Aktivkohle als Hausmittel – Das sollten Sie wissen

Medizinische Aktivkohle wird durch das Verkohlen von pflanzlichen Materialien wie Holz, Torf oder Nussschalen gewonnen.
Medizinische Aktivkohle wird durch das Verkohlen von pflanzlichen Materialien wie Holz, Torf oder Nussschalen gewonnen.

Aktivkohle oder medizinische Kohle (Carbo medicinalis) ist eines der ältesten bekannten Arzneimittel. Bereits in der Antike setzten Ägypter und Griechen das Naturprodukt bei Magen-Darm-Problemen, zur Reinigung von Wunden und gegen Vergiftungen ein. Auch heute findet man Aktivkohle in vielen Hausapotheken. Wogegen Aktivkohle als Hausmittel hilft, was sie so besonders macht und was bei der Einnahme zu beachten ist, erfahren Sie hier.

Was ist Aktivkohle?

Medizinische Aktivkohle wird durch das Verkohlen von pflanzlichen Materialien wie Holz, Torf oder Nussschalen gewonnen. Übrig bleibt ein poröses Material, das zu mehr als 90 Prozent aus Kohlenstoff besteht. Durch einen anschließenden chemischen Prozess entstehen weitere Poren, sodass die innere Oberfläche der Kohle nochmals stark vergrößert und damit aktiviert wird. So erreicht die Kohle ihre volle Aufnahmefähigkeit – und die ist enorm: Schon wenige Gramm haben eine innere Oberfläche, die es mit einem Fußballfeld aufnehmen kann. Medizinische Aktivkohle ist geruch- und geschmacklos und wird in Form von Kapseln, Tabletten, Pulver oder Suspensionen angeboten.

Was ist das Besondere an Aktivkohle?

Aktivkohle kann aufgrund ihrer schwammartigen Struktur unterschiedlichste Stoffe an sich binden (adsorbieren) und über das Verdauungssystem aus dem Körper ausschleusen. Bei einer Vergiftung kann das lebensrettend sein. Aktivkohle gehört zu den fünf Gegengiften, die sich in der Ausstattung eines Rettungswagens befinden. Aktivkohle bindet aber nicht alle giftigen Stoffe gleich gut. Bei einer Vergiftung deshalb immer umgehend die Giftnotrufzentrale anrufen. Dort erfährt man, ob man Aktivkohle einsetzen soll oder nicht.

Hilft Aktivkohle gegen Blähungen?

Bei Blähungen gilt Aktivkohle als altes Hausmittel. Von Medizinern wird sie nicht uneingeschränkt empfohlen, denn die Studien dazu sind widersprüchlich. Wurden Erkrankungen als Ursache ausgeschlossen, kann die Einnahme von Aktivkohle bei gelegentlichen Blähungen von Fall zu Fall durchaus Linderung verschaffen. Nebenwirkungen sind bei moderater Anwendung nicht zu befürchten, da Aktivkohle ein reines Naturprodukt ist und über die Verdauung komplett ausgeschieden wird.

Aktivkohle bei Durchfall

Keime aus Badeseen im Sommer, Darminfekte im Winter – Durchfall hat das ganze Jahr Saison. Hinter dem plötzlich auftretenden und meist nur wenige Tage dauernden akuten Durchfall steckt fast immer eine Infektion mit Viren oder Bakterien. Rund ein Drittel der Bevölkerung wird mindestens einmal im Jahr davon überrascht, häufig auch auf einer Urlaubsreise. Oft lauert die Gefahr in der Nahrung. Vor verdorbenen, belasteten Speisen sind wir natürlich auch zuhause nicht gefeit. Durchfall ist in vielen Fällen keine Erkrankung, sondern eine natürliche Abwehrreaktion des Körpers. Durch die häufige Entleerung soll der Darm schnell von krankmachenden Stoffen befreit werden. Mit medizinischer Kohle (z.B. Kohle Hevert) lässt sich akuter Durchfall in der Regel gut behandeln. Durch die Bindung der Keime an die Kohle werden diese schnell ausgeschieden. Der Körper wird auf gut verträgliche Weise bei seiner natürlichen Abwehrreaktion unterstützt. Wichtig ist es, viel zu trinken, damit sich die Kohle im Darm in feinste Teilchen verteilen kann. So wird gleichzeitig der Flüssigkeitsverlust bei Durchfall ausgeglichen.

Was gibt es bei der Einnahme von Aktivkohle zu beachten?

Wie für jedes Arzneimittel gilt auch für Aktivkohle:Man nimmt sie nicht ein, schon gar nicht auf Dauer, wenn es keinen triftigen Grund dafür gibt. Aktivkohle unterscheidet nicht zwischen gesunden und schädlichen Stoffen. Sie bindet auch sekundäre Pflanzenstoffe, Vitamine und Mineralstoffe. Der Dauergebrauch von Aktivkohle etwa als Detoxmittel in diversen Lifestyleprodukten ist deshalb nicht unbedenklich. Auch kann Aktivkohle die Wirkung von Medikamenten oder oralen Verhütungsmitteln (Pille) vermindern oder komplett hemmen. Deshalb sollte selbst der medizinische Einsatz immer zeitlich begrenzt und in Absprache mit einem Arzt erfolgen.