb von fünf Tagen.

Risikofaktor Stress

Bei Menschen mit psychischem Stress oder körperlicher Überlastung etwa durch schwere Arbeit oder Sport, wurde Biotinmangel festgestellt. Auch wer zur Zigarette greift oder Alkohol trinkt, um abschalten und zur Ruhe kommen zu können, riskiert einen Mangel an dem wichtigen B-Vitamin.

Ursachen für einen Biotinmangel

Es gibt Risikogruppen, bei denen ein Biotinmangel wahrscheinlich ist. Dazu zählen Menschen mit einem genetisch bedingten Enzymmangel, der eine Aufnahme von Biotin verhindert, Dialysepatienten sowie Personen, denen ein Teil des Dünndarms entfernt wurde oder die über einen längeren Zeitraum Antibiotika nehmen mussten. Ein erhöhter Bedarf liegt auch in der Schwangerschaft und während der Stillzeit vor. Während der Schwangerschaft wird der Fötus über die Plazenta mit Biotin versorgt. Es wurde festgestellt, dass der Biotingehalt im Blut des Fötus 3-17-mal höher war als der der Mutter. Bei stillenden Frauen steigt der Biotingehalt in der Muttermilch zunächst stark an und erreicht das 10- bis 100-fache der Biotinkonzentration im Blut. Danach variiert der Biotingehalt in der Muttermilch stark, weswegen es bei ausschließlich gestillten Babys ohne Zusatzfütterung auch zu einem Biotinmangel kommen kann.

Biotin und Vitamin B12 arbeiten bei der Energiebereitstellung in den Mitochondrien eng zusammen. Ein Biotin-Mangel kann dann entstehen, wenn eine hochdosierte Vitamin B12-Anfangstherapie gegeben wird. Bei einem Biotin-Mangel wiederum bleibt Vitamin B12 in den Zellkraftwerken wirkungslos. Daher empfehlen Nährstoffexperten wie PD Dr. Bodo Kuklinski, Leiter des Diagnostik- und Therapiezentrums für Umweltmedizin, Rostock, bei hochdosiertem Vitamin B12 auch Biotin zuzuführen.

Vorsicht

Biotin sollte immer in Absprache mit einem Therapeuten und nicht auf eigene Faust eingenommen werden. Eine Überdosierung ist nicht zu befürchten, selbst bei sehr hohen Dosierungen konnten keine unerwünschten Wirkungen festgestellt werden. Doch Biotin kann das Ergebnis von Laboruntersuchungen beeinflussen. Bei einem anstehenden Labortest ist daher der Arzt bzw. das Laborpersonal immer über die Einnahme von Biotin zu informieren, denn Biotin kann die Ergebnisse verfälschen.