Akupunktur in der Schwangerschaft

Bei der geburtsvorbereitenden Akupunktur wird großes Augenmerk darauf gelegt, Ängste und damit Stress zu reduzieren, denn dieser kann die Wehentätigkeit stören.

Akupunktur während der Schwangerschaft kann nebenwirkungsarm Beschwerden lindern und Schwangere auf die Geburt vorbereiten. | Bild: Oksana Kuzmina – Fotolia

Das Ziel von Akupunktur in der Schwangerschaft ist es, die Schwangere körperlich und geistig auf die Entbindung vorzubereiten. So helfen die Nadeln beispielsweise dabei, Beschwerden wie Übelkeit oder Rückenschmerzen zu lindern, die Angst vor der Geburt in den Griff zu kriegen, ausbleibende Wehen auszulösen, den Schmerz durch Wehen zu verringern oder den Geburtsverlauf zu verkürzen.

Das lesen Sie in diesem Artikel:

Wie die Akupunktur während der Schwangerschaft wirkt
Chinesische Akupunktur bei Übelkeit in der Schwangerschaft
Rückenschmerzen in der Schwangerschaft – Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten
Akupunktur gegen Schwangerschaftsdepression und Ängste
Geburtsvorbereitende Akupunktur kann Geburtsverlauf verkürzen
Akupunktur bei Kinderwunsch
Wann die Schwangerschaftsakupunktur nicht durchgeführt werden sollte

Wie die Akupunktur während der Schwangerschaft wirkt

In der Traditionellen Chinesischen Medizin ist der freie Fluss der Lebensenergie, des Qi (sprich Tschi), Ausdruck von einer gesunden Körperfunktion. Treten sogenannte Qi-Blockaden auf, verdichtet oder verkrampft sich die betroffene Körperregion, wodurch Schmerzen, Krämpfe, Durchblutungsstörungen und selbst die typische morgendliche Übelkeit bei vielen Schwangeren entstehen können. Mittels sehr feiner Nadeln wird bei der Chinesischen Akupunktur das Qi an bestimmten Körperstellen mobilisiert und wieder zum Fließen gebracht. Der Einstich selbst ist beinahe schmerzfrei, doch in der Tiefe findet sich meist ein Punkt, der eine Art Kribbeln, Ziehen, Fließen oder Drücken auslöst. Dieses so genannte De-Qi-Gefühl ist es, dem die Chinesen die eigentliche Wirkung zusprechen. Es zeigt an, dass die Stagnation aufgelöst wird.

Chinesische Akupunktur bei Übelkeit in der Schwangerschaft

Während der Schwangerschaft kommt es durch das Wachstum des Fötus in den verschiedensten Organsystemen wie auch der Muskulatur und die hormonelle Umstellung zu großen Veränderungen. Der erhöhte Gestagenspiegel sorgt für eine Weitung von Magen und Darm. Der Mageneingang kann dadurch manchmal nicht richtig schließen und es kommt zu Sodbrennen und Übelkeit. Die Kontraktionsfähigkeit des Darms sinkt durch denselben Hormoneffekt. Wenn die Peristaltik lahmt, kann vermehrt Verstopfung auftreten.
In der Chinesischen Akupunktur werden verschiedene Punkte angewendet, um Schwangerschaftsübelkeit zu behandeln. Perikard 6 ist der wohl wichtigste und bekannteste. Er liegt auf der Unterarminnenseite etwa drei Fingerbreit entfernt von der Handgelenksfalte in Richtung Ellenbeuge. Zwischen den beiden Sehnen ist er leicht zu ertasten. Durch eine ca. einminütige Massage (Akupressur) können Sie ihn sogar selbst behandeln, um die Übelkeit zu lindern.
Weitere Punkte des Magen-Meridians etwa zwei Finger breit seitlich des Schienbeins, wie Magen 36, Magen 37 und Magen 39 helfen, die Verdauungsfunktion insgesamt zu stärken – und wirken sowohl auf die Übelkeit als auch die Verstopfung.

Rückenschmerzen in der Schwangerschaft – Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten

In der Schwangerschaft sind Rückenschmerzen eine häufige Begleiterscheinung. Das hat meist zwei Ursachen. Einerseits lockern sich Bänder und Muskeln im Becken und Bauchbereich durch die Schwangerschaftshormone. Dann kommt es leicht zu Reizungen der Lendenwirbelsäule und des Beckens. Andererseits werden Bänder und Gelenke durch das zusätzliche Gewicht vermehrt belastet.
Mit wachsendem Bauch verändert sich zudem die Körperstatik. Der Körperschwerpunkt verlagert automatisch nach vorne. Kompensatorisch bildet sich dann bei vielen Frauen ein Hohlkreuz, das Muskeln und Bänder belastet und ebenfalls Rückenschmerzen auslösen kann. In den letzten Wochen einer Schwangerschaft senkt sich das Kind bereits Richtung Beckenboden und kann dadurch die dort verlaufenden Nerven ebenfalls reizen. Vorsicht ist geboten bei seitlich links oder rechts oberhalb des Beckens sitzenden Rückenschmerzen. Denn es könnte sich um eine Infektion der Nieren oder einen Nierenstau handeln. In diesem Fall sollten Sie sofort einen Arzt hinzuziehen.
Je nach Ursache des Rückenschmerzes werden in der Akupunktur daher auch unterschiedliche Akupunkturpunkte behandelt. Es gibt bestimmte Punkte am Handrücken, die sich bei Ischiasbeschwerden und unteren Rückenschmerzen besonders bewährt haben. Außerdem finden sich wirksame Punkte des Blasenmeridians an den Kniekehlen und am Sprunggelenk zwischen Achillessehne und äußerem Knöchel, da sie über den Blasenmeridian mit dem gesamten Rücken in Beziehung stehen. Der untere Rücken selbst sollte bei Schwangeren hingegen nicht mit Nadeln behandelt werden.

Akupunktur gegen Schwangerschaftsdepression und Ängste

Einige Experten gehen davon aus, dass die Hormonumstellung nicht immer reibungslos verläuft und eventuell Schwangerschaftsängste und sogar Depressionen begünstigen kann. Auch starke Beschwerden während der Schwangerschaft, wie eine ausgeprägte Morgenübelkeit oder eine Traumatisierung durch frühere Geburten, können die Ängste vor der Geburt schüren. Zudem sind viele Frauen einer Doppelbelastung durch ihren Beruf oder weitere Kinder ausgesetzt, und Erschöpfung oder Stress haben einen negativen Effekt auf das Nervenkostüm. Eine Schwangerschaftsdepression äußert sich durch Symptome wie:

  • Schlafstörungen
  • Hohe Reizbarkeit
  • Freudlosigkeit und anhaltende Traurigkeit
  • Angst
  • Konzentrationsprobleme

Laut der Traditionellen Chinesischen Medizin sind diese Symptome größtenteils dem Herz- und Nieren-Meridian zugeordnet. Das Herz beherbergt den Geist-Shen, ein Konzept, das Verstand, Seele und Emotionen gleichzeitig beinhaltet. Die Niere hingegen ist mit der konstitutionellen Kraft, der Willenskraft und dem Umgang mit Ängsten assoziiert. Bei Depressionen und Ängsten sind häufig beide Funktionskreise betroffen, da die Erschöpfung der Nierenenergie gleichzeitig mit einer Ruhelosigkeit und Rastlosigkeit der Herzenergie einhergeht. Soweit die Theorie der TCM. Eine Behandlung richtet sich bei Depressionen entsprechend auf die

Harmonisierung von Nieren- und Herz-Meridian.

Nicht nur für das Wohlbefinden ist es wichtig, Ängste zu behandeln. Denn sie führen zu psychischem Stress und können die Wehentätigkeit stören. Bei der geburtsvorbereitenden Akupunktur wird darauf ein großes Augenmerk gelegt.

Die Akupunktur ist eine nebenwirkungsarme Behandlungsmethode, die auch in der Schwangerschaft vielseitig eingesetzt werden kann. | Bild: Fotolia

Geburtsvorbereitende Akupunktur kann Geburtsverlauf verkürzen

Ab der 36. Woche kann eine geburtsvorbereitende Akupunktur ca. einmal wöchentlich angewendet werden. Sie hat einen positiven Einfluss auf die Kontraktionen der Gebärmutter (Wehentätigkeit). Die geburtsvorbereitende Akupunktur wird eingesetzt, damit die Wehen weniger schmerzhaft sind und zielgerichteter auf die Austreibung des Babys wirken. Doch auch für andere geburtsvorbereitende Maßnahmen wird sie eingesetzt: Sie kann die Drehung des Kindes anregen, Ängste vor der Geburt lindern und sogar den Geburtsverlauf verkürzen. Eine Mannheimer Studie mit ca. 800 Schwangeren fand heraus, dass sich durch die geburtsvorbereitende Akupunktur der Geburtsverlauf von durchschnittlich 10 Stunden auf 8 Stunden verkürzen ließ. Das liegt mitunter daran, dass der Gebärmutterhals durch die Akupunktur nachweislich dehnbarer wird. Da die Akupunktur bei den Schwangeren Angst- und Stresslevel verringert, verbessert sich auch der Schlaf und damit die Kraft, die eine Frau für die Geburt zur Verfügung hat.
Darüber hinaus kann Akupunktur helfen, Wehen auszulösen. Bei der Terminüberschreitung verwendet man stark dynamisierende Akupunkturpunkte, die durch sanftes Drehen, Heben und Senken der Nadel zusätzlich stimuliert werden.

Akupunktur bei Kinderwunsch

Die Akupunktur scheint einen Effekt auf Teile des Zentralen Nervensystem (ZNS) zu haben, die wiederum den weiblichen Zyklus beeinflussen können. Denn ein zentrales Therapieziel in der Kinderwunschbehandlung mit der Chinesischen Akupunktur ist die Normalisierung der Regelblutung. Das gilt für verlängerte und verkürzte, schmerzhafte und verminderte Regelblutungen. Darüber hinaus verbessert sie die Durchblutung der Gebärmutter, so dass die Eizelle sich besser einnisten kann (verbesserte Implantationsrate). Diesen Effekt machen sich Reproduktionsmediziner bei der Kinderwunschbehandlung ebenfalls zunutze und begleiten eine IVF- oder ICSI-Behandlung (künstliche Befruchtung) sogar während der Prozedur mit Akupunktur.

Wann die Schwangerschaftsakupunktur nicht durchgeführt werden sollte

Die Akupunktur ist grundsätzlich ein sehr nebenwirkungsarmes Naturheilverfahren, das dem Ungeborenen nicht schadet und in vielen Fällen die Einnahme von Medikamenten unnötig macht oder zumindest eine geringere Dosierung ermöglicht.
Es können jedoch kleine Einblutungen oder ein leichter Schwindel auftreten. Darüber hinaus regt die Akupunktur die Bewegungen des Babys an. Im ersten Trimester sollte nicht unterhalb des Bauchnabels akupunktiert werden, ab dem zweiten Trimester sind der gesamte Bauchbereich und der Lendenwirbelbereich tabu. Stark dynamisierende oder energetisch absenkende Punkte sind ebenfalls mit Vorsicht anzuwenden. Dazu gehören auch Punkte am Ende der Extremitäten.
Es gibt einige Leiden, bei denen die Akupunktur kontraindiziert ist und nicht angewendet werden darf:

  • Schwangere, die an schweren neurologischen oder psychischen Erkrankungen leiden
  • Bei Blutungen, möglicher Fehlgeburt oder einer Präeklampsie (Schwangerschaftsgestose)
  • Herzpatienten, die blutgerinnungshemmende Medikamente einnehmen und Bluter

Ganz allgemein gilt, dass Akupunktur, insbesondere zur Behandlung in der Schwangerschaft, in die Hände von fundiert ausgebildeten Therapeuten/-innen gehört. Daher bietet sich an, nach Werdegang und Ausbildungsdauer zu fragen. Ein seriöser Therapeut reagiert darauf mit Verständnis und scheut sich niemals, solche Fragen zu beantworten.