Darm und Diabetes – eine wenig bekannte Liaison

Bei Diabetes denken viele Menschen zunächst an Insulinmangel. Forscher haben jedoch Neues über den Einfluss der Darmflora herausgefunden.

Bei Diabetes denken viele Menschen zunächst an Insulinmangel. Forscher haben jedoch Neues über den Einfluss der Darmflora herausgefunden. | Bild: ehrenberg-bilder – Fotolia

Viele denken beim Stichwort Diabetes an Insulin bzw. Insulinmangel. Es gibt jedoch wissenschaftliche Belege dafür, dass Darmflora und Zuckerkrankheit sich ebenfalls gegenseitig beeinflussen. So haben Diabetiker mehr schädliche Bakterien im Darm. Eine gesunde Darmflora, in der die Bakterien in einem natürlichen Gleichgewicht leben, schützt hingegen vor Diabetes. Forscher der Heinrich-Heine-Universität haben dazu außergewöhnliche Methoden entwickelt.

Diabetes Typ 1 und Typ 2

Die Zuckerkrankheit ist eine Stoffwechselkrankheit, bei der der Blutzucker dauerhaft erhöht ist. Man unterscheidet zwei Formen. Beim Diabetes Typ 1, einer Autoimmunerkrankung, sind die Insulin-produzierenden Zellen zerstört und die im Blut vorhandene Glukose kann nicht mehr verwertet werden. Beim Typ 2-Diabetes sprechen die Körperzellen nicht mehr ausreichend auf Insulin an. Neuere Forschungsergebnisse legen nahe, dass dem Darm beim diabetischen Krankheitsgeschehen eine wichtige Rolle zukommt. Den menschlichen Darm besiedeln zahlreiche Bakterienstämme, über 400 verschiedene Arten sind bisher bekannt. Vermutlich sind es aber weitaus mehr. Zusammen bilden sie die Darmflora. Je größer die Vielfalt ist, umso besser für die Gesundheit. Von einer gesunden Darmflora spricht man, wenn die nützlichen Darmbakterien in der Mehrzahl (mindesten 80 Prozent) und die schädlichen Darmbakterien weniger als 20 Prozent ausmachen. Die Darmflora unterscheidet sich von Mensch zu Mensch und verändert sich durch die Nahrungsaufnahme und mit dem Alter. Zuckerkranke weisen einen besonders hohen Anteil schädlicher Bakterien im Darm auf, so das Ergebnis einer Studie der Universität von Kopenhagen. Amerikanische Wissenschaftler entdeckten bei 33 Kindern, die ein genetisch bedingtes Risiko für die Autoimmunkrankheit Diabetes Typ 1 hatten, dass sich die Vielfalt der Darmflora um ein Viertel reduziert und das Verhältnis von nützlichen zu schädlichen Darmbakterien zu Ungunsten der nützlichen Bakterien verschoben hatte. Die Veränderung der Darmflora setze bereits ein Jahr vor Ausbruch des Diabetes Typ 1 ein.

Stuhl für die Aufnahme von Insulin

Eine ungewöhnliche Methode, eine bei Zuckerkranken gestörte Darmflora wiederherzustellen und den Körper wieder für Insulin empfänglich zu machen, wurde vom Deutschen Diabetes Zentrum in Düsseldorf entwickelt. Dort wurden 18 übergewichtige Männer mit hohen Blutzucker- und Blutfettwerten einer Darmreinigung unterzogen. Danach bekam die eine Hälfte den eigenen Stuhl in aufbereiteter Form, während die andere Hälfte den aufbereiteten Stuhl schlanker Menschen erhielt, in Form einer sogenannten „Stuhltransplantation“. Bei den Versuchsteilnehmern, die den aufbereiteten Stuhl schlanker Menschen erhalten hatten, besserten sich ohne weitere Maßnahmen die Blutfettwerte und die Empfindlichkeit der Körperzellen auf Insulin, ein Effekt, der über zwölf Wochen anhielt.

Ob und wann dies zur Entwicklung von Arzneimitteln führt, ist zurzeit unklar. Wer weniger ungewöhnliche Methoden bevorzugt, kann auch heute schon viel für eine gesunde Darmflora tun:

Eine gesunde Ernährung, körperliche Aktivität und die Einnahme von Pro- oder Präbiotika kann die Darmflora von zuckerkranken Menschen verbessern. Es wird angenommen, dass Probiotika durch ihre Zubereitungen aus lebenden Mikroorganismen wie etwa Milchsäurebakterien und Hefen die Darmgesundheit fördern, während Präbiotika das Wachstum von nützlichen Darmbakterien anregen. Präbiotika sind vornehmlich in nichtverdaulichen Kohlenhydraten vorhanden, wie sie reichlich in Lauch, Chicorée, Artischocken, Zwiebeln, Topinambur, Pastinaken, Schwarzwurzeln oder auch in Löwenzahnwurzeln vorkommen.

Auch weniger Fett in der Ernährung hilft der Darmflora. Denn nach Untersuchungen von Prof. Dr. Patrice D. Cani von der katholischen Universität in Louvain, Belgien, gelangen bei einer fettreichen Ernährung vermehrt sogenannte Lipopolysaccharide aus der Darmflora in die Blutbahn, wo sie Entzündungsreaktionen auslösen. Solche Entzündungsreaktionen spielen auch bei der Insulinresistenz, die der Typ-2-Zuckerkrankheit zugrunde liegt, eine Rolle.

Günstige Lebensmittel für den Aufbau einer gesunden Darmflora sind Bananen, Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Nüsse und Vollkornprodukte, die wichtige Ballaststoffe liefern.

Mit Homöopathie der Darmflora helfen

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Auch homöopathische Mittel helfen dabei, eine gesunde Darmflora aufzubauen. So soll ein kurweiser Einsatz der Schüssler Salze Nr. 4 (Kalium chloratum stärkt die Schleimhäute), Nr.9 (Natrium phosphoricum bindet Säuren im Körper) und Nr. 10 (Natrium sulfuricum scheidet die gebundenen Säuren aus) dem Körper fehlende Mineralstoffe geben, die in der Lage sind, den Darm wieder in Balance zu bringen. Äußert sich die Dysbalance im Darm mit Krämpfen, ist Chamomilla das Mittel der Wahl, bei Blähungen Natrium sulfuricum, bei Verstopfung Nux vomica oder Durchfall Okoubaka oder Colocynthis (Durchfall und Blähungskoliken). Bei allgemein kraftloser Verdauungssituation mit Völle und Aufstoßen hat sich Carbo vegetabilis bewährt. Häufig helfen auch homöopathische Komplexmittel bei solchen Symptomen, so ist etwa in Carminativum Hevert Tropfen eine Wirkstoffkombination enthalten, die solche Verdauungsbeschwerden lindern kann (Nux vomica, Colocynthis, Carbo vegetabilis und Magnesium chloratum).

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