Gold als Heilmittel: Seine Wirkung in der Homöopathie

Gold kommt nicht nur bei Herzbeschwerden in der Homöopathie zum Einsatz. Auch bei anderen Erkrankungen vertraut man auf die Wirkung von Gold

Gold kommt nicht nur bei Herzbeschwerden in der Homöopathie zum Einsatz. Auch bei anderen Erkrankungen vertraut man auf die Wirkung von Gold.| Bild: kmiragaya – Fotolia

Gold ist eines der ältesten Heilmittel der Menschheit. Bereits Plinius der Ältere (23 bis 79 n. Chr.) beschreibt Gold in seinen Naturalis Historiae Libri als Heilmittel für die unterschiedlichsten Beschwerden. Im Mittelalter galt das Edelmetall als Lebenselixier und noch heute kommt es in der Homöopathie zum Einsatz – vor allem gegen Depressionen, Herzbeschwerden und Rheumaerkrankungen.

Warum Gold tatsächlich heilt, weiß man jedoch erst seit wenigen Jahren. Gold kommt in der Natur vor allem gediegen, d.h. als metallisches Gold vor. In dieser Form wurde es ursprünglich auch in der Medizin verwendet. Gelehrte des Mittelalters wie die Benediktinerin Hildegard von Bingen oder der berühmte Arzt Paracelsus schworen auf seine heilende Wirkung. Für Paracelsus galt das Trinkgold (Elixier Aurum Potabile) als universelles Allheilmittel. Hildegard von Bingen sah in der Gold-Kur ein Mittel gegen rheumatische Beschwerden. Der deutsche Bakteriologe und Nobelpreisträger Robert Koch konnte 1890 im Laborversuch zeigen, dass die Tuberkulose-verursachenden Bakterien in einer wasserlöslichen Goldverbindung (Kaliumdicyanoaurat) nicht lebensfähig sind. Die falsche Annahme, dass rheumatische Erkrankungen eine Form von Tuberkulose sind, führte in der Folge zu einem breiten Einsatz von Gold-Verbindungen (z.B. Goldchlorid) als Basistherapie bei rheumatischen Erkrankungen. Inzwischen wird die Goldtherapie bei Rheuma wegen der teils erheblichen Nebenwirkungen (allergische Hautreaktionen, Entzündungen der Mundschleimhaut, Blutbildveränderungen und Leberschäden) und der infolgedessen notwendigen intensiven ärztlichen Überwachung nur noch selten eingesetzt. Ganz anders in der Zahnheilkunde: Hier kommt das Metall bis heute in Goldinlays und -kronen zum Einsatz.

Gold im Körper – nicht nur bei einem Goldinlay

forum-box-klickenBei Gold im Körper denkt man zu allererst an die Zähne – doch Menschen haben Gold nicht nur als Inlays im Mund. Gold kommt in Minimengen in allen Körpergeweben und im Blut vor. Spitzenreiter sind die Leber, das Gehirn und das Herz. Anders als etwa Eisen, Chrom, Zink oder Kupfer zählt Gold jedoch nicht zu den essentiellen Vitalstoffen, d.h. Gold ist für den menschlichen Organismus nicht lebenswichtig. Zwar kommt es in Spuren in Nahrungsmitteln vor, doch ist die tägliche Aufnahme verschwindend gering, es sei denn, man trinkt jeden Tag „Danziger Goldwasser“ – eine alte Rezeptur bestehend aus verschiedenen Gewürzen, Zucker, Alkohol und Blattgoldflittern. Doch auch dann ist es bis auf den Alkohol kein Problem, denn das so hübsch in der Flasche flirrende Blattgold ist als metallisches Gold ungiftig und wird für gewöhnlich unverändert wieder ausgeschieden. Da sich Blattgold im Körper völlig neutral verhält, wird es auch nicht von den Abwehrzellen als Feind erkannt und angegriffen. Diesen Umstand macht sich die moderne Chirurgie zunutze. Hier kommt Blattgold zum Einsatz, um undichte Gefäße etwa im Gehirn oder Sickerwunden zu verschließen. Die „Goldflicken“ halten allein durch elektrostatische Kräfte (Gold ist positiv geladen, menschliches Gewebe negativ) und heilen ohne Nebenwirkungen.

Wirkung von Gold

Gold ist vielleicht das älteste Heilmittel überhaupt. Warum es wirkt, konnten schwedische und amerikanische Wissenschaftler allerdings erst vor ein paar Jahren zweifelsfrei erklären. Ihren Erkenntnissen zufolge hat Gold in minimaler Dosierung einen regulierenden Einfluss auf das menschliche Immunsystem. So verhindern Goldsalze, dass aus Immunzellen ein Protein austritt, das ansonsten Entzündungsreaktionen auslöst. Das erklärt die Wirkung bei rheumatischen Erkrankungen, bei deren Entstehung entzündliche Prozesse bekanntermaßen eine bedeutende Rolle spielen. Aber nicht nur. Immer mehr Studien zeigen: Auch bei Depressionen sind Entzündungen im Spiel. So neu und verblüffend diese Erkenntnis ist, so alt ist die Anwendung von Gold bei Depressionen: Schon im Altertum wurde es in Pulverform gegen Melancholie eingenommen. Diese Indikation wurde auch in der Homöopathie aufgegriffen und stellt heute neben Herzerkrankungen das Hauptanwendungsgebiet dar.

Gold in der Homöopathie

Goldsalz

Goldsalz | Bild: Hevert

Die Verwendung von Goldpulver als Arznei kannte Samuel Hahnemann aus altertümlichen medizinischen Schriften und aus der arabischen Medizin. Um das Metall arzneilich aufzubereiten, verrieb er 1818 erstmals Blattgold portionsweise mit Milchzucker (1:100). Die so gewonnene C1-Potenz setzte er zur Behandlung von Depressionen ein. Noch heute gilt metallisches Gold (Aurum metallicum) in Form von Globuli oder Urtinkturen als wichtiges homöopathisches Mittel bei Depressionen. In homöopathischer Verdünnung wirkt Gold jedoch nicht nur auf das zentrale Nervensystem, sondern auch auf die Gefäße.

Aurum metallicum (Gold) pflegt die Gefäße und unterstützt damit die Sauerstoffversorgung der Organe. Es schützt so vor Gefäßverkalkung und infolge von Mangeldurchblutung auftretenden anfallsartigen Herzbeschwerden wie Schmerzen sowie Druck- und Beklemmungsgefühlen in der Herzgegend (Angina pectoris). Gold ist zum Beispiel in dem homöopathischen Komplexmittel Anginapect Hevert in Form von Aurum chloratum (Goldchlorid) enthalten und ergänzt hervorragend die Wirkung von Strophanthus und Kalmia auf Herzrhythmusstörungen. Ebenso werden durch Herzbeschwerden hervorgerufene Angstzustände (und umgekehrt Herzirritationen durch Angst) günstig beeinflusst. Auch in dem homöopathischen Arzneimittel bei Erkrankungen des Gefäßsystems, Ginkgo biloba comp.-Hevert, wirkt Gold (Aurum colloidale) besonders auf das Gefäß- und Zentralnervensystem und zeigt bei der Arteriosklerose, auch des Herzens, eine nachhaltige Wirkung.

Bei Herzbeschwerden sollte jedoch vor der Einnahme eines Arzneimittels immer ein Arzt zur Untersuchung der organischen Situation zu Rate gezogen werden. Sofern schwerwiegende Herzerkrankungen ausgeschlossen wurden, ist die homöopathische Behandlung meist eine gute Alternative oder Ergänzung zur schulmedizinischen Therapie.