Hochschulworkshop zum Thema homöopathische Arzneimittel

Freuen sich über den gelungenen Workshop: (v.l.) Dr. Barbara Steinhoff, Apothekerin und Leiterin der Abteilung Pflanzliche und Homöopathische Arzneimittel BAH, PD Dr. Stephan Baumgartner, Dr. Michaela Ludwig, Professor Dr. Peter Gündling und Professor Dr. Michael Keusgen.

Freuen sich über den gelungenen Workshop: (v.l.) Dr. Barbara Steinhoff, Apothekerin und Leiterin der Abteilung Pflanzliche und Homöopathische Arzneimittel BAH, PD Dr. Stephan Baumgartner, Dr. Michaela Ludwig, Professor Dr. Peter Gündling und Professor Dr. Michael Keusgen.

Im Pharmaziestudium wird das Thema homöopathische Arzneimittel – wenn überhaupt – nur am Rande angeschnitten. In der Apotheke möchten immer mehr Patienten aber auch zu Homöopathika beraten werden. Deshalb fand Ende November nun erstmals an der Philipps-Universität Marburg ein Hochschulworkshop zum Thema „Homöopathische Arzneimittel“ statt – mehr als 130 Studenten und Offizin-Apotheker nahmen daran teil.

Im Pharmaziestudium lernen angehende Apotheker nur wenig über homöopathische Arzneimittel. In der Apotheke treffen sie nach Studienabschluss dann jedoch auf Kunden, die explizit nach diesen Arzneimitteln fragen oder dazu beraten werden möchten. In Kooperation mit der Philipps-Universität Marburg initiierte der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller e.V. deshalb einen Workshop für Pharmaziestudenten und Offizin-Apotheker zum Thema „Homöopathische Arzneimittel“. Ziel der Veranstaltung war es, den Studenten und Apothekern ein praxisnahes Grundwissen zu diesem Thema zu vermitteln. Die vier Referenten stellten deshalb vor allem anhand von anschaulichen Praxisbeispielen dar, was ein Apotheker wissen sollte, um Kunden kompetent beraten zu können. Die Landesapothekerkammer Hessen akkreditierte den Workshop mit Fortbildungspunkten.

Anschauliche Beispiele zur homöopathischen Behandlung

Professor Dr. Peter Gündling, Studiendekan Naturheilkunde und komplementäre Medizin an der Hochschule Fresenius und seit 28 Jahren niedergelassener Arzt, hielt einen Vortrag zum Thema „Homöopathische Arzneimittel – was muss der (angehende) Apotheker wissen“. Er stellte die Grundprinzipien der Homöopathie sowie die Ausgangsmaterialien vor und gab weiterführende Erläuterungen zu den Darreichungsformen. Denn Homöopathika sind keineswegs nur Globuli, sondern können unter anderem auch Lösungen, Tabletten oder Salben sein. Gündling erläuterte den Pharmazeuten auch, dass Kaffee – entgegen der weitläufigen Meinung – kein Störfaktor für die Therapie sei (siehe hierzu auch „Fragen und Antworten“). Der Patient sollte jedoch einen zeitlichen Abstand zum Kaffeetrinken einhalten.

Auch die niedergelassene Ärztin Dr. Michaela Ludwig legte anhand von zahlreichen praxisnahen Beispielen dar, welchen Nutzen homöopathische Arzneimittel aus ärztlicher Sicht haben. Sie sprach sich gegen eine strikte Trennung zwischen Schulmedizin und Homöopathie aus. „Es würde mich freuen, wenn wir einen Brückenschlag zwischen den beiden Ansätzen machen könnten“, so Ludwig.

Hohe und gleichbleibende Qualität homöopathischer Arzneimittel

Professor Dr. Michael Keusgen von der Philipps-Universität Marburg informierte über die Anforderungen an die Qualität homöopathischer Arzneimittel aus Sicht des Arzneibuchs. Sein Fazit: Die Qualität homöopathischer Arzneimittel entspricht den Anforderungen und Monografien des Europäischen und des Homöopathischen Arzneibuchs. Homöopathische Arzneimittel müssen grundsätzlich denselben Qualitätsanforderungen genügen wie Arzneimittel, die in der Schulmedizin therapeutisch eingesetzt werden (siehe hierzu auch „Qualität“).

Aktuelle Forschung zu homöopathischen Arzneimitteln

PD Dr. Stephan Baumgartner (Universität Witten/Herdecke und Universität Bern) berichtete über Forschungsschwerpunkte zu homöopathischen Arzneimitteln. Er stellte Kohortenstudien vor, die deutliche Hinweise für Effekte der homöopathischen Behandlung im Rahmen hausärztlicher Tätigkeit aufzeigen: Patienten mit Symptomen wie Kopfschmerzen, Sinusitis und Depression wurden entweder in konventionellen oder homöopathischen Hausarztpraxen behandelt. Der Behandlungserfolg im Patientenurteil war für die homöopathisch behandelten Patienten nach einem Jahr vergleichbar oder besser als derjenige für die Patienten, die in einer konventionellen Praxis behandelt wurden (Witt et al. 2005–2013).

Randomisierte Studien ergaben sowohl erste Hinweise für spezifische Effekte der homöopathischen Anamnese als auch für spezifische Effekte homöopathischer Arzneien. Als Fallbeispiel wurde eine Studie zu COPD angeführt. COPD-Patienten, die künstlich beatmet wurden und zu zähen Sekretionen neigten, wurde alle 12 Stunden Kalium bichromicum C30 (Globuli) verabreicht. Sie neigten seltener zu zähen Sekretionen als diejenigen, die mit Placebos behandelt wurden. Die Krankenhausaufenthaltsdauer der mit homöopathischen Arzneimitteln behandelten Patienten wurde um circa 50 Prozent vermindert (Frass M et al. Chest 2005; 127: 936–941).

Anhand einer Laborstudie mit Wasserlinsen zeigte Baumgartner die empirische Evidenz für spezifische Effekte homöopathischer Potenzen. Mit Arsen vergiftete Wasserlinsen wurden anschließend mit homöopathischen Arsen-Potenzen behandelt. Die homöopathisch behandelten Wasserlinsen wiesen ein signifikant erhöhtes Wachstum im Vergleich zu den vergifteten Kontroll-Wasserlinsen auf (Jäger et al. 2010, ScientificWorldJournal 10, S. 2112–2129). Weitere Untersuchungen zeigten erste Hinweise auf spezifische, physikalisch messbare Eigenschaften homöopathischer Präparate.

Baumgartner brachte mit seinem Vortrag auf den Punkt, dass die Wirkprinzipien homöopathischer Arzneimittel zwar noch nicht bekannt, aber grundsätzlich erforschbar seien. In der Forschung zur Homöopathie gehe es nicht um Beweise irgendwelcher Art, sondern um eine geeignete Methodenentwicklung und um das Verständnis sorgfältig dokumentierter Beobachtungen.