Wie Licht Gesundheit und Stimmung beeinflusst

Die beste Lichttherapie ermöglicht immer noch die Sonne.

Licht hat einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf unsere Gesundheit. | Bild: drubig-photo – Fotolia

Welchen Einfluss hat Licht auf unsere Gesundheit? Dass die Jahreszeiten die Stimmung beeinflussen, wusste man schon früher – so setzten Ärzte bereits im alten Ägypten Sonnenlicht für die Lichttherapie ein. Doch erst 1903 konnte der dänische Arzt Niels Ryberg Finsen durch systematische Forschung eine positive Wirkung der Lichttherapie auf die „Saisonal Abhängige Depression“ (SAD) nachweisen.

Dieser Effekt lässt sich nicht nur für die Behandlung von Depressionen nutzen, sondern auch, um die Konzentrationsfähigkeit, das Wohlbefinden und wahrscheinlich sogar den Vitamin-D-Spiegel zu steigern. Dieser Effekt ist insbesondere für Menschen in nördlichen Breitengraden mit langen Wintern sowie für Menschen, die sich viel in Innenräumen und Fahrzeugen aufhalten, wichtig.

Licht beeinflusst unsere Stimmung

1991 entdeckten Forscher in Mäuseaugen einen Fotorezeptor, der weder den Zapfen zur Farbwahrnehmung noch den Stäbchen zur Wahrnehmung von Helligkeit zugeordnet werden konnte. Über diesen Rezeptor verfügt auch das menschliche Auge. Er reagiert weniger schnell auf die Umgebungshelligkeit und dient nicht der Erkennung von Mustern. Vielmehr soll er dem Gehirn eine stabile Information über die Tageszeit vermitteln und ist damit an dem sogenannten circadianen Rhythmus beteiligt, der unsere biologische Uhr im 24-Stunden-Rhythmus ticken lässt. Er ist direkt mit dem Nucleus suprachiasmaticus der Zirbeldrüse verbunden, die die Ausschüttung des Wachhormons Cortison und des Schlafhormons Melatonin steuert. Dadurch erfährt also jede Körperzelle beinahe in Echtzeit, welche Tageszeit in der Umwelt vorliegt. Je mehr Licht im sichtbaren Lichtspektrum auf die Netzhaut fällt, umso wacher ist der Organismus.

Ein sonniger Sommertag liefert beeindruckende 100.000 Lux Licht. Zum Vergleich: an einem bewölkten Tag oder im Winter sind es gerade einmal 3.500 Lux. In Gebäuden ist es nochmals dunkler. Bei der Lichttherapie führen bereits die 10.000 Lux einer Tageslichtlampe über die Dauer einer halben Stunde zu einer nachweisbaren Stimmungsaufhellung. Dabei ist es wichtig, die Augen nicht zu schließen – wegen der Fotorezepturen in der Netzhaut.

Lichttemperatur ist entscheidend

Im Tagesverlauf verändert sich ständig die Lichttemperatur. Morgens dominiert blaues und zum Abend hin rotes Licht. An dieses Wechselspiel der Lichtfarben ist der menschliche Körper viel präziser angepasst, als lange angenommen. Etwa 10 % der menschlichen Gene verändern im Tagesverlauf ihre Aktivität und sind fein aufeinander abgestimmt. In der Chemotherapie macht man sich dieses Wissen bereits zunutze, indem man den Zeitpunkt der Zellteilung von Krebszellen bestimmt und die Verabreichung der Therapeutika daran anpasst. Dadurch können weniger Medikamente verabreicht und deren Wirksamkeit optimiert werden. Und in Altenwohnheimen kann zum Beispiel die Quote nächtlicher Verwirrtheitszustände durch eine sorgfältig abgestimmte Lichtplanung mit einer deutlich helleren Beleuchtung verringert werden.

Lichtplanung für Tageslichtmuffel

Die Architektur und Beleuchtungstechnik hat diese Erkenntnisse aufgegriffen, um eine smarte Lichtplanung für Gebäude und Verkehrsmittel wie Flugzeuge und Autos zu entwickeln. In Flugzeugen wird zum Beispiel durch eine Veränderung der Lichtfarbe und -intensität versucht, den Jet Lag abzumildern. Es geht mittlerweile also nicht mehr nur darum, dass sich Menschen in Kunstlichtszenarien wohl fühlen oder dass die Umgebung in einem positiven Licht erstrahlt. Ziele der Lichtplanung umfassen eher eine möglichst hohe Konzentrationsfähigkeit, die Verringerung der Tagesmüdigkeit und die Vorbeugung von Schlafstörungen. Denn wer morgens in einem schlecht ausgeleuchteten Büro sitzt und abends in der Dunkelheit vor seinem Tablet oder Smartphone, bringt damit seinen Schlaf-Wach-Rhythmus durcheinander. Dasselbe Tablet-Licht wird hingegen unbedeutend für den Körper, wenn er morgens eine starke Lichtdusche abbekommen hat. Durch die stabile Wahrnehmung der Gesamthelligkeit scheint der Körper zu wissen, wie er seinen Schlaf-Wach-Rhythmus ausrichten muss, und wird dabei von kurzzeitigen Irritationen nicht aus der Bahn geworfen.

Für das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit am Arbeitsplatz laufen derzeit Versuche für die Lichtplanung, um eine freundliche, dem Tagesverlauf angepasste Lichtsituation zu schaffen. Das Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation in Stuttgart hat hierfür die perfekte Simulation von Tageslicht mit seinem „virtual sky“ entwickelt. Dort ist ein Raum mit einem 34 qm großem Bildschirm ausgestattet, der 16 Millionen Farben erzeugen kann und mit dem die Wirkung unterschiedlicher Farbspektren auf den menschlichen Organismus untersucht werden kann.

Tageslicht ist immer noch das perfekte Licht

Die Natur macht es vor: Die perfekte Lichtteraphie kommt von der Sonne, da sie nicht nur extrem hell ist, sondern auch das gesamte Lichtspektrum abdeckt. Moderne LED-Technik hingegen leuchtet (noch) in einem wesentlich engeren Lichtband. Hinzu kommt: Das unsichtbare UVB-Licht der Sonne erzeugt in der Haut das lebenswichtige Vitamin D. Dieser Effekt lässt sich zwar auch mit Kunstlicht erzielen, er ist aber derzeit noch eher in der Lichttherapie als in Großraumbüros Realität. Daher sollten sich Menschen, die in Nordeuropa leben möglichst viel unter freiem Himmel aufhalten und ihr Gesicht und ihre Unterarme regelmäßig direktem Tageslicht aussetzen. Das wirkt sich nicht nur positiv auf den Vitamin-D-Spiegel aus, sondern hebt auch die Stimmung.

>Sehen Sie hier unser Dossier zum Thema Vitamin D und Vitamin-D-Mangel

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Bild: Hevert