Welches Naturheilverfahren passt zu mir? – Teil 1

Warum fernöstliche Heilmethoden?
Warum sich ein Blick Richtung Fernost auch in gesundheitlichen Fragen lohnt | Bild: Monika Wisniewska – Adobe Stock

Welche Naturheilverfahren gibt es? Die Wahl des für Sie „richtigen“ Verfahrens fällt sicher nicht leicht, wenn Sie noch keine oder wenig Erfahrung mit Naturheilkunde haben. Denn die Bandbreite an alternativer Medizin kann verwirrend und unübersichtlich wirken. Hat Ihnen der bisherige Weg noch keine wirkliche Linderung Ihrer Beschwerden gebracht, ist bei der Suche nach neuen medizinischen Möglichkeiten vor allem kompetente Hilfe gefragt. Sich gut im Vorfeld zu informieren, kann Ihnen die Entscheidung für eine bestimmte Therapierichtung erleichtern. Denn ebenso wichtig wie die Wirksamkeit der Methode selbst ist, dass Sie ein gutes Gefühl damit haben.

Soll die Wahl auf traditionelle europäische Naturmedizin fallen, oder fühlen Sie sich eher von exotischen Heilmethoden angezogen? Im Folgenden erfahren Sie, warum sich ein Blick Richtung Fernost auch in gesundheitlichen Fragen lohnt.

Warum fernöstliche Heilmethoden?

Warum denn in die Ferne schweifen …? Heißt es denn nicht, dass man vor der eigenen Haustür genau das findet, was der eigene Körper braucht? Dies mag zum Teil stimmen, doch die Welt wächst mehr und mehr zusammen, und es gibt Lebensbereiche, für die wir uns schon seit langer Zeit aus dem großen Garten der Welt bedienen – man denke nur an Yoga oder asiatische Kochkunst.

Warum also nicht auch schauen, was uns fernöstliche Naturmedizin zu bieten hat? Gerade in der Geschichte der Medizin haben Methoden, die zuerst ganz abwegig erschienen, immer wieder große Heilerfolge erzielt. Es ist also durchaus legitim, indische, chinesische oder andere ethnomedizinische Ansätze in Erwägung zu ziehen, wenn es um die eigene Gesundheit geht, und nicht erst, wenn man mit seinem „eigenen“ Latein am Ende ist.

Die Dokumentations- und Weitergabefreude der Schriftgelehrten im alten Indien und China hat dazu geführt, dass uns heute weltweit ein unglaublicher Schatz an Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten aus dem fernen Osten zur Verfügung steht.

Was ist Traditionelle Chinesische Medizin?

Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) ist eine mehr als 2500 Jahre alte Heilkunde mit eigener Systematik, Diagnoseverfahren wie Zungen- und Pulsdiagnostik und individuellen Behandlungsformen.

Der TCM liegt die Vorstellung zugrunde, dass sich alles zwischen Himmel und Erde – also auch jedes Lebewesen und jede Pflanze und selbst jeder Teilaspekt davon – zwischen den gegensätzlichen, sich ergänzenden und sich ständig in Veränderung befindlichen Polen Yin und Yang manifestiert und vom Fluss der Lebensenergie Qi beeinflusst wird. Befindet sich der Organismus in einem harmonischen Gleichgewicht zwischen diesen Polen, gilt er als gesund. Anzeichen von zu viel Fülle, Leere, Kälte, Hitze, Feuchtigkeit oder Trockenheit sowie Energiestau werden als spezifische Dysharmoniemuster beschrieben und mit geeigneten Mitteln behandelt. Gerade in dieser ganz anderen Denk- und Herangehensweise liegt die Stärke der Traditionellen Chinesischen Medizin.

Hierzulande kennt man als TCM-Behandlung vor allem die Akupunktur, doch nach und nach wird auch die ebenso wichtige chinesische Kräuterheilkunde bekannt, und die übrigen Säulen der Chinesischen Medizin, wie Ernährungslehre, Schröpfen, Moxibustion (das Abbrennen von Beifußkraut über bestimmten Körperarealen), die Massageform Tuina sowie Tai-Chi und Qigong gewinnen ebenfalls immer mehr an Bedeutung.

Wo kann TCM helfen?

Die Wirksamkeit von Akupunktur bei Halswirbelsäulen- und Rückenschmerzen sowie bei Spannungskopfschmerz, Migräne, Schulterschmerzen und bei Schmerzen im Rahmen von Kniegelenksarthrose wurde in einer großen Studie mit 17.000 Patienten nachgewiesen, die von einer internationalen Forschergruppe unter Beteiligung der Charité Berlin, der LMU München, der TU München und der Universität Bochum durchgeführt wurde.

Akupunktur kann außerdem einen positiven Effekt entfalten auf Übelkeit, Erbrechen und Schmerzen nach Operationen sowie bei Kinderwunsch, auf Schwangerschaft und Geburt. Auch Allergien, psychische Erkrankungen wie Depression, Ganzkörperschmerz (Fibromyalgie), Tennisellenbogen, verschiedene gynäkologische Beschwerden, Krankheiten im Hals-Nasen-Ohren-Bereich, Hauterkrankungen (vor allem Juckreiz), Magen-Darm-Erkrankungen und Beschwerden nach Schlaganfall konnten in klinischen Studien mithilfe chinesischer Medizin positiv beeinflusst werden, oft mindestens genauso gut wie mit schulmedizinischen Therapien.

Weitere Informationen zur Traditionellen Chinesischen Medizin finden Sie unter www.agtcm.de

Was ist Ayurveda?

Der Begriff „Ayurveda“ stammt aus der altindischen Sprache Sanskrit und bedeutet wortwörtlich „die Wissenschaft vom langen Leben“.

Ayurveda wird seit mindestens 2000 Jahren über den indischen Subkontinent hinaus gelehrt und praktiziert und weist – ähnlich wie die chinesische Medizin – eine differenzierte Systematik, eine eigene umfassende Diagnostik und spezielle Therapieverfahren auf.

Dreh- und Angelpunkt des Ayurveda ist die Lehre von den „fünf großen Elementen“ (Erde, Wasser, Feuer, Luft und Raum), aus denen sich der menschliche Körper und die ihn umgebende Welt zusammensetzt. Davon ausgehend werden die Wechselwirkungen zwischen Mensch und Umwelt beschrieben und eingeordnet. Eine gesunde Lebensführung, mit der Körper, Geist und Seele unter Berücksichtigung sämtlicher Umweltfaktoren eine harmonische Einheit bilden können, ist in der Ayurveda-Medizin Weg und Ziel zugleich.

Neben der entsprechenden Diagnostik sind die zentralen Komponenten der ayurvedischen Medizin die Reinigungsverfahren des sogenannten Panchakarma, Pflanzenheilkunde, Ayurveda-Öl-Massagen, Yoga und ebenfalls eine eigene Ernährungslehre. Eventuell haben Sie schon vom Dosha-Test und der Einteilung in die Ayurveda-Ernährungstypen Pitta, Vata und Kapha gehört?

Ayurveda – wie hilft es hier und heute?

Die ayurvedische Medizin deckt ein ebenso breites Behandlungs- und Wirkspektrum wie die Chinesische Medizin ab. Neben der ganzheitlichen Behandlung von Krankheiten stehen auch Vorsorge, Gesundheitsförderung und Erhalt der Vitalität im Prozess des Älterwerdens im Vordergrund.

Es geht nicht nur um die Linderung von Krankheitssymptomen und Beschwerden, sondern vor allem um die gezielte Beseitigung eines energetischen Ungleichgewichts, das für die Entstehung einer Erkrankung ursächlich mitverantwortlich ist.

Eine Studie hat gezeigt, dass ein ayurvedisches Arzneimittel, welches Kurkuma und Honig enthält, die Produktion und Funktionalität von Abwehrzellen anregt und somit zu einer erhöhten Immunität gegen Krankheiten führen kann.

Ayurvedische Heilmittel werden bei einer Vielzahl von Gesundheitsbeschwerden eingesetzt, einschließlich Verdauungsstörungen, Erkältung, Grippe, Asthma, Bluthochdruck, Arthritis, Diabetes, Herzerkrankungen, Depressionen und Angstzuständen sowie bei Entzündungen von Wunden, Verbrennungen, Ekzemen, Psoriasis und Akne.

Weitere Informationen über Ayurveda finden Sie unter https://www.ayurveda.de/

Sie erwägen eine naturheilkundliche Behandlung, möchten aber auch etwas über westliche Naturheilverfahren erfahren? Dann lesen Sie hier weiter – im dritten Artikel dieser Serie erfahren Sie mehr über Traditionelle Europäische Naturheilkunde, Homöopathie und Anthroposophische Medizin.