Wechselwirkung bei Medikamenten, Heilpflanzen und Homöopathie?
Dass sich Grapefruitsaft und Milch mit vielen Arzneimitteln nicht vertragen, dürfte vielen Patienten bekannt sein. Aber auch pflanzliche Arzneimittel können eine Wechselwirkung (auch Arzneimittelinteraktionen genannt) in Verbindung mit schulmedizinischen Medikamenten auslösen. Und wie sieht es mit homöopathischen Arzneimitteln aus? Welche Wirkstoffe sich nicht vertragen und was man bei der Medikamenteneinnahme beachten sollte, erfahren Sie hier.
Auch wenn sich Heilpflanzen meist gut mir chemischen Medikamenten vertragen – auch bei der „grünen Medizin“ kann es zu Wechselwirkungen kommen. Bekanntestes Beispiel: Johanniskraut. Das pflanzliche Mittel gegen leichte Depressionen kann die Wirkung von anderen Arzneimitteln wie zum Beispiel der „Pille“ herabsetzen. Aber auch Lebensmittel wie Zitrusfrüchte, Milchprodukte oder Lakritze können mit Medikamenten in Konflikt geraten.
Der Grapefruit-Effekt
Ob als Saft, Marmelade oder pur aus der Schale – Grapefruit kann die Wirkung vieler Medikamente verstärken. Verantwortlich dafür sind die enthaltenen Furanocumarine. Diese Stoffe blockieren im Darm Enzyme, die für den Abbau und die Ausscheidung vieler Medikamente nötig sind. Sogar noch Stunden nach dem Verzehr kann es zu Wechselwirkungen mit Medikamenten kommen. Wichtig zu wissen: Furanocumarine stecken nicht nur in Grapefruits, sondern auch in anderen Zitrusfrüchten wie Limonen, Limetten, Bitterorangen, Pampelmusen und Zitronen.
Ballaststoffe mit Verzögerungspotenzial
Wer morgens sein Müsli mit frischen Früchten genießt, sollte folgende Medikamente nicht zeitnah einnehmen: Schmerzmittel, Penicillin, das Antibiotikum Trimethoprim, das Schilddrüsenhormon Levothyroxin sowie Antidepressiva. Denn die Ballaststoffe im Müsli können die Aufnahme dieser Medikamente im Dünndarm verzögern und damit deren Verfügbarkeit. Auch ballaststoffreiches Obst und Gemüse reduziert die Verfügbarkeit dieser Arzneimittel. Viele Ballaststoffe sind in Ananas, Feigen, Pflaumen, Rhabarber, Chicorée, Gurken, Karotten, Hülsenfrüchten, Sauerkraut und Zwiebeln enthalten.
Leitungswasser statt Mineralwasser
Ebenso wenig bekannt wie erstaunlich: Auch Mineralwasser ist oft nicht geeignet, um Medikamente damit hinunterzuspülen. Der Grund: Kalziumhaltiges Mineralwasser kann dazu führen, dass Medikamente bereits im Darm mit dem Kalzium Verbindungen eingehen. Es bilden sich Klümpchen, die nicht mehr durch die Darmwand in die Blutbahn gelangen können. Die Folge: Die Medikamente und damit auch die Wirkstoffe bleiben im Darm, werden verdaut und ausgeschieden. Die Wirkung ist unzureichend. Das ist vor allem bei Antibiotika der Fall. Da auch Milch und Milchprodukte Kalzium enthalten, verhindern sie ebenfalls die Wirkung dieser Medikamente. Deshalb ist es am besten, während einer Antibiotikatherapie ganz auf Milch und Milchprodukte zu verzichten und die Tabletten mit einem Glas Leitungswasser einzunehmen. Auch Medikamente gegen Osteoporose und Fluortabletten vertragen sich nicht mit kalziumreichem Mineralwasser und Milch. Hier muss jedoch lediglich ein größerer zeitlicher Abstand gewahrt werden. Zwischen einem Glas Milch und der Einnahme der Tabletten sollten mindestens drei Stunden liegen.
Johanniskraut und Antibabypille
Johanniskraut ist eine bewährte Heilpflanze bei leichten depressiven Verstimmungen. Wer Medikamente oder die Antibabypille einnimmt, sollte jedoch vorsichtig sein und seinen Arzt um Rat fragen. Denn: Für Johanniskraut sind zahlreiche Wechselwirkungen bekannt. Verantwortlich dafür ist der Einfluss der wirksamen Bestandteile des Johanniskrautextraktes auf spezielle Enzyme, deren Aufgabe es ist, Medikamente um- und abzubauen. Johanniskraut steigert die Aktivität dieser Enzyme. Die Folge: Nimmt man seine Arznei wie gewohnt einmal täglich und zusätzlich ein Johanniskrautpräparat, wird der Wirkstoff schneller als sonst abgebaut – das Medikament wirkt kaum noch. Bekannt sind Wechselwirkungen von Johanniskrautpräparaten vor allem mit Cholesterinsenkern, der Antibabypille oder auch dem Asthma-Mittel Theophyllin.
Homöopathie und chemische Arzneimittel
Wenn Pfefferminzöl, Kaffee oder Schwarztee die Wirkung homöopathischer Arzneimittel stören können, was ist dann mit chemischen Arzneimitteln? Dass viele Patienten denken, schulmedizinische Medikamente und Homöopathie schließen sich aus, ist da nicht weiter verwunderlich. Doch: Wer regelmäßig Medikamente einnehmen muss, muss weder auf eine homöopathische Therapie verzichten noch seine Medikamente absetzen. Erfahrungsgemäß kommt es bei der gleichzeitigen Einnahme von homöopathischen und schulmedizinischen (allopathischen) Arzneimitteln nicht zu Wechselwirkungen. Der durch den homöopathischen Arzneistoff gesetzte regulative Reiz erreicht den Organismus auch, wenn gleichzeitig chemische Stoffe vorhanden sind. Viele Ärzte sehen in der Homöopathie deshalb eine sinnvolle Ergänzung zur Schuldmedizin, mit der sich Nebenwirkungen chemischer Medikamente reduzieren lassen. Homöopathische Arzneimittel können also in Absprache mit dem Arzt begleitend zu chemischen Medikamenten eingenommen werden, ohne dabei ihre Wirkung zu verlieren.
Quellen und weiterführende Links:
Apotheken Umschau: Heilen mit Homöopathie