2013 – kein gutes Jahr für einheimische Vögel

Kälte, Regen, heißer Sommer: Das Jahr 2013 war von einigen Wetterextremen geprägt, welche auch die Tierwelt und speziell die einheimischen Vögel beeinflusste

Kälte, Regen, heißer Sommer: Das Jahr 2013 war von einigen Wetterextremen geprägt, welche auch die Tierwelt und speziell die einheimischen Vögel beeinflusste. | Bild: NFSR – fotolia

Das Jahr 2013 geht seinem Ende zu – in Vergessenheit gerät es sicher nicht. Die erschütternden Bilder des Hochwassers haben sich eingeprägt, die betroffenen Menschen leiden noch lange an den katastrophalen Folgen. Aber auch für die Tierwelt und speziell für die Vögel, war 2013 ein schweres Jahr. Und das begann lange vor den verheerenden Überschwemmungen. Wir sprachen mit Markus Erlwein, zuständig für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) über die Erkenntnisse aus Bayern, die auch die Situation in ganz Deutschland widerspiegeln.

Extreme Wetterlagen bestimmten das Jahr 2013. Die nahezu sommerlichen Temperaturen Anfang März mit teilweise über 20 Grad plus ließen nicht nur die Menschen auf ein nahes Frühjahr hoffen. Auch viele Zugvögel aus dem Mittelmeerraum, unter ihnen die Störche, brachen früher aus ihren Winterquartieren auf. Die ersten Störche kehrten schon Anfang März zu ihren Brutplätzen in Bayern zurück. In der zweiten Märzhälfte hielt dann der Winter noch einmal Einzug. Die kälteste Nacht wurde am 16. März im Erzgebirge mit -21,3 Grad gemessen. Die trockene und kalte Wetterlage hielt bis in den April hinein an. Dieser Kälteeinbruch führte bei den Zugvögeln, die etwas später zu ihren Sommerquartieren aufgebrochen waren, zu einem Zugstau. Die Vögel legten einen Zwischenstopp ein und warteten auf das Ende des Winters.

Keine Spur vom Wonnemonat Mai

Mit Beginn des zweiten Aprildrittels war es temperaturmäßig schlagartig Sommer mit Spitzenwerten von +28,1, Grad, gemessen in Dresden. Doch die nächste Wetterkapriole ließ nicht lange auf sich warten: Der Mai begann in vielen Regionen Deutschlands richtig winterlich und brachte im weiteren Verlauf neben zu kaltem Wetter vor allem viel Regen. Mit solchen Wetterextremen ist in Zukunft vermehr zu rechnen – Stichwort Klimawandel. Der zwingt die Vögel zur Anpassung, was unseren gefiederten Freunden nicht immer leicht fällt.

Der Kuckuck kommt zu spät

Eigentlich kommt er wie immer Mitte April zurück nach Deutschland. Der Kuckuck hält sich an seinen festen Reiseplan, der nicht wetterabhängig, sondern von der Länge des Tages bestimmt ist. Doch durch den Klimawandel beginnt die Brutzeit für die Zugvögel aus dem Mittelmeerraum und die einheimischen Vögel früher. Bei Ankunft des Kuckucks brüten die meisten „Zieh-Eltern“ schon und das Kuckucksweibchen hat große Schwierigkeiten, ihre Eier in fremde Nester zu legen. Denn damit die Strategie der Kuckucke aufgeht, müssen sie ihre Eier zeitgleich mit den „Zieh-Eltern“ ins Nest legen. Nur dann haben die kleinen Kuckucke, die schon zwei Tage früher schlüpfen als andere Vogelkinder, den nötigen zeitlichen Vorsprung, um die rechtmäßig im Nest liegenden Vogeleier zu verdrängen.
Aber nicht nur der Kuckuck auch die Trauerfliegenschnäpper, die ebenfalls in Afrika überwintern, kommen seit einigen Jahren zu spät in ihre Brutquartiere. Sie finden dann die für die Aufzucht bevorzugte Nahrung, bestimmte Raupen, nicht mehr. Desynchronisation nennen Ornithologen dieses Phänomen.

Beim Uhu blieb der Nachwuchs aus

Seit 2001 findet eine systematische Erfassung des Uhu-Bestandes statt. 2013 war, so Markus Erlwein, eines der schlechtesten Brutjahre für die größte Eule in Deutschland: „In manchen Regionen Bayerns – etwa im Frankenjura – muss man von einem Totalausfall sprechen und selbst aus Regionen mit günstigeren Bedingungen für den Uhu – etwas an Main und Lech –, die sonst auch in schlechten Jahren meist noch recht gute Brutergebnisse erzielten, fehlte es an Nachwuchs.“ Neben der nasskalten Jahreszeit hat sich auch der Nahrungsmangel – es gab wenig Mäuse und andere Kleinsäuger wahrscheinlich wegen der fehlenden Buchenmast – ausgewirkt: Viele Uhupaare brüteten gar nicht, und den wenigen Uhujungen setzte auch noch die Witterung zu.

70 Prozent der Storchenküken haben nicht überlebt

Am 27. Mai meldet der LBV „Schwalben und Mauersegler brauchen Hilfe“. Die anhaltende Nässe und das für die Jahreszeit zu kalte Klima führten dazu, dass diese Insekten-Flugjäger zu wenig Nahrung fanden. Viele Schwalben und Mauersegler kamen um, weil sie auf Nahrungssuche dicht über den Straßen jagten, oder weil sie flugunfähig und durchnässt auf dem Boden landeten. Ganze Bruten gingen aus Nahrungsmangel ein. Auch die Störche hatten unter der Witterung zu leiden. „Der Dauerregen scheint vor allem die Storchenküken getroffen zu haben, die im Alter von drei bis vier Wochen schon relativ weit entwickelt waren. Hier hatten die Storcheneltern sehr zeitig mit der Brut begonnen“, so Oda Wieding, Weißstorchexpertin des LBV. „Jungstörche gehen bei starkem Regenwetter vor allem an Nahrungsmangel zugrunde, da die Altstörche mit nassem, schwerem Gefieder nur ungern zur Nahrungssuche fliegen“, erklärte sie weiter.

Gute Lebensbedingungen für den Storch dienen auch dem Hochwasserschutz

Der Weißstorch kann solche Brutverluste durch gute Bruterfolge in den darauf folgenden Jahren ausgleichen, sofern er genügend Nahrung und ausreichenden Lebensraum vorfindet. Störche brauchen Feuchtwiesen, doch die sind in Deutschland wegen der Erschließung weiterer Siedlungs- und Gewerbegebiete nicht ausreichend vorhanden, beklagt der LBV. „Diese Flächenversieglung ist auch Schuld an der Schnelligkeit, mit der in den letzten Jahren Hochwasserereignisse eintraten“, weiß Markus Erlwein. „Die Wasserrückhaltung an den kleinen Bächen und den Feuchtwiesen fehlt und wird durch immer mehr Landschaftsverbrauch in den Flusstälern verschärft.“

Das Schutzprogramm des LBV für den Weißstorch, das u.a. die Erhaltung und Wiederanlage der Feuchtwiesen beinhaltet, ist deshalb auch gleichzeitig Hochwasserschutz. Seit 1984 führt der LBV im Auftrag des Bayerischen Umweltministeriums zusammen mit dem Landesamt für Umweltschutz das Weißstorch-Schutzprogramm durch mit dem Ziel: Beseitigung des Nahrungsmangels und Betreuung der Storchennester. Für die Nestbetreuung sind rund 300 ehrenamtliche Helfer im Einsatz. Das Nahrungsangebot wird durch die Ausdehnung von Wiesenflächen, das Anlegen von Feuchtwiesen und die Ausweitung von Gräben erhöht. Mehr über die Arbeit des LBV erfährt man unter: www.lbv.de