Algen als Superfood – wie gesund?

Viele Arten von Superfood sollten nur in begrenzten Mengen konsumiert werden.

Für die propagierte gesunde Wirkung von Superfood fehlt es häufig an wissenschaftlichen Nachweisen. | Bild: puhhha – Fotolia

Veganismus ist in heutigen Zeiten nicht zuletzt auch eine Lifestyle-Entscheidung. Doch mit dem Verzicht auf tierische Lebensmittel gilt es, so manche Nährstoffe zu substituieren, um Mangelerscheinungen vorzubeugen. Hier kommt häufig Superfood ins Spiel, das besonders reich an wertvollen Mikronährstoffen sein soll. Neuester Schrei sind die Kelp Algen. Jedoch fehlt den Superfood-Versprechen oftmals der wissenschaftliche Nachweis.

Die Superfood-Story – problematisch

Unabhängig von dem Beitrag zu unserer Gesundheit, den bestimmte Superfoods möglicherweise leisten können, leiden die von Werbetreibenden entworfenen Superfood-Stories an einer isolierten Betrachtung einzelner Gesundheitsfaktoren, die künstlich gehypt werden. Meist wird darin ein exotisches Naturvolk präsentiert, das seit Urzeiten bestimmte Beeren, Wurzeln, Samen oder Algen isst und bei dem bestimmte Krankheiten wie Diabetes oder Krebs seltener oder gar nicht vorkommen. Angela Clausen von der Verbraucherzentrale NRW weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die erwähnten Naturvölker unter völlig anderen Bedingungen leben – sich anders bewegen, essen und mit Stressoren umgehen. Somit kann der Verzehr eines Superfoods nicht kausal in Beziehung zum Auftreten einer bestimmten Krankheit gesetzt werden. Es kommt wie so oft auf das Gesamtpaket an.

Auch bei Superfood gilt: die Dosis macht’s

Schaut man sich die Herstellung der Superfoods an, treten noch andere Probleme zutage. Die schnelle Verderblichkeit ist der Grund, warum Superfoods oftmals getrocknet oder zu einem Brei verarbeitet werden und dann als Pulver bzw. in Tablettenform angeboten oder einem anderen Produkt beigemengt werden. Durch die stark denaturierte Form wird es für den Verbraucher deutlich schwieriger, die Dosierung des verzehrten Superfoods richtig einzuschätzen. Dies wäre aber wichtig, denn eine Überdosierung von Superfoods kann sich negativ auswirken. Durch den starken Konzentrationsprozess können sie mehr Umweltschadstoffe enthalten als unkonzentrierte Produkte. Auch der vielfach angeführte Schutz vor freien Radikalen birgt hochdosiert Risiken. Denn wer zu viele Antioxidantien einnimmt, riskiert Wechselwirkungen mit Medikamenten und eine verschlechterte Aufnahme von Vitaminen. Selbst am hohen antioxidativen Potenzial der Superfoods sind Zweifel aufgekommen, denn die antioxidative Fähigkeit einer Frucht oder Beere wird unter Laborbedingungen im Reagenzglas gemessen. Im menschlichen Körper finden jedoch gänzlich andere Interaktionen zwischen freien Radikalen und Antioxidantien statt, sodass das antioxidative Potenzial gar nicht über die Labortests ermittelbar ist.

Dauerhafte Einnahme von Superfoods wie etwa Algen erhöht bestimmte Risiken

Die Entgiftungsorgane des Körpers kommen relativ gut mit Schadstoffen zurecht, die einmalig eingenommen werden. Anders verhält es sich, wenn diese über Monate täglich zugeführt werden. Ist ein Superfood in irgendeiner Form schadstoffbelastet oder zu hoch dosiert, kann der körpereigene Entgiftungsapparat dauerhaft überstrapaziert werden, mit teils riskanten Konsequenzen, wie das folgende Beispiel veranschaulicht:

  • Die schon erwähnte Kelp Alge kann aufgrund ihres hohen Jodgehalts leicht überdosiert werden, was sich negativ auf die Aktivität der Schilddrüse auswirken kann. Deshalb sind viele Meeresalgen in Deutschland nicht als Lebensmittel zugelassen. Der Jod-Bedarf eines Erwachsenen liegt bei 180 – 200 µg/Tag. Oftmals enthält jedoch schon eine Tablette Kelp Algen mehr Jod als diese Tagesdosis. Richten Sie sich daher unbedingt nach der empfohlenen Tageshöchstdosis. Zuviel Kelp kann neben Schäden an der Schilddrüse auch Schleimhautreizungen, Bronchitis oder Jod-Schnupfen hervorrufen. Aus den USA ist ein Fall bekannt, bei dem eine Frau nach regelmäßiger Einnahme von Kelp-Produkten eine Arsen-Vergiftung erlitt. Eine anschließende Untersuchung verschiedener Kelp Algen ergab, dass die meisten von ihnen nachweisbare Arsenrückstände enthielten. Zwar sind in Europa die Schadstoffkontrollen streng, doch sollte besonders dann Vorsicht walten, wenn man plant, ein bestimmtes Superfood regelmäßig über mehrere Wochen oder gar Monate einzunehmen.

Laut Ökotest ist wegen Schadstoffen Vorsicht geboten

Ökotest hat verschiedene Superfoods unter die Lupe genommen und fällt ein kritisches Urteil. So sollen zum Beispiel Chiasamen aus den Anden das Schlaganfallrisiko senken, Blutzuckerschwankungen reduzieren und einer Herzinfarktgefahr vorbeugen. Gojibeeren aus China gelten als Anti-Aging-Produkte und Hanfsamen sollen Müdigkeit und Erschöpfung vorbeugen. Für die gesundheitlichen Vorteile dieser Produkte fehlen allerdings bisher die wissenschaftlichen Beweise. Darüber hinaus untersuchte Ökotest 21 Produkte auf ihre Unbedenklichkeit. Manche Moringablätter- und Weizengrasprodukte enthielten zum Beispiel mehrere Pestizide, und zwar in einer Menge, wie sie gerade noch für Kräutertees erlaubt ist. Manche Goji-Beeren enthielten 16 verschiedene Pestizide, in einem Fall sogar über dem gesetzlichen Grenzwert. Viele Superfoods enthielten zudem Mineralölkohlenwasserstoffe, vor allem gesättigte Mineralöle (MOSH). Sogar die möglicherweise krebserregenden aromatischen Mineralöle (MOAH) fanden sich in einzelnen Produkten. Da viele der Superfoods erst seit kurzem auf dem Markt sind, fehlt es vielerorts an Erfahrungswerten im Herstellungsprozess.

Kelp Algen als neues Superfood

Bei Kelp Algen handelt es sich um Meeresalgen, die vorwiegend in den Küstenregionen des Nordpazifiks gedeihen und nach denen in Asien, wo traditionell reichlich Algen verzehrt werden, eine hohe Nachfrage besteht. Als Nahrungsergänzungsmittel liefert die Alge vor allem Jod, Alginsäure und Mineralien wie Kalzium, Kupfer, Natrium und Schwefel. Sie ist darüber hinaus reich an Vitaminen: die Vitamine A, B1, B3, B5, B6, B9, B12, C, E und Zink sind enthalten. Allerdings muss sollte der Gehalt an Mikronährstoffen immer im Verhältnis zur empfohlenen Tagesmenge und nicht in Bezug auf 100 Gramm Lebensmittel betrachtet werden, denn 100 g Algen täglich wären alles andere als gesund! Kelp gibt es in Form von Tabletten zu kaufen. Diese sollten allerdings nur in Absprache mit dem Arzt und dann in geringen Mengen konsumiert werden. Denn wir Europäer sind weniger als die Asiaten an den hohen Jodanteil gewöhnt. Deutlich sicherer als die unkontrollierte Einnahme noch wenig erforschter Lebensmittel ist die Aufwertung der Ernährung mit bewährten Vitaminpräparaten. Diese sind im Labor unter strengen Bedingungen auf ihre Unbedenklichkeit kontrolliert und nicht mit Umweltschadstoffen belastet. Vitaminspezialist Hevert bietet zum Beispiel eine breite Palette an Vitaminen an.

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