Feinstaub steigert laut Studie Schlaganfall-Risiko

Laut neuseeländischen Forschern verursachen Feinstaubpartikel aus Autoabgasen, aber auch aus offenen Feuerstellen gesundheitliche Probleme.

Autoabgase gehören zu unserem Alltag. Kaum sichtbar verbirgt sich in ihnen der schädliche Feinstaub. | Bild: ruigsantos – Fotolia

Smogglocken, wie sie bei bestimmten Wetterlagen über Peking hängen, machen das Problem Feinstaub sichtbar. Die Bewohner reagieren darauf zumeist mit einem Mundschutz. Denn die Staubpartikel trüben nicht nur die Sicht, sie erhöhen auch das Risiko, einen Schlaganfall oder andere Krankheiten zu erleiden. Den Zusammenhang zwischen Feinstaub und Schlaganfällen haben neuseeländische Forscher in einer Studie nachgewiesen.

Die Forscher der Universität Auckland (Neuseeland) werteten dafür Daten aus 188 Ländern aus. Das Ergebnis: Wo eine hohe Konzentration der Partikel gemessen wurde, kam es zu mehr tödlichen Schlaganfällen. Die Belastung durch Schlaganfälle könnte laut der Studie weltweit um rund 30 % verringert werden, wenn die Menschen nicht der Luftverschmutzung ausgesetzt wären, schrieben die Wissenschaftler im Fachjournal The Lancet Neurology. Weltweit erleiden jährlich rund 15 Millionen Menschen einen Schlaganfall. Auch in Deutschland gehört er zu den häufigsten Todesursachen.

Feinstaub: Kochen mit offenem Feuer problematisch

Abgase aus Industrie, Verkehr, Abfallverbrennung und Energieerzeugung produzieren den meisten Feinstaub. Eine hohe Schadstoffkonzentration in der Luft findet sich aber auch in Behausungen, in denen mit Holz oder Kohle geheizt und gekocht wird. Der Rauch sorgt dafür, dass sich die Staubteilchen in der Luft ausbreiten. Betroffen sind vor allem ärmere Länder beispielsweise in Südostasien, da dort traditionell mit offenem Feuer gekocht wird. Und in afrikanischen Wüstenstaaten, in denen der Wind den Saharastaub weiterträgt, ist die Feinstaubbelastung ebenfalls hoch.

Gemessen werden verlorene Lebensjahre

Um die Daten ihrer Studie weltweit vergleichbar zu machen, legten die Wissenschaftler den so genannten DALY-Wert (disability-adjusted life years, um Behinderungen bereinigte Lebensjahre) zugrunde. Dieser Wert drückt die Bedeutung verschiedener Krankheiten für die Gesellschaft numerisch aus. Er gibt die Zahl der verlorenen Lebensjahre durch frühzeitigen Tod oder durch eine körperliche oder seelische Beeinträchtigung an: Ein DALY ist also ein Jahr „verlorener“ Gesundheit. Zum Vergleich: In den Entwicklungsländern liegt der DALY-Wert bei 33,7, während er in den Industrienationen 10,2 erreicht.

Schlaganfall-Risiko steigt durch Feinstaub

Die gesundheitlichen Auswirkungen von Feinstaub variieren je nach Dauer und Stärke der Belastung. Das können kurzfristige Schleimhautreizungen und lokale Entzündungen in der Luftröhre und den Bronchien sein; doch in schwereren Fällen erhöht sich die Thromboseneigung oder es kommt zu einer gestörten Regulierungsfunktion des vegetativen Nervensystems. Das Herz-Kreislauf-System wird dadurch in seiner Anpassungsfähigkeit empfindlich gestört. Beim Einatmen erreichen die Staubpartikel die tiefen Atemwege, wo sie nicht mehr von den Flimmerhärchen abtransportiert werden können, sich dauerhaft festsetzen und Entzündungen hervorrufen. Ultrafeine Partikel passieren sogar die Lungenbläschen und gelangen direkt in die Blutbahn, von wo aus sie sich dann über das Blut im Körper verteilen. Einmal in der Blutbahn angelangt, haben die Feinstaubpartikel einen schädlichen Einfluss auf die Tunica intima der Blutgefäße, also deren Innenhäute. Durch die angerauten Gefäßwände kommt es auf Dauer zu atherosklerotischen Ablagerungen und Entzündungsreaktionen und somit zu einem ähnlich erhöhten Blutdruck wie bei einem hohen Cholesterinwert. Ein hoher Blutdruck wiederum ist einer der Hauptauslöser für Schlaganfälle.

Schlaganfall: Weitere Risiken

Schlaganfälle haben weitere Risikofaktoren, so die neuseeländischen Wissenschaftler. Schlechte Ernährung, Übergewicht (Diabetes!), zu viel Salz in der Nahrung, Alkoholkonsum und Rauchen gehören dazu. Es wird offensichtlich, dass der Mensch es selbst in der Hand hat, diese Risikofaktoren auf ein verträgliches Maß zu senken. Raucher gelten als besonders gefährdet, denn Rauchen fördert die Arteriosklerose und führt zu Fettstoffwechselstörungen. Beides begünstigt Schlaganfälle. Die gute Nachricht: Schon fünf Jahre nach dem Rauchstopp ist das Schlaganfall-Risiko nicht mehr höher als bei Nichtrauchern.

Umweltzonen sollen Feinstaubbelastung verringern

In den westlichen Industrieländern wurden in den letzten Jahren Maßnahmen ergriffen, um die Luftverschmutzung zu reduzieren. Effizientere Technologien bei der Energieerzeugung und bessere Filtertechnologie im Transport, der Austausch alter Heizungsanlagen und Fahrverbote in Städten für ältere Fahrzeuge sind einige davon. Zum Schutz der Gesundheit gelten seit dem 1. Januar 2005 in Europa Grenzwerte für die Feinstaubkonzentration in der Luft, außerdem gibt es strenge Richtwerte der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Trotz der Einführung von Umweltzonen in deutschen Städten werden die Grenzwerte für Luftbelastung jedoch immer wieder überschritten.

Tipp: Um Schadstoffbelastungen in Ihrer Wohnung zu minimieren, sollten Sie die Räume regelmäßig lüften. Besonders Ruß aus Kaminen, Kerzen und Duftlampen erhöht die Feinstaubbelastung. Umweltberatungsstellen können die Raumluft überprüfen, aber auch Apotheker sind dazu ausgebildet, neben Feinstaub Schadstoffe wie Formaldehyd, Biozide oder Weichmacher zu identifizieren.