Globuli, Tabletten oder Tropfen: Für jeden Zweck das richtige homöopathische Mittel

Die unterschiedlichen Formen homöopathischer Mittel und Komplexmittel: Globuli, Tabletten, Tropfen, Trinkampullen, Salben. Wie sie wirken, hängt von der Potenz ab. Und richtigen Einnahme.

Homöopathische Mittel und Komplexmittel gibt es in unterschiedlichen Formen. Tablette, Lösung oder Kügelchen: Die Frage der Form hängt ab vom Verwendungszweck. Entscheidend für die Wirksamkeit ist jedoch die Potenzierung und die richtige Anwendung. | Bild: Printemps – Fotolia

Wenn von Homöopathie die Rede ist, denkt jeder zunächst an Globuli, die homöopathischen Kügelchen. Doch homöopathische Arzneimittel gibt es in vielen Darreichungsformen: als Salben, Tabletten, Tropfen, Globuli, Trinkampullen oder als die vom Heilpraktiker oder Arzt zu verabreichenden Injektionen. Dabei hat die Form keinen Einfluss auf die Wirksamkeit des homöopathischen Mittels, ausschlaggebend sind Wirkstoff und Potenzierung.

Die Akzeptanz homöopathischer Arzneimittel in der deutschen Bevölkerung wächst stetig. 2014 verwendeten 60 Prozent der Über-16-Jährigen homöopathische Mittel, wie eine im Mai und Juni 2014 vom Institut für Demoskopie Allensbach durchgeführte repräsentative Befragung ergab. Geschätzt werden die gute Verträglichkeit und Nebenwirkungsarmut dieser Arzneimittel, die sie auch für die Behandlung von Kindern bestens geeignet machen.

Einzelmittel und Komplexhomöopathika

Homöopathische Arzneimittel wirken nach dem Prinzip „Ähnliches werde durch Ähnliches geheilt“, wie es der Begründer der Homöopathie Samuel Hahnemann formuliert hat. Das heißt: Homöopathisch aufbereitete Substanzen werden bei eben solchen Symptomen eingesetzt, die sie höher dosiert, in Reinsubstanz verabreicht, beim Gesunden auslösen würden. Zur Verdeutlichung: „Zwiebel als homöopathisches Arzneimittel wird z. B. bei Erkältungen oder Allergien eingesetzt, die mit Reizung der Schleimhäute (tränende Augen und laufende Nase) einhergehen“. Neben der klassischen Homöopathie, die meist mit Einzelmitteln arbeitet und auf jeden Patienten individuell eingeht, hat sich im Rahmen der Komplexmittelhomöopathie die Kombination mehrerer Einzelmittel für ein Anwendungsgebiet etabliert. Diese Komplexmittel werden je nach Beschwerdebild eingesetzt, wie es auch in der Schulmedizin üblich ist. Da sie ein breites Spektrum an Symptomen abdecken, eignen sie sich auch zur Selbstbehandlung.

Die homöopathischen Potenzen

Mit Potenzierung wird ein von Hahnemann entwickeltes Herstellungsverfahren homöopathischer Arzneimittel charakterisiert. Dabei werden aus einer sogenannten Urtinktur durch Verdünnung und Verschüttelung (bei D- und C- Potenzen mit 10 Schüttelschlägen, bei LM-(bzw. Q-)Potenzen (50.000 fache Verdünnung) mit 100 Schüttelschlägen) stufenweise entsprechende Arzneimittel hergestellt. Der Buchstabe D steht für die Verdünnung in Zehnerschritten (1 Teil Wirksubstanz und 9 Teile Wasser-Alkohol-Gemisch bzw. Milchzucker), der Buchstabe C für die Verdünnung in Hunderterschritten (Verhältnis 1 Teil Wirksubstanz zu 99 Teilen Trägersubstanz).

LM-Potenzen, die in flüssiger Form angeboten werden, werden ähnlich wie in der klassischen Homöopathie meist als Einzelmittel verordnet, wobei der Patient üblicherweise vor jeder Einnahme die Mittel selbst erneut „dynamisiert“, also schüttelt, allerdings ohne sie vorher weiter zu verdünnen. Die Zahl nach dem Buchstaben steht für die Anzahl der Potenzierungen. So wird beispielsweise Arnica D6 sechsmal in Zehnerschritten potenziert, d. h. die Urtiktur Arnica montana wird im Verhältnis 1 zu 10 verdünnt, das so erhaltene Arnica D1 wird im zweiten Schritt wieder verdünnt und verschüttelt und es entsteht Arnica D2 . Nach weiteren vier Verdünnungsschritten erhält man Arnica D6.

Die unterschiedlichen Potenzen stellen aber nicht nur verschiedene Verdünnungsschritte dar, sie haben auch unterschiedliche Wirkungen. So zählen Urtinkturen und die niedrigen Potenzen bis D4, die meist in Form von Tabletten oder Salben zum Einsatz kommen, wegen ihrer noch grobstofflichen Beschaffenheit nicht zu den klassischen Homöopathika. Niedrigpotenzen von D6 bis D12 oder C6 bis C12 werden hauptsächlich zur Behandlung körperlicher Beschwerden eingesetzt und sind auch für die Selbstmedikation geeignet. Ab D12 oder C12 spricht man von mittleren Potenzen, die die psychosomatische Ebene ansprechen. Sie wirken sowohl auf körperlicher als auch auf psychischer Ebene. Der Einsatz von Hochpotenzen ab D30 bzw. C30 bleibt dem Therapeuten vorbehalten, denn bei der Wahl des Arzneimittels wird vor allem die Persönlichkeit des Patienten berücksichtigt. Diese sogenannten Konstitutionsmittel behandeln gezielt die Schwachstellen, die zum individuellen Beschwerdebild des Patienten geführt haben. Solche Konstitutionsmittel wirken dann auch unabhängig vom aktuellen Gesundheitszustand.

Welche Darreichungsform für welchen Einsatz

Ausschlaggebend für die Darreichungsform ist der Verwendungszweck, denn gleichgültig, ob homöopathische Tropfen, Kügelchen, Tabletten oder Ampullen, solange der Ausgangsstoff die gleiche Potenz hat, hat die Form keinen Einfluss auf die Wirksamkeit. Niedrig potenzierte homöopathische Arzneimittel gibt es hauptsächlich als Tabletten oder Salben, Hochpotenzen vorwiegend als Globuli und homöopathische Komplexmittel werden in der Regel als Tropfen oder Tabletten angeboten. Bei der richtigen Auswahl spielt die Trägersubstanz eine entscheidende Rolle. So enthalten homöopathische Tropfen oder Tinkturen Alkohol, weswegen sie für Kinder, schwangere und stillende Frauen sowie für alkoholkranke Menschen nicht geeignet sind. In diesen Fällen sind Tabletten oder Globuli vorzuziehen. Da homöopathische Tabletten Milchzucker (Laktose) als Trägersubstanz enthalten, sollten Menschen mit einer Laktoseintoleranz eher zu Globuli greifen, die auf Rohrzucker- bzw. Saccharose-Basis hergestellt werden.

Allgemeine Dosierungsempfehlung

forum-box-klicken

Im Normalfall spricht der Therapeut eine Einnahmeempfehlung aus. Ist dies nicht der Fall, gelten die Angaben auf dem Beipackzettel. Bei registrierten Präparaten, die keine Dosierungsangaben enthalten dürfen, kann als Orientierungshilfe für Erwachsene die folgende Empfehlung dienen:

  • Tiefe Potenzen bis D10 bzw. C10:
    Bei akuten Beschwerden stündlich 5 Globuli (Streukügelchen) oder 5 Tropfen bzw. 1 Tablette bis zum Eintritt einer Besserung, jedoch höchstens 6-mal täglich. Danach 3-mal täglich 5 Globuli, Tropfen oder 1 Tablette.
  • Mittlere Potenzen (z. B. D12):
    1- bis 2-mal täglich 5 Globuli, 5 Tropfen oder 1 Tablette.
  • Hohe Potenzen:
    Die Anwendung erfordert eine individuelle Dosierung durch einen homöopathisch erfahrenen Therapeuten. Im Rahmen der Selbstbehandlung sollte nur eine Einmalgabe von maximal 5 Tropfen, 5 Globuli oder 1 Tablette eingenommen werden. In der therapeutischen Praxis werden homöopathische Mittel in der Regel ab D30 bzw. C30 als Hochpotenzen angesehen und entsprechend den individuellen Voraussetzungen dosiert.

Dosierungsempfehlungen für Kinder

  • Säuglinge im ersten Lebensjahr erhalten ein Drittel der Erwachsenendosis.
  • Kleinkinder bis zum 6. Lebensjahr erhalten die halbe Erwachsenendosis.
  • Kinder zwischen dem 6. und 12. Lebensjahr erhalten zwei Drittel der Erwachsenendosis.

Homöopathische Mittel – richtig eingenommen

Da homöopathische Arzneimittel bereits über die Mundschleimhaut aufgenommen werden, sollte man die Tropfen etwa eine Minute lang im Mund behalten und Globuli oder Tabletten langsam unter der Zunge zergehen lassen. Die Einnahme sollte mit einem Mindestabstand von einer halben Stunde vor oder nach der Mahlzeit erfolgen. Da ätherische Öle wie Kampfer, Menthol oder Pfefferminze, aber auch  beispielsweise Kaffee die Wirkung von homöopathischen Mitteln beeinträchtigen können, sollten sie auch mit einem mindestens halbstündigen Abstand zur Medikamenteneinnahme angewendet werden oder besser für die Dauer der Therapie ganz vermieden werden.