Sind Seifenstücke hygienisch?

Warum feste Seife kaufen?
Wer im Privathaushalt feste Seife statt Flüssigseife verwendet, schont Umwelt und Geldbeutel – und das ohne Gefahr für die Gesundheit. | Bild: Lsantilli – Adobe Stock

Sind Seifenstücke aus hygienischer Sicht ratsam? Zur Schonung der Umwelt war der Plastik-Seifenspender in vielen Badezimmern gerade wieder gegen das gute, alte Seifenstück ausgetauscht worden. Doch die Befürchtung, dass mit fester Seife die Vermehrung und Übertragung von Krankheitserregern gefördert wird, liegt nahe. Denn gründliches Händewaschen gilt nicht erst in Zeiten von Corona als ein wirksames Mittel zur Vermeidung von Schmierinfektionen. Dabei ist das vermeintliche Plus an Hygiene nach wie vor eines der wirksamsten Verkaufsargumente für Seifenspender.

Doch sind Seifenstücke wirklich unhygienischer? Dieser Beitrag befasst sich mit den folgenden Fragen:

Viele Empfehlungen im Zusammenhang mit dem Infektionsschutz haben seit dem Frühjahr 2020 unsere zunehmenden Bemühungen um Nachhaltigkeit und Umweltschutz ausgebremst: Mit Einwegmasken produzieren wir viel mehr Müll. Zum Desinfizieren von Mehrwegmasken brauchen wir Hitze und Wasser. Unsere Hände sollen wir mindestens 20 Sekunden unter fließendem Wasser waschen, und dies viel öfter am Tag, als wir es wahrscheinlich je getan hatten. Der Wasserverbrauch steigt somit also zusätzlich. Und zu guter Letzt stehen wir wieder vor der Qual der Wahl: Feste oder flüssige Seife?

Wie hygienisch sind Seifenstücke?

Dieser Frage sind Forscher schon seit einiger Zeit auf der Spur. Bereits 1965 gab es eine groß angelegte Studie, in der Forscher des Biochemical Research Department der Firma Proctor and Gamble in Ohio ihre Hände mit Millionen von Bakterien – unter anderem E. coli und Staphylokokken – verunreinigt hatten, um ihre Hände danach mit einem Seifenstück zu waschen.

Diese feste Seife wurde dann von Personen zum Händewaschen benutzt, deren Hände rein waren. Die anschließende Analyse ergab, dass die Bakterien nicht auf die Haut der nachfolgenden Benutzer übertragen wurden. Mehrere ähnlich aufgebaute Studien, wie die von Heinze und Yakovich aus dem Jahr 1988, bestätigen dieses Ergebnis.

Auch das Deutsche Beratungszentrum für Hygiene (BZH) in Freiburg gibt Entwarnung: Zwar können sich auf der feuchten Oberfläche von festen Handseifen durchaus Keime befinden. Doch aufgrund des ungünstigen Milieus überleben diese dort nicht lange. Hingegen könnten sich bei Seifenspendern mögliche Krankheitserreger im Pumpmechanismus sammeln.

Wie soll ich das Seifenstück lagern?

Feste Seife sieht im Gegensatz zu einem Seifenspender bei regelmäßiger Benutzung meist nicht mehr schön aus: Sie wird glitschig und rissig, was vermuten lässt, dass sich auch mehr Keime ansammeln könnten. Wenn Sie dem Seifenstück – zum Beispiel durch Wenden – die Möglichkeit geben, vor der nächsten Benutzung wieder zu trocknen, anstatt in einer glibberigen Seifenlauge zu liegen, ist das Ganze nicht nur hygienischer und ansehnlicher. Die Seife hält zudem auch länger und ist ergiebiger.

Zur Aufbewahrung gibt es einmal die klassische Seifenschale, bei der Sie einfach darauf achten sollten, dass das Wasser gut abfließen kann. Die Schale sollte zudem regelmäßig von Seifenresten gereinigt werden. Oder Sie befestigen das Seifenstück mit einem Magneten an einer Halterung über dem Waschbecken.

Was ist besser – Seifenstück oder Flüssigseife?

Was die Gefahr einer Übertragung von Krankheitserregern anbelangt, so entscheidet laut Ernst Tabori, Direktor des BZH, nicht die Darreichungsform, sondern die Anwendung der Seife. Wichtig ist, dass Sie Ihre Hände überhaupt mindestens 20 Sekunden mit Seife waschen und danach mit einem sauberen Handtuch abtrocknen.

Die Temperatur des Wassers spielt in puncto Hygiene übrigens keine Rolle. Zwar mag sich warmes Wasser angenehmer anfühlen, doch mit kaltem Wasser schonen Sie die Haut Ihrer Hände.

Was eine zusätzliche Desinfektion der Hände anbelangt, so sind sich das BZH und das Robert-Koch-Institut einig, dass weder der anschließende Gebrauch eines Desinfektionsmittels noch antimikrobielle Zusätze in der festen oder flüssigen Handseife notwendig sind. Letztere belasten zudem das Abwasser und oberflächennahe Gewässer, so das Umweltbundesamt.

Sollten Sie oder Angehörige Ihres Haushalt an hochinfektiösen Erkrankungen oder einer Immunschwäche leiden, kann laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung eine zusätzliche Desinfektion jedoch sinnvoll sein.

Warum feste Seife kaufen?

Die Antwort auf diese Frage lautet eindeutig: aus Gründen des Umweltschutzes und der Nachhaltigkeit. Denn anders als Flüssigseife enthält feste Seife kaum Wasser. Dies wirkt sich günstig auf den Transport sowie auf Art und Menge des Verpackungsmaterials aus.

In vielen Bioläden und inzwischen auch manchen Drogeriemärkten gibt es Naturseifen ganz ohne Umverpackung. Im Gegensatz dazu ist für den Seifenspender der Einsatz von sehr viel Plastik nötig. Selbst wenn Sie auf umweltschonendere Nachfüllbeutel setzen, anstatt die Flüssigseife jedes Mal im Originalspender zu kaufen, produzieren Sie zusätzlichen Müll.

Für die Verwendung von Seifenstücken spricht außerdem die Beobachtung, dass sich diese viel sparsamer und wohldosierter verwenden lassen. Seifenspender hingegen geben schon bei einem einzigen Hub mehr Seife ab als nötig. Manche Menschen drücken aus Gewohnheit oder Unachtsamkeit auch nicht nur einmal, sondern gleich mehrmals auf den Pumpmechanismus.

Nicht nur zum Händewaschen, auch zum Duschen lässt sich feste Seife verwenden. Zur Aufbewahrung gibt es im Drogeriemarkt praktische Seifenbeutel aus Sisal oder anderen Naturmaterialien, mithilfe derer Sie gleichzeitig ein wohltuendes Hautpeeling durchführen können. Mit Haarseife oder festem Shampoo haben Sie die Möglichkeit, Ihre Körperpflege noch umweltschonender und nachhaltiger zu gestalten.

Das Fazit lautet: Wer im Privathaushalt feste Seife statt Flüssigseife verwendet, schont Umwelt und Geldbeutel – und das ohne Gefahr für die Gesundheit.