Immunsystem: Jetzt heißt es wieder stark sein!

Das unspezifische Immunsystem schützt den Menschen von Geburt an vor Fremdkörpern wie Viren.

Ist unser Immunsystem mit Virenabwehr beschäftigt, kommt es zu den typischen Erkältungssymptomen. | Bild: fotoliaxrender – Fotolia

Die Winterzeit ist auch die Zeit der Viren. Wohl dem, der über ein starkes Immunsystem verfügt. Erkältungen gelten als Zeichen schwacher Abwehrkräfte. Doch diese Annahme ist ebenso verbreitet wie falsch. Wie unser Immunsystem und die unspezifische Immunabwehr funktionieren und warum man sich über den nächsten starken Schnupfen trotz aller Unannehmlichkeiten freuen sollte, lesen Sie hier.

Über den Atem, die Nahrung und den Körperkontakt – tagtäglich ist der Mensch Millionen von Infektionserregern wie Bakterien, Viren oder Pilzen ausgesetzt. Dass er trotzdem meistens gesund ist, liegt an seinem komplexen Schutzmechanismus, dem Immunsystem. Es erkennt Infektionserreger und Fremdstoffe und kann gesundes Gewebe von krankem unterscheiden. Und in den meisten Fällen kann es die Störfaktoren komplett beseitigen. Beachtung erfährt das Immunsystem für diese erstaunliche Leistung kaum. Erst mit Beginn der Erkältungszeit kümmert sich der Mensch wieder um seine Abwehrkräfte. Um weniger anfällig für Erkältungen und Grippe zu sein, stehen Mittel hoch im Kurs, die das Immunsystem stärken sollen. Von so brachialen Methoden wie Schwimmen in eisigen Winterseen bis hin zu Schwitzen in der Sauna und Vitalstoffen aus der Apotheke. Denn Erkältungen gelten als Zeichen einer schwachen Konstitution. Neben den lästigen Beschwerden plagen den Erkälteten auch noch Gewissensbisse. Sein Immunsystem hat wieder mal versagt. Was ist schuld? Zu viel Stress, zu wenig Sport, Obst und Gemüse? Die moderne Wissenschaft macht Schluss mit den Selbstvorwürfen. Nicht ein schwaches, sondern im Gegenteil ein starkes Immunsystem ruft laut Wissenschaftlern die lästigen Erkältungssymptome hervor.

Unspezifisches Immunsystem: Schutz vom ersten Tag an

Das unspezifische Immunsystem schützt den Menschen von Geburt an vor Fremdkörpern. Deshalb wird es auch als angeborenes Immunsystem bezeichnet. Von dem spezifischen Immunsystem unterscheidet es sich durch drei Eigenschaften: Es ist angeboren, unterscheidet nicht nach verschiedenen Arten von Erregern und es bildet kein immunologisches Gedächtnis. Und es ist sehr schnell: Da es der Erstabwehr dient, stürzt es sich auf alles, was es als fremd erkennt. Daher die Bezeichnung „unspezifisches Immunsystem“. Die Abwehr erfolgt mit Hilfe von Fresszellen (Phagozyten), Killerzellen und chemischen Botenstoffen. Zu den Fresszellen gehören verschiedene Arten von weißen Blutkörperchen wie Monozyten, Makrophagen und Granulozyten. Die Zellen der unspezifischen Immunantwort kommen in allen Geweben des Körpers vor und zirkulieren in Blut und Lymphe. Sie nehmen Erreger und Fremdstoffe auf (daher Fresszellen) und vernichten sie. Bei einer Infektion vermehren sie sich stark. Auf Wunden werden sie als Eiter mitunter auch sichtbar. Neben Immunzellen kommen bei der angeborenen Immunantwort auch körpereigene Botenstoffe wie Zytokine zum Einsatz (humorale Immunabwehr). Zusätzlich steht dem unspezifischen Immunsystem das Komplementsystem mit mehr als 30 Proteinen zur Verfügung. Es lockt Entzündungszellen (Leukozyten) an und verbessert deren Funktion, zerstört Krankheitserreger aber auch direkt.

Immunsystem und Erkältung: Was passiert da?

Fassen wir eine mit Keimen behaftete Türklinke an, passiert erst mal gar nichts. Denn kein Erkältungsvirus kann unsere äußere Hülle infizieren. Ein Virus ist – anders als etwa Bakterien – kein Lebewesen, sondern im Grunde nur ein Stück Information. Trifft es auf die abgestorbenen Zellen unserer obersten Hautschicht, kann uns das nichts anhaben. Die menschliche Haut ist damit eine erste Barriere des Immunsystems. Anders wenn wir uns mit der Hand nach dem Anfassen der Türklinke an Mund oder Nase fassen. In diesen wenigen Zentimetern bestehen Lücken im Sicherheitssystem, denn in den Schleimhäuten finden sich lebende Zellen. Und auf diesen wenigen Zentimetern können wir uns eine Erkältung einfangen. Um sich zu vermehren, müssen Viren lebende Zellen befallen. Dazu schleust das Virus seine Information in die Zelle. Und die lautet: Herstellung viraler Partikel! Dass dann das beginnt, was wir Erkältung nennen, liegt nicht an den Viren. Es liegt an uns – genauer gesagt – an unseren Zellen, die von der Viren-Information bei ihrer üblichen Arbeit gestört werden. Halsschmerzen, Schnupfen und Co. sind Zeichen einer normalen körpereigenen Virenabwehr.

Dem Virus liegt nichts an einer Erkältung

Am liebsten würden sich die Viren ungestört in unseren Zellen vermehren. Damit das nicht passiert, geht unser Körper in Alarmbereitschaft. Hat ein Virus eine Nasenzelle infiziert, schaltet sie auf Abwehr. Sie zerschneidet das Virus mit extra dafür hergestellten Scheren, sie warnt ihre Nachbarzellen und sie baut zusätzliche „Fenster“. Damit erleichtert sie bestimmten Zellen des Immunsystems, bei ihrem unablässigen Kontrollgang zu erkennen, dass in der Zelle etwas nicht stimmt: Dass also bspw. Viren statt Nasenschleimhaut produziert werden. Ist das der Fall, zerstören spezielle Immunzellen die virusbefallene Wirtszelle und verhindern so, dass weitere Viren in ihr hergestellt werden. Das Virus befällt nur wenige Nasen- oder Rachenzellen. Bei der Abwehraktion aber sind alle Zellen im Einsatz. Die Gefäße im Rachen weiten sich, damit mehr Immunzellen an Ort und Stelle kommen. Nicht zu übersehen ist das an der Rotfärbung des Rachens. Die Gefäße in der Nase werden durchlässiger, um den Immunzellen das Einwandern in das umliegende Gewebe zu erleichtern. Mit den Immunzellen strömt auch Flüssigkeit mit, was dann zu einer laufenden Nase führt. Zudem erhalten die Nasenzellen das Signal, mehr Schutzschleim zu produzieren, der trägt wiederum zu einer verstopften Nase und zu Husten bei.

Dieser Vorgang verläuft in der Regel bis zu einer Woche so weiter, bis schließlich einige Immunzellen bestimmte Substanzen, sogenannte Antikörper bilden, die exakt auf das jeweilige Erkältungsvirus passen. Damit werden die Erreger eingesammelt und verklumpt. Die Fresszellen schließlich nehmen die Klumpen auf und entsorgen die Viren. Für die Nasen- und Rachenzellen ist das der Moment der Entwarnung. Sie blasen den Angriff ab und der Schupfen hat für dieses Mal ein Ende.

Immunsystem: Warum wird man gegen Schnupfen nicht immun?

Wenn das Immunsystem eine Infektion erfolgreich bekämpft hat, werden einige der am Kampf beteiligten Zellen als „Reservisten“ einbehalten. Bei einer erneuten Infektion mit einem schon erfolgreich bekämpften Krankheitserreger lassen sich die sogenannten Gedächtniszellen rasch wieder aktivieren. Die Produktion passender Antikörper kann als spezifische Immunantwort in kürzester Zeit anlaufen. Der Körper ist gegen den Krankheitserreger immun. Das funktioniert bei Infektionskrankheiten wie z. B. Masern. Bei Erkältungen leider nicht. Der Grund: Es gibt zu viele Erkältungsviren. Wissenschaftler unterscheiden bis zu 250 Viren, die eine Erkältung verursachen können. Gegen so viele verschiedene Erreger kann der Körper keine Antikörper bilden.

Immunsystem stärken gegen Erkältungen?

Sauna, Winterjoggen in kurzen Hosen, Wechselduschen – Studien zu den Effekten diverser Abhärtungsmaßnahmen liefern sehr widersprüchliche Ergebnisse. Zudem sind sie häufig wenig aussagekräftig. Dennoch empfehlen Experten: Wer meint, ein probates Mittel zur Abhärtung gegen Erkältungen gefunden zu haben, sollte es ruhig anwenden. Denn beim Thema Gesundheit und damit auch bei der Abhärtung spielt die mentale Einstellung eine wichtige Rolle. Stichwort Placeboeffekt. Einzig bei Nahrungsergänzungsmitteln sollte man besser auf Fachleute als auf die innere Stimme hören. Zwar werden Mangelzustände an bestimmten Vitalstoffen wie zum Beispiel Vitamin D oder Zink mit einer höheren Infektanfälligkeit in Zusammenhang gebracht. Doch ob ein Mangel wirklich besteht und wie hoch dann die Dosierung sein sollte, bedarf der ärztlichen Abklärung.
Ansonsten empfehlen Experten wie Ferdinand Gerlach, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (Degam) sowie Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin der Goethe-Universität in Frankfurt am Main, für ein intaktes Immunsystem bewährte Allgemeinmaßnahmen. Sie seien für die meisten Menschen völlig ausreichend, wissenschaftlich gut belegt und zudem kostengünstig:

  • Zur Vermeidung von Ansteckungen während der Erkältungszeit häufig die Hände waschen und möglichst wenig die eigenen Schleimhäute (Nase, Mund) oder die Augen berühren.
  • Mehr Bewegung an frischer Luft und mehr Schlaf
  • Eine ausgewogene (nicht einseitige) mediterrane Ernährung mit frischem Obst und Gemüse, Fisch, Olivenöl und ein nur mäßiger Alkoholkonsum
  • Bei beruflichen oder privaten Belastungen zusätzlich Maßnahmen zur Stressvermeidung oder -reduktion

Immunsystem und Homöopathie

Erkältungskrankheiten sind eine Domäne der Naturheilkunde. Neben einer Wirkung gegen die lästigen Beschwerden sind für einige Heilpflanzen auch immunmodulatorische Effekte bekannt. Das macht sie zur Vorbeugung im Sinne einer Abschwächung bzw. Abkürzung des Krankheitsverlaufs interessant. Als wichtigste Vertreter der immunmodulatorischen Phytotherapeutika gelten Präparate aus der Pflanzengattung des Sonnenhutes (Echinacea). Auch in der Homöopathie hat Echinacea ihren festen Platz: Sie kommt in Globuli, Ampullen, Lösungen, aber auch als Urtinktur und Bestandteil von Komplexmitteln (z.B. Sinusitis Hevert SL, Hevertotox Erkältungstabletten P) zum Einsatz.

Und nicht zuletzt: Für wen das Glas eher halb voll als halb leer ist, hat bei Erkältungen die Nase vorn. Denn wer positiv durchs Leben geht, fängt sich Schnupfen und Co. laut einer Untersuchung (1) seltener ein.

>Sehen Sie hier unser Dossier zum Thema Erkältung

hevert
Bild: Hevert