Die Heilpflanzen der Indianer Nordamerikas

Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt: Echinacea stärkt die Immunabwehr und wirkt gegen Bakterien und Viren. | Bild: Jessmine – Fotolia

Die Ureinwohner Amerikas und Kanadas hatten ein hochentwickeltes Gesundheitswesen. Ihre Medizinmänner waren bereits auf Diagnostik bzw. Therapie spezialisiert und verfügten über außerordentlich große Heilpflanzen-Kenntnisse. Die Wirkung schrieben sie nicht den Pflanzen, sondern innewohnenden Geistern zu, die sie um Heilung baten. Unter Heilung verstanden sie, Körper, Geist, Umwelt, Kultur und Religion wieder in Einklang zu bringen.

Auf dem nordamerikanischen Kontinent lebten bis zur Eroberung durch europäische Invasoren mehr als 400 Völker in kleinen Gemeinschaften. Sie unterschieden sich in Sprache und Kultur. Das Land, auf dem sie lebten, war Gemeinschaftseigentum. Das Leben der Ureinwohner Nordamerikas und Kanadas war geprägt von großem Respekt gegenüber der Natur. Pflanzen wurden als beseelte Wesen betrachtet, bei denen man sich bedankte, wenn man sie erntete, um sie Kranken zu geben. Im Verständnis der Ureinwohner waren Krankheiten ein Ausdruck dafür, dass der Patient sich nicht im Einklang mit Körper, Geist, Umwelt, Kultur und Religion befand. Um ihn zu heilen, musste diese Harmonie wiederhergestellt werden. Dies geschah oft in einer Zeremonie, bei der rhythmisches Trommeln in Verbindung mit dem Verräuchern von Kräutern den Medizinmann in die Lage versetzte, die Geister um Heilung zu bitten.

Übernommenes Wissen: Ein Beitrag zur internationalen Pflanzenheilkunde

Erkrankte Invasoren nahmen das medizinische Wissen der Indianer in Anspruch und mit der Christianisierung beauftragte Mönche lernten die besten Heilpflanzen und Heilmethoden der Ureinwohner kennen. Sie erstellten Heilpflanzenlisten und brachten das Wissen nach Europa. Aber nicht nur ihr Wissen, ihre Schätze und ihr Land wurde den Indianern im Lauf der Geschichte geraubt. Viele fielen den Infektionskrankheiten der Europäer zum Opfer, da ihr Immunsystem keine Abwehr gegen die eingeschleppten Krankheitserreger hatte. Tausende verloren bei den Umsiedlungsmaßnahmen und bei Übergriffen ihr Leben. Widerstand wurde gewaltsam niedergeschlagen und ganze Völker fielen Massakern zum Opfer. Das Wissen der Indianer Nordamerikas wird heute als wertvoller Bestandteil der internationalen Pflanzenheilkunde geschätzt.

Sonnenhut (Echinacea): Die Sonnenhutpflanze gelangte nach der Entdeckung Amerikas nach Europa. Die Indianer verwendeten vorzugweise die frischen Pflanzen der Echinacea angustifolia (schmalblättriger Sonnenhut) gegen Husten, Erkrankungen der Atemwege und Verletzungen. Während bei den Comanche, einem Volk, das ursprünglich am Oberlauf des Platte River im Osten Wyomings lebte, aus dem Sonnenhut ein Brei hergestellt wurde, der gegen Zahnschmerzen und Halsschmerzen wirkte, setzten die drei Völker der Sioux, den Sonnenhut gegen Tollwut, Schlangenbisse und zur Desinfektion von Wunden ein. Die Inhaltsstoffe des Sonnenhuts, die sich hauptsächlich im Kraut und in den Wurzeln befinden, sind Echinacosid, ätherische Öle, Bitterstoffe und Harz.

Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt: Echinacea stärkt die Immunabwehr und wirkt gegen Bakterien und Viren. Echinacea ist heute in zahlreichen naturheilkundlichen Arzneimitteln enthalten wie z.B. in Contrainfect Hevert Erkältungstabletten, Mato Hevert Erkältungstropfen und Sinusitis Hevert SL.

Kalifornischer Goldmohn (Eschscholzia californica): Der Goldmohn diente den Ureinwohnern Nordamerikas als Mittel gegen Nervosität und Schlafstörungen, er wurde wegen seiner schmerzstillenden und krampflösenden Wirkung auch bei Verdauungsbeschwerden eingesetzt. Darüber hinaus fand er als Beruhigungs- und Betäubungsmittel Verwendung. Bis heute wird Goldmohn bei Nervosität und leichten Schlafstörungen verabreicht. Seine Wirksamkeit wird u.a. den enthaltenen Alkaloiden zugeschrieben.

Amerikanischer Ginseng (Panax quinquefolius): Der wilde Ginseng stand in der Wertschätzung der Indianer weit vorne. Die Wurzeln der Pflanze galten als Mittel, das die Abwehrkräfte, Vitalität und Potenz steigerte und den Alterungsprozess verlangsamte. Der wilde Ginseng wurde durch extensives Sammeln und Wildfraß nahezu ausgerottet, weswegen ab dem 18. Jahrhundert der kommerzielle Anbau des amerikanischen Ginsengs erfolgte. Dieser Ginseng wurde auch nach Asien exportiert. Noch heute wird Ginseng zur Stärkung eingesetzt, aber auch bei nachlassender mentaler Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit. Eine positive Wirkung auf den Zuckerstoffwechsel, Durchblutungsstörungen und Herzschwäche wurde ebenso festgestellt. Seine Inhaltsstoffe – Ginsenoside, ätherisches Öl, Polyacetylene, Phenolcarbonsäuren und Polysaccharide – stehen für eine entzündungshemmende und antioxidative Wirkung.

Lebensbaum (Thuja occidentalis): Der Lebensbaum gehört zu den wichtigsten Heilpflanzen der Ureinwohner Nordamerikas und Kanadas. Da der Lebensbaum giftig ist, wurden die Öle stark verdünnt zubereitet. Die Indianer verwendeten auch die Zapfen, die zu Pulver vermahlen wurden. Daraus stellte man einen Brei her für Umschläge bei Gelenkproblemen und Schmerzen. Der Tee aus den Blättern galt als fiebersenkend und blutreinigend und kam bei Erkältungen zur Anwendung. Die Zweige des Lebensbaums wurden für Schwitzbäder auf heiße Steine gelegt. Ihre ätherischen Öle linderten Rheumabeschwerden und senkten Fieber. Das aus der Thuja gewonnene ätherische Öl nahmen die Medizinmänner stark verdünnt als Stimulans ein oder nutzten es als Mittel zur Entwurmung.

Der Lebensbaum gelangte im 16. Jahrhundert nach Frankreich, von wo aus er in Europa heimisch wurde. Thuja wird noch heute eingesetzt bei Immunschwäche, Katarrhen im Hals-Nasen-Ohrenbereich und Nasennebenhöhlenentzündungen. Thuja occidentalis ist zum Beispiel in Hevertotox Erkältungstropfen enthalten, die zur Steigerung der Infektabwehr eingesetzt werden.