Erhöhte Sterblichkeit bei Mangel an Vitamin D
Schon lange ist bekannt, dass Vitamin D für die Knochen und den Knochenaufbau wichtig ist. Doch das Vitamin – das streng genommen gar keins ist – kann noch viel mehr. Immer mehr Studien belegen seine zahlreichen Effekte. Nun konnten Wissenschaftler in einer Untersuchung den Zusammenhang zwischen einem Mangel an Vitamin D und der Sterblichkeitsrate nachweisen. Probanden mit einem niedrigen Spiegel an Vitamin D starben häufiger an Atemwegs-, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und an Krebs, auch ihre Gesamtsterblichkeit war erhöht.
Vitamin D ist vor allen Dingen als Vitamin zur Vorbeugung von Rachitis und Osteoporose gut untersucht. In den letzten Jahren wurden jedoch zunehmend weitere Eigenschaften des Vitamins entdeckt, die seinen Einfluss auf andere Erkrankungen erklären können. So wirkt es zelldifferenzierend und immunmodulierend, was seine diskutierten positiven Effekte bei Krebs oder Autoimmunerkrankungen erklären könnte. Viele aktuelle Studien sprechen dafür, dass ein niedriger Spiegel an Vitamin D auch das Risiko für Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen sowie die Anfälligkeit für Infektionen erhöhen kann.
Beeinflusst ein Mangel an Vitamin D die Sterblichkeit?
Angesichts dieser Ergebnisse stellten sich Wissenschaftler vom Deutschen Krebsforschungszentrum und vom Epidemiologischen Krebsregister des Saarlandes die Frage, inwieweit eine unzureichende Versorgung mit Vitamin D auch einen Effekt auf die Sterblichkeit der Bevölkerung hat. Sie haben deshalb in einer großen Studie diesen Zusammenhang untersucht.
Besonders niedrige Spiegel an Vitamin D im Winter
Die Studie schloss knapp 10.000 Teilnehmer aus dem ganzen Saarland ein. Sie zeigte, dass vor allem im Winter die Konzentration von Vitamin D im Blut vieler Studienteilnehmer besonders niedrig war. Im Januar wiesen beispielsweise 24 Prozent der Probanden einen sehr niedrigen (<30 nmol/l 25-Hydroxyvitamin-D) und 71 Prozent einen niedrigen (<50 nmol/l 25-Hydroxyvitamin-D) Vitamin D-Spiegel auf. Im Vergleich hierzu lag der Anteil der Probanden mit sehr niedrigen Werten an Vitamin D im Juli nur bei 6 Prozent, mit einem niedrigen Vitamin D-Wert bei 41 Prozent. Die besonders niedrigen Vitamin D-Spiegel im Winter lassen sich dadurch erklären, dass der Körper den größten Teil seines Bedarfs an Vitamin D unter Einfluss des Sonnenlichts selbst produziert. Die geringe Menge an UVB-Licht in Deutschland in dieser Jahreszeit reicht jedoch häufig nicht aus, Vitamin D in ausreichenden Mengen herzustellen.
Erhöhtes Sterberisiko bei Erkrankungen der Atemwege
Die Sterblichkeit war bei Studienteilnehmern mit sehr niedrigen und niedrigen Vitamin D-Spiegeln statistisch signifikant höher als bei Probanden, die höhere Konzentrationen von Vitamin D im Blut aufwiesen. Die Mortalitätsrate war innerhalb der achtjährigen Beobachtungszeit bei Personen mit sehr niedrigen Vitamin D-Werten 1,7-fach und bei Teilnehmern mit niedrigen Vitamin D-Werten 1,2-fach erhöht. Studienteilnehmer mit sehr niedrigen Vitamin D-Werten hatten insbesondere ein erhöhtes Risiko, an einer Erkrankung der Atemwege zu versterben (2,5-faches Sterberisiko); auch erlagen sie häufiger Herz-Kreislauf- (1,4-fach) oder Krebserkrankungen (1,4-fach).
Weitere Untersuchungen müssen offene Fragen klären
Zurzeit laufen große Untersuchungen, die noch einige Jahre Nachbeobachtungszeit benötigen, um die Frage der genauen Wirksamkeit von Vitamin D-Präparaten zu klären. „Die Ergebnisse dieser Studie zeigen jedoch, dass sich der Forschungsaufwand durchaus lohnen könnte, da niedrige Vitamin D-Spiegel in Deutschland sehr verbreitet sind”, sagt Dr. Ben Schöttker, der Erstautor der Arbeit.
Wohldosierte Sonnenbestrahlung und Vitamin D-Präparate helfen
Über Nahrungsmittel allein lässt sich der Bedarf an Vitamin D meist nicht decken. Der Wissenschaftler empfiehlt daher, sich in der warmen Jahreszeit wohldosiert in der Sonne aufzuhalten, um eine ausreichende Vitamin D-Versorgung sicherzustellen. Als Orientierung kann hier die Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) dienen: von März bis Oktober, je nach Hauttyp, 5 bis 25 Minuten Sonnenbestrahlung pro Tag auf Gesicht, Hände und unbedeckte Unterarme. Die DGE empfiehlt jedoch darüber hinaus die Einnahme eines Vitamin D-Präparats, wenn die benötigte Sonnenexposition für die endogene Synthese nicht gesichert ist (http://www.dge.de/pdf/ws/Referenzwerte-2012-Vitamin-D.pdf). Sie weist auch darauf hin, dass der heutzutage notwendige Sonnenschutz, die Versorgung mit Vitamin D über die endogene Synthese zunehmend erschwert. Deshalb ist es sinnvoll, unabhängig von der Jahreszeit dem Körper Vitamin D zu zuführen.