Osteomalazie und Vitamin D

Bei Osteomalazie empfiehlt der Arzt meist eine Therapie mit Vitamin D.

Vitamin D kann entweder über die Nahrung aufgenommen oder durch Sonnenbestrahlung in der Haut gebildet werden. | Bild: 16to9foto – Fotolia

Vitamin D-Unterversorgung gilt als mögliche Ursache für eine Osteoporose und ein ausgeprägter Mangel kann zu einer Osteomalazie führen. Die Krankheit, die sich durch Schmerzen im gesamten Knochengerüst äußert und vor allem im Alter auftritt, wird häufig nicht diagnostiziert. Der Begriff Osteomalazie setzt sich aus zwei Teilen zusammen: Os bedeutet auf Latein „Knochen“ und Malazie steht für eine „krankhafte Erweichung“, unter der die Knochen bei dieser Erkrankung leiden.

Das lesen Sie in diesem Artikel

Vitamin D-Mangel bei bestimmten Bevölkerungsgruppen stark ausgeprägt
Osteomalazie – verschiedene Ursachen
Osteomalazie – Symptome
Osteomalazie – Diagnose
Osteomalazie – Therapie und Vitamin D-Versorgung

Knochen setzen sich aus hartem, mineralisiertem Knochengewebe und einer weicheren Knochenmatrix zusammen. Bei der Osteomalazie überwiegt die weiche Knochenmatrix im Verhältnis zum mineralisierten Knochen zu stark. Die Folge der Knochenerweichung: Die Knochen verformen sich an den stärker belasteten Stellen. Zusätzlich kommt es zu dumpfen Schmerzen, die von der Knochenhaut (Periost) ausgehen, schleichenden Knochenbrüchen im gesamten Skelett (Stressfrakturen) und einer Muskelschwäche. Insbesondere bei älteren Menschen gilt der Vitamin D-Mangel als eine der Hauptursachen für diese Störung des Knochenstoffwechsels. Vitamin D sorgt dafür, dass sich die menschlichen Knochenstammzellen ausbilden und reifen. Darüber hinaus regelt es den Einbau von Kalzium in die Knochen und spielt im Phosphatstoffwechsel eine wichtige Rolle. Daher kommt dem Vitamin D-Mangel eine zentrale Rolle in der Osteomalazie zu. Jedoch gibt es noch weitere mögliche Ursachen.

Vitamin D-Mangel bei bestimmten Bevölkerungsgruppen stark ausgeprägt

Insgesamt hat das Robert Koch-Institut einen Vitamin D-Mangel bei 30 % und eine unzureichende Vitamin D-Versorgung bei insgesamt rund 60 % der deutschen Bevölkerung ermittelt. Studien zufolge ist der Vitamin D-Mangel in Europa und den USA bei den über 65-Jährigen besonders stark ausgeprägt. Aber auch Frühgeborene, Jugendliche, schwangere oder stillende Frauen tragen ein höheres Risiko.

Vor allem bei älteren Menschen kann ein Mangel an Vitamin D eine der Hauptursachen für eine Störung des Knochenstoffwechsels sein.

Um dem Vitamin D-Mangel entgegenzuwirken werden bei der Therapie von Osteomalazie häufig Vitamin D-Präparate vergeben. | Bild: pathdoc – Fotolia

Osteomalazie – verschiedene Ursachen

Neben einem Mangel an Vitamin D kann aber auch der Vitamin D-Stoffwechsel gestört sein. Vitamin D3 ist eine Vorstufe der aktiven Form Calcitriol und wird natürlicherweise entweder durch Sonnenbestrahlung in der Haut gebildet oder – zu deutlich geringerem Anteil – über die Nahrung im Darm resorbiert. Während der Aufnahme-, Bildungs- und Aktivierungsschritte sind verschiedene Störungen möglich, etwa eine durch Erkrankungen wie Zöliakie oder Morbus Crohn verursachte Vitamin D-Resorptionsstörung im Darm, eine Vitamin D-Mangel- oder Fehlernährung, eine unzureichende Sonnenbestrahlung der Haut oder eine Nierenfunktionsstörung. Darüber hinaus gibt es noch deutlich seltenere Ursachen, wie einen Phosphatasemangel, eine Störung der Knochenmatrix oder Nebenwirkungen bestimmter medikamentöser Therapien wie zum Beispiel der Fumarsäuretherapie oder Fluoridtherapie.

Osteomalazie – Symptome

Die Betroffenen klagen über diffuse Schmerzen im gesamten Körperskelett und reagieren mit Druckempfindlichkeit der Knochen, da es zu vielen kleinen Stressfrakturen innerhalb des Knochens kommt. Die Schmerzen treten insbesondere in der unteren Wirbelsäule, im Becken und in den Beinen auf, da das Skelett hier die größte Belastung erfährt. Hinzu kommt eine vermehrte Knochenbruchgefahr der Rippen, der Wirbelkörper und der langen Röhrenknochen der Extremitäten. Besteht die Osteomalazie über einen längeren Zeitraum, kann es zur Bildung von O-Beinen, Verformungen des Brustkorbs oder Verformungen der Wirbelkörper (Fischwirbelkörper, Keilwirbelkörper) kommen. Eine Schwächung der Po-Muskulatur kann sich als so genannter Watschelgang bemerkbar machen.

Osteomalazie – Diagnose

Die Diagnose erfolgt auf Basis der Anamnese oder Befragung des Patienten, den klinischen Zeichen (wie etwa Druckschmerzhaftigkeit der Knochenhaut), verschiedenen Laborbefunden und einer Röntgenuntersuchung. Ein Laborbefund ergibt oft einen Kalzium- oder Phosphatmangel im Blutserum sowie eine erhöhte alkalische Phosphatase durch die vermehrten Umbauprozesse im Knochen. Ein Urintest kann eine verringerte Ausscheidung von Kalzium oder Phosphat ergeben. Beim Röntgen lassen sich im fortgeschrittenen Stadium bandförmige aufgehellte Streifen erkennen (als Looser-Umbauzonen bezeichnet), die meist im Oberschenkelknochen auftreten. Sie rühren daher, dass eine Stressfraktur entstanden ist, die im Heilungsprozess nicht wieder richtig mineralisiert wurde. Die Wirbelsäule zeigt ebenfalls Auffälligkeiten, da die Wirbelkörper fisch- oder keilförmig verformt sein können.

Osteomalazie – Therapie und Vitamin D-Versorgung

Die Therapie gehört in Hand eines Arztes. In den meisten Fällen ist eine Versorgung mit Vitamin D3, wie etwa mit Vitamin D3 Hevert, das Mittel der Wahl, um den Vitamin D-Spiegel wieder zu normalisieren. In Fällen von Fehl- oder Mangelernährung, wie sie oder einer fettfreien Diät vorkommen kann, oder bei Menschen, die zu wenig den Sonnenstrahlen ausgesetzt sind, tritt die Wirkung in der Regel bereits nach wenigen Wochen ein. Zusätzlich wird Kalzium gegeben, um die Remineralisierung der Knochen zu fördern. Wichtig sind dabei regelmäßige Laborkontrollen, um eine Überdosierung mit Vitamin D3 und Kalzium zu vermeiden.

Eine Malabsorption, wie sie bei Morbus Crohn oder einer Glutenunverträglichkeit auftreten kann, bedarf hoher Dosen an Vitamin D3 und die Grundkrankheit sollte ebenfalls behandelt werden. Bei der renalen Osteomalazie, die durch ein chronisches Nierenleiden entstehen kann, werden zusätzlich Phosphatbinder eingenommen und bei der Ernährung auf eine Reduktion des Verzehrs phosphathaltiger Lebensmittel geachtet.

 

>Sehen Sie hier unser Dossier zum Thema Vitamin D und Vitamin D-Mangel