Antibiotika verstärken bei Kühen die Entstehung von Methan

Das Treibhausgas Methan steht im Verdacht, den Klimawandel zu beschleunigen. Es kommt laut Forschern vermehrt im Dung von Kühen vor, denen Antibiotika gegeben wurden.

Kühe auf der Weide sind ein idyllischer Anblick. Jedoch tragen sie mit ihrem Ausstoß von Methan umso mehr zum Treibhauseffekt bei. Antibiotika scheinen dies zu verstärken. | Bild: Olha Rohulya – Fotolia

Methan zählt durch seine Treibhauswirkung zu den wichtigsten Einflussfaktoren des Klimawandels. Bis zu 500 Liter des klimaschädlichen Gases produziert eine wiederkäuende Kuh pro Tag. Zum größten Teil wird es durch Rülpsen freigesetzt. Doch Methan entsteht auch im Dung. Und das, wie eine kleine Forschungsreihe zeigt, umso mehr, wenn die wiederkäuenden Tiere mit Antibiotika behandelt werden.

Deutschland liegt beim Einsatz von Antibiotika in der Viehzucht auf dem vierten Platz weltweit. Die bakterienabtötenden Medikamente werden als Wachstumsbeschleuniger der Tiernahrung beigemischt. Das Vorgehen ist äußerst umstritten, weil es die Entwicklung resistenter Krankheitserreger begünstigt. Doch es gibt noch einen anderen unerwünschten Nebeneffekt: Vermutlich verstärkt der Einsatz von Antibiotika in der Viehzucht auch den Treibhauseffekt. Das Forscherteam um Tobin Hammer von der University of Colorado in Boulder (USA) kam nach einer kleinen Studie zu dem Ergebnis, dass Kühe, die mit Antibiotika behandelt werden, über den Dung vermehrt Methan freisetzen.

Mehr Methan durch Antibiotika

Wie sein Name nahelegt, ernährt sich der Grabende Dungkäfer (Aphodius fossor) von Rinderkot. Er sorgt damit für den schnelleren Abbau der Gülle. Und: Durch das Graben von Tunneln in die Kuhfladen sorgen die Tierchen zudem dafür, dass weniger Methan freigesetzt wird. Der Grund: Über die Tunnel gelangt Sauerstoff in den Dung und den mögen methanbildende Mikroorganismen nicht. Kommen sie mit Sauerstoff in Kontakt, sterben sie ab. Jetzt gingen Wissenschaftler der Frage nach, wie es sich auf die Käfer auswirkt, wenn sie den Dung von Tieren fressen, die mit Antibiotika behandelt wurden.

Dazu gaben sie fünf von zehn Rindern ein in der Landwirtschaft häufig eingesetztes Breitband-Antibiotikum. Danach wurden in einige der von den Tieren fallengelassenen Fladen Grabende Dungkäfer gesetzt. Schließlich ermittelten die Forscher die Mikrobenzusammensetzung im Dung sowie im Verdauungstrakt der Käfer und erfassten unter anderem die Menge des freigesetzten Methans. Das Ergebnis: Sowohl im Dung als auch bei den Käfern war die Mikrobenzusammensetzung nach Antibiotikagabe eine andere. Größe und Vermehrung der Käfer blieben gleich, so dass von einer gleichbleibenden Durchlüftung über die Käfertunnel ausgegangen werden kann. Dennoch wurde in den Fladen der behandelten Kühe mehr Methan freigesetzt.

Noch ist nicht geklärt, warum das so ist. Die Wissenschaftler vermuten aber, dass sich durch die Antibiotika im Darm der Käfer Methan-produzierende Mikroben, sogenannte Archäen, stark vermehren, während andere Bakterien durch die Antibiotika gehemmt werden.
Der Effekt ist zwar nicht sehr groß, legt aber nahe, dass Antibiotika auch die Menge an Methan ansteigen lassen, die beim Wiederkäuen freigesetzt wird. Ob das so ist, wollen die Wissenschaftler im nächsten Schritt klären.

Sehen Sie hier unser Dossier zum Thema Antibiotika