Lipödem: häufig mit Adipositas verwechselt

Mit Homöopathie können durch Lipödeme verursachte Beschwerden mitunter gelindert werden.

Bewegungstherapie ist häufig Bestandteil der Behandlung eines Lipödems.| Bild: pikselstock – Fotolia

Das Lipödem ist ein relativ neu entdecktes Krankheitsbild. Es wird auch „Säulenbein“ oder „Reiterhosenphänomen“ genannt. Das Krankheitsbild ist gekennzeichnet von einer Fettverteilungsstörung: Während es an Armen, Beinen und Gesäß zu einer Ansammlung von Fettgewebe kommt, ist der Körperstamm nicht bzw. erst in einem sehr fortgeschrittenen Stadium betroffen. Das Lipödem betrifft Frauen 100mal häufiger als Männer.

Immer wieder wird das Lipödem von Ärzten mit einem Lymphödem (Ansammlung von Wasser, nicht Fett) oder einer Adipositas verwechselt. Beim Lipödem handelt es sich um eine Vermehrung und Vergrößerung der Fettzellen im Unterhautfettgewebe der Extremitäten, die zu einer prallen Spannung und später auch zu Schmerzen führt. Bei den wenigen betroffenen Männern liegt meist auch eine Hormonstörung (Androgenmangel) vor. Die Behandlung des Lipödems ist kompliziert und beinhaltet eine Kombination von Therapieformen.

Ursachen des Lipödems

Da das Lipödem bei den betroffenen Frauen meist entweder in der Pubertät, nach einer Schwangerschaft oder in den Wechseljahren erstmalig auftritt, geht man von einer Beteiligung des Hormonsystems aus. Auch tritt die Krankheit familiär gehäuft auf und hat somit eine genetische Komponente. Vermutlich führt ein Gendefekt zu einer Fehlfunktion der Durchblutung der kleinsten Gefäße, die zu viel Eiweiße in das umliegende Unterhautfettgewebe abgeben. In der Folge ist das Lymphsystem überfordert, die hohe Menge an Eiweißen abzutransportieren.

Lipödem: Symptome verstärken sich mit der Zeit

Es entstehen Vergrößerungen und Vermehrungen der Unterhautfettzellen in den Armen, aber vor allem den Beinen und dem Gesäß. Der Oberkörper behält dabei seine normale Form. Das Lipödem tritt in der Regel beidseitig auf, Hände und Füße bleiben jedoch ödemfrei. Durch die Ablagerungen von Eiweißen im Unterhautfettgewebe kommt es zu chronischen Entzündungsprozessen, die das Fettgewebe verhärten lassen. Da die kleinsten Blutgefäße, Kapillaren genannt, durchlässiger werden, gelangt zunehmend auch Wasser in das Gewebe, was die Problematik vergrößert: Insbesondere bei längerem Sitzen, Stehen oder an warmen Sommertagen verstärkt sich die Schwellung der Beine zusätzlich. Im fortgeschrittenen Stadium kommt es dann vermehrt zu Hämatomen (blaue Flecken, die schon bei leichten Stößen auftreten). Dazu gesellen sich Schmerzen, die durch die hohe Spannung des Gewebes versursacht werden. Die Schmerzen entstehen dabei konkret durch eine Phlebostase, d. h. eine Kompression der kleinen Lymphgefäße und Venolen (kleinste Venen) der Unterhaut. Das Gewebe wird prall, druckschmerzempfindlich, und im späteren Verlauf kommt es zu Dauerschmerzen, die die Beweglichkeit der Betroffenen maßgeblich einschränkt. Auch kann die Krankheit im fortgeschrittenen Stadium auf Nacken, Rücken und Bauch übergreifen. Es bilden sich nun auch sichtbare Fettkragen an Handgelenken und Fußknöcheln.

Lipödeme sind schwer zu diagnostizieren

Die richtige Diagnose ist die Grundvoraussetzung für die richtige Therapiewahl. Bei einer Fehldiagnose auf Adipositas würde man eine Gewichtsabnahme durch spezielle Diäten und mehr Bewegung verordnen. Beim Lipödem greifen diese Maßnahmen nur wenig, da eine erhöhte Kalorienaufnahme für die Vermehrung des Fettgewebes eine eher untergeordnete Rolle spielt. In der Diagnostik wird das Lipödem in drei Stadien eingeteilt:

  • Stadium I: die Hautoberfläche ist noch glatt, aber die Unterhaut bereits verdickt und es bilden sich kleine Knötchen in der Fettschicht
  • Stadium II: Die Hautoberfläche wird uneben (Orangenhaut) und die Knötchen der Fettschicht sind vergrößert
  • Stadium III: Das Unterhautfettgewebe nimmt eine derbe Struktur an, ist härter und es kommt zu unförmigen Fettlappen

Beim Arzt wird zunächst eine Befragung, Inspektion und Abtastung vorgenommen. Die typischen Proportionen zwischen Beinen und Oberkörper, die Neigung zu Wassereinlagerungen und Hämatomen und die Druckschmerzhaftigkeit bei der Berührung sprechen für ein Lipödem. Darüber hinaus wird ein Ultraschall durchgeführt, um die Verbreiterung der Unterhaut zu beurteilen. Auch kann eine Lymphographie durchgeführt werden, um Stauungen festzustellen.

Die Therapie des Lipödems

Für die Therapie des Lipödems wird zunächst von ärztlicher Seite eine konservative Vorgehensweise empfohlen. Regelmäßige Lymphdrainagen nehmen Schwellung und Druck aus dem Gewebe. Dabei werden bestimmte Massagetechniken und Handgriffe angewendet, um den Lymphfluss zu steigern. Außerdem werden maßgeschneiderte Kompressionsstrümpfe verordnet sowie Behandlungen mit einem pneumatischen Wechseldruckgerät (apparative intermittierende Kompression). Dieses verfügt pro Bein über 12 unabhängige Luftkammern, die sich stufenweise vom Knöchel hin zum Oberschenkel füllen. So wird die Flüssigkeit schrittweise aus dem Bein nach oben herausgedrückt. Der Druck wird dabei für jeden Patienten individuell eingestellt.

Bei der Bewegungstherapie haben sich insbesondere Wassersportarten bewährt. Die regelmäßige Bewegung im Wasser hat einen der Lymphdrainage ähnlichen Effekt. Bei Übergewicht wird ebenfalls dazu angeraten, das Körpergewicht dauerhaft durch eine Umstellung der Ernährung zu senken. Diese Behandlungen haben allerdings nur eine symptomatische Wirkung und können die Krankheit nicht heilen. Sie müssen deshalb ein Leben lang durchgeführt werden.

Auch mit der Homöopathie lassen sich die Beschwerden lindern, die ein Lipödem mit sich bringt. So regt beispielsweise das Mittel Lymphaden Hevert Complex den Lymphfluss an, um den Abtransport überschüssiger Eiweiße zu begünstigen und so die Schwellungen zu reduzieren.

Fettabsaugen bei Lipödem nur zweite Wahl

Wenn die konservative Therapie innerhalb von drei bis sechs Monaten keine spürbare Verbesserung erzielt, kann eine Liposuktion (Fettabsaugen) Erleichterung für einen längeren Zeitraum verschaffen. Allerdings ist der Eingriff nicht ungefährlich und sollte von Chirurgen durchgeführt werden, die nicht nur auf die kosmetische Chirurgie spezialisiert sind. An Armen und Beinen müssen mehrere Eingriffe erfolgen und der Chirurg sollte die Nerven- und Gefäßstrukturen sehr genau kennen, um mögliche Schäden zu verhindern. Auch diese Therapie heilt das Lipödem nicht. Daher ist es wichtig, die oben genannten Empfehlungen lebenslang durchzuführen.