Verräterischer Körpergeruch

Wenn Menschen sich näher kommen, kann unangenehmer Körpergeruch zu Problemen führen. Er weist zudem oft auf Krankheiten hin.

Wenn Menschen sich näher kommen, kann unangenehmer Körpergeruch zu Problemen führen. Er weist zudem oft auf Krankheiten hin. | Bild: Doreen Salcher – Fotolia

Redewendungen wie „Der stinkt mir“ oder „jemanden gut riechen können“ weisen darauf hin: Der menschliche Körper kommuniziert auch über seinen Geruch. Und der ist nicht nur dafür verantwortlich, ob die Chemie zwischen zwei Menschen stimmt oder nicht – er verrät auch, ob wir glücklich sind, Angst haben oder, im Fall von unangenehmem Körpergeruch, krank sind.

Wie wir riechen, bestimmen in erster Linie unsere Gene. Jeder Mensch hat seine ureigenste Duftmarke, die von der DNA abhängt und daher stammt, dass die bei der Zellerneuerung nicht mehr gebrauchten Zellen über die Haut abgestoßen werden. Dieser ureigene Körpergeruch spielt laut Erkenntnissen der Max-Planck-Gesellschaft bei der Partnerwahl eine Rolle. Unbewusst suchen wir uns einen Partner, dessen Gen-Ausstattung sich deutlich von unserer eigenen unterscheidet. Denn: Ein möglichst großer Gen-Mix bietet die größte Chance für eine hohe Krankheitsresistenz bei den Nachkommen. Aber auch unsere Ernährung hat Anteil daran, wie wir riechen. Das weiß jeder, der einmal in der überfüllten S-Bahn neben jemandem stand, der am Vorabend eine knoblauchhaltige Mahlzeit zu sich genommen hat. Nicht nur Knoblauch, auch Zwiebeln, Rettich, Kohl und Rucola schicken ihre geruchsintensiven Stoffe über die Blutbahn in die Lunge. Sie werden dann über die Poren der Haut ausgeschieden und mit dem Atem ausgeatmet. Ob wir einen Duft als angenehm oder unangenehm wahrnehmen, ist nicht angeboren, sondern erlernt. Wer viel und gerne Knoblauch isst, wird diesen Körpergeruch nicht als unangenehm empfinden.

Wahrnehmbarer Körpergeruch bei Angst und Glück

Düfte können sich ins Gedächtnis einprägen und Erinnerungen und Emotionen hervorrufen. Wie die neuere Forschung nachweist, geben unsere Duftmarken auch Aufschluss darüber, in welchem emotionalen oder gesundheitlichen Zustand sich unser Gegenüber befindet. So wies eine Studie der Universität Utrecht nach, dass die über Schweiß ausgesendeten Chemosignale beim Empfänger ähnliche Emotionen hervorrufen wie beim Absender. Frauen, denen Angst-Geruchsproben von Männern vorgelegt wurden, zeigten Anzeichen von Angst: Ihr Gesichtsausdruck wurde ängstlich, Atmung und Augenbewegung waren beschleunigt. Nach dem Riechen von Ekel-Geruchsproben hatten Frauen einen angewiderten Gesichtsausdruck und verlangsamten ihre Atmung. Kamen die Chemosignale jedoch von einem glücklichen Menschen, so nahmen die Testpersonen auch das wahr und hatten einen glücklichen Gesichtsausdruck. Diese „Übertragungen“ liefen unbewusst ab.

Unangenehmer Körpergeruch und Krankheit können miteinander einhergehen

Mundgeruch und übelriechender Schweiß müssen nicht Ausdruck mangelnder Hygiene sein. Zwar ist Schweiß zunächst geruchsneutral. Einen unangenehmen Geruch bekommt er erst durch die Arbeit von auf der Haut befindlichen Bakterien, die ihn zersetzen. Neben einer überschießenden Schweißproduktion (Hyperhidrose) kann auch die hormonelle Umstellung in der Pubertät und in den Wechseljahren für einen unangenehmen Körpergeruch sorgen. Mund- und Körpergeruch können auch Anzeichen für Krankheiten sein. Bekanntestes Beispiel ist der alkoholartige Azeton-Mundgeruch, den Diabetiker bei Unterzuckerung haben, aber auch Menschen, die aus Diätgründen hungern. Dieser Geruch entsteht bei der Verwertung von Körperfett, wenn alle anderen Energiequellen aufgebraucht sind. Ein unangenehm süßlicher Körpergeruch kann auf Entzündungen der Nasennebenhöhlen, des Rachens oder der Mandeln hinweisen. Hier sind die Eiterherde für den Geruch verantwortlich. Leber- und Nierenerkrankungen können einen Körpergeruchsmix aus Urin und Ammoniak erzeugen, Karies und Parodontose hingegen können einen nach faulen Eiern und Verwesung stinkenden Mundgeruch verursachen. Verantwortlich dafür sind zu viele im Mundraum lebende Bakterien, die Eiweiß zersetzen und dabei schwefelhaltige Verbindungen erzeugen.

Krankheiten riechen

Hunde sollen dank ihres hervorragend ausgebildeten Geruchssinns in der Lage sein, vor einer Blutzuckerkrise oder einem epileptischen Anfall zu warnen. In Untersuchungen haben Hunde mit einer über 90-prozentigen Trefferquote Brust-, Eierstock-, Lungen-, Darm- oder Blasenkrebs erschnüffelt. Neueste Erkenntnisse weisen darauf hin, dass Tiere und Menschen, die sich mit Malaria angesteckt haben, spezielle Duftmarken aussenden. Der Erreger, ein Einzeller aus der Gattung Plasmodium, muss nämlich zurück in die Anopheles-Mücke, um sich weiter auszubreiten. Von den Duftstoffen angezogen, sticht die Mücke und nimmt den Erreger auf. Diese Duftmarken sind auch nach überstandener Krankheit noch vorhanden.