Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse – Welche Rolle spielt Vitamin D?

Die Forschung deutet darauf hin, dass es auch bei Autoimmunkrankheiten – zum Beispiel der Schilddrüse –  eine wichtige Rolle spielen könnte. Die derzeitige Datenlage zeigt, dass das Auftreten der Hashimoto-Thyreoiditis häufig mit einem Vitamin D-Mangel in Verbindung steht, auch wenn Ursache und Wirkung noch nicht völlig geklärt sind. Seit einigen Jahren erproben einige Mediziner:innen sogar innovative Autoimmuntherapien mit hochdosiertem Vitamin D unter strenger ärztlicher Aufsicht.

Eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D ist essenziell für unsere körperliche und seelische Gesundheit, da nahezu alle Körperzellen auf Vitamin D angewiesen sind. Neben den gut erforschten endokrinen, also hormonellen Wirkungen, besitzt Vitamin D auch direkte autokrine bzw. parakrine Wirkungen in den Körperzellen bzw. dem direkten zellulären Umfeld. In diesem Zusammenhang ist es an der Regulation einer Vielzahl von Genen beteiligt (1, 2).

Dabei besitzen nach Erhebungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) nicht einmal die Hälfte aller Deutschen einen optimalen Vitamin D-Wert im Blut. Mehr als 50 Prozent zeigen einen suboptimalen Vitamin D-Spiegel von unter 50 nmol/l, fast jeder bzw. jede Siebte zwischen 18 und 79 Jahren leidet sogar an einem Vitamin D-Mangel, das heißt die Konzentration des 25-Hydroxyvitamin D (25(OH)D) im Blut liegt unter 30 nmol/l (3, 4).

Vitamin D-Spiegel und Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse

Während der Einfluss von Vitamin D auf die Knochengesundheit weitläufig bekannt ist, kommt die mögliche Bedeutung dieses Vitamins für die Schilddrüse seltener zur Sprache. Dabei gibt es zahlreiche Untersuchungen, die einen Zusammenhang zwischen Vitamin D-Spiegel und Autoimmun-Schilddrüsenerkrankungen (AIT) sehen.

Diese gehören mit einer Prävalenz von etwa 5 Prozent zu den verbreitetsten Autoimmunerkrankungen. Das Auftreten ihrer häufigsten Form, der Hashimoto-Thyreoiditis, variiert abhängig von der Region und nimmt mit steigendem Alter zu (5).

Vitamin D-Mangel: Henne oder Ei bei Schilddrüsenerkrankung?

Forschende diskutieren schon lange einen Zusammenhang von Vitamin D-Spiegel und Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse. Eine ungeklärte Frage ist vor allem, ob der Vitamin D-Mangel eine Ursache oder nur eine mögliche Folge der Hashimoto-Thyreoiditis ist.

Die Autor:innen einer Übersichtsarbeit von 2020, in die 119 Studien zu diesem Thema einflossen, bestätigen, dass die meisten Studien eine Assoziation zwischen Vitamin D-Mangel und Autoimmun-Schilddrüsenerkrankungen (AITD) zeigen. Was mögliche kausale Zusammenhänge angeht, so gehen sie davon aus, dass Vitamin D aufgrund seiner immunmodulatorischen Funktionen eine kleine, jedoch signifikante Rolle bei der Entwicklung einer AITD spielt. Auch spielen genetische Polymorphismen des Vitamin D-Stoffwechsels eine Rolle. Allerdings postulieren sie, dass dieser Effekt vor allem dann zum Tragen kommt, wenn weitere ursächliche Faktoren vorliegen. Bei bestehender AITD könnte sich zudem durch eine Art Teufelskreis ein vorbestehender Vitamin D-Mangel verschlimmern (6).

Eine neuere Metaanalyse von 2021 bestätigt, dass Patient:innen mit Hypothyreose, Autoimmun-Schilddrüsenerkrankungen (AITD) und Hashimoto-Thyreoiditis (HT) im Vergleich zu gesunden Personen signifikant erniedrigte Vitamin D-Spiegel aufwiesen. Der Zusammenhang zwischen Serum-Vitamin D und Morbus Basedow war allerdings nur bei Personen über 40 Jahren signifikant (7).

Insgesamt sind bei Hashimoto-Patient:innen mit einem niedrigen Vitamin D-Wert mehr Autoantikörper (TPO [Thyreoperoxidase]-AK, TG [Thyreoglobulin]-AK) und ein höheres Schilddrüsenvolumen zu finden als bei den Betroffenen ohne Vitamin D-Mangel (8).

Deutlicher Erfolg für Vitamin D-Supplementation in neuer 5-Jahres-Studie

Eine Untersuchung, ob Vitamin D und langkettige marine Omega-3-Fettsäuren generell das Risiko für Autoimmunerkrankungen senken, umfasste über 25.000 Teilnehmer:innen ab 50 Jahren. Im Ergebnis verringerte eine fünfjährige Vitamin D-Supplementierung mit oder ohne Omega-3-Fettsäuren das Auftreten von Autoimmunerkrankungen um 22 Prozent (9). Die Autor:innen wiesen allerdings darauf hin, dass die Ergebnisse der sogenannten VITAL-Studie möglicherweise nicht auf jüngere Menschen übertragbar sind und eine längere Nachbeobachtung sinnvoll wäre.

Auch für Schilddrüsenkrebs ist der Vitamin D-Spiegel eventuell von Bedeutung. So könnten niedrige Vitamin D-Werte Schilddrüsenkrebs begünstigen, auch wenn nach einer kleinen Metaanalyse von Fall-Kontroll-Studien aus dem Jahr 2018 die Datenlage nicht eindeutig ist (10).

Betreffend gutartige knotige Veränderungen der Schilddrüse deuten neuere Studien darauf hin, dass ein Vitamin D-Mangel einer der Faktoren für die Entwicklung von Schilddrüsenknoten sein könnte (11).

Klinische Forschung: Mit hochdosiertem Vitamin D gegen Autoimmunkrankheiten

Verschiedene Beobachtungen unterstützen die These, dass eine erworbene Vitamin D-Resistenz eine Rolle bei der Entstehung von Autoimmunkrankheiten spielt. In solchen Fällen könnte es laut einigen Expert:innen eine Option sein, diese erworbene Resistenz durch eine hochdosierte Vitamin D-Therapie zu durchbrechen. Die Therapie ist im – nicht ganz unumstrittenen – Coimbra-Protokoll dokumentiert. Das Protokoll darf allerdings nur unter der Aufsicht von ärztlichen Spezialist:innen erfolgen, denn diese verabreichen tägliche Dosierungen von bis zu 1000 IE Vitamin D pro kg Körpergewicht. Um Nebenwirkungen, wie z. B. eine Hyperkalzämie zu vermeiden, muss eine strenge kalziumarme Diät eingehalten werden und eine regelmäßige Kontrolle des Kalzium-Spiegels erfolgen. Hier ist weitere Forschung notwendig, um alle Möglichkeiten und Risiken einer solchen Therapie zu erfassen (12).

Vitamin D-Spiegel im Blick behalten

Auch die neueren Erkenntnisse zu Vitamin D und Autoimmunkrankheiten betonen einmal mehr, dass ein optimal eingestellter Vitamin D-Spiegel von größtem Wert für die Gesundheit ist. Gerade aufgrund des hierzulande weit verbreiteten Vitamin D-Mangels lohnt es sich, regelmäßig seinen Vitamin D-Status bestimmen zu lassen. Dies gilt vor allem für Risikogruppen, etwa Menschen mit geringer Sonnenexposition, Personen mit dunkler Hautfarbe, stark übergewichtige Menschen, Ältere ab 65 Jahren und Pflegebedürftige.

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat für die tägliche Vitamin D-Aufnahme Höchstmengen festgelegt, die als unbedenklich gelten: Nehmen Erwachsene und Jugendliche ab elf Jahren durch Lebensmittel oder Nahrungsergänzungsmittel insgesamt täglich eine Menge von bis zu 100 µg (4.000 IE) auf, ist nach derzeitigem Wissensstand nicht mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen zu rechnen (13).

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