Vitalpilze – wie gesund sind sie wirklich?

Agaricus blazei murrill
Weltweit und vor allem in der asiatischen Heilkunde gibt es eine Vielzahl an Pilzen, die zu vorbeugenden oder medizinischen Zwecken eingesetzt werden. | Bild: Ars Ulrikusch – Adobe Stock

Vitalpilze gelten in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) bereits seit tausenden von Jahren als medizinisch wirksam. Pilze wie der Lackporling – auch bekannt als Reishi – werden sogar regelrecht verehrt. Seit etwa 1960 werden die als Vital- oder Heilpilze klassifizierten Arten auch hier zunehmend bekannt und wissenschaftlich erforscht: Sie sollen unter anderem immunstärkend oder blutzuckersenkend wirken und die Nebenwirkungen einer Chemotherapie abmildern können.

Welche Vitalpilze gibt es, und welche Inhaltsstoffe machen sie so wertvoll?

Vitalpilze – was verbirgt sich dahinter?

Bei den sogenannten „Vitalpilzen“ handelt es sich um Pilze, die in der asiatischen, russischen oder südamerikanischen Volksheilkunde bereits seit langem verwendet werden. In der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) werden Pilze wie der Raupenpilz oder die Schmetterlingstramete als Bestandteile von klassischen medizinischen Kräutermischungen ganz gezielt bei bestimmten Beschwerden eingesetzt. Der Glänzende Lackporling (auch bekannt als Reishi, Ganoderma lucidum oder Ling Zhi) wird in Asien sogar als „Pilz der Unsterblichkeit“ verehrt und gilt als eines der wirksamsten Mittel zur Stärkung der Vitalität überhaupt.

Auch die europäische Pflanzenheilkunde kennt die gesundheitsfördernde Wirkung verschiedener Pilze, und selbst Speisepilzen wie Champignon, Austernpilz und Shiitake werden gesundheitsfördernde Eigenschaften zugesprochen.

Diese beruhen auf einer Vielzahl von Inhaltsstoffen, deren Wirkungen inzwischen gut erforscht und wissenschaftlich belegt sind. Diese Wirkstoffe regen unter anderem die körpereigenen Selbstheilungskräfte an, und diese immunstärkende Wirkung ist für die Gesunderhaltung oder vollständige Genesung eines Menschen oft entscheidend.

Welche Vitalpilze gibt es?

Weltweit und vor allem in der asiatischen Heilkunde gibt es eine Vielzahl an Pilzen, die zu vorbeugenden oder medizinischen Zwecken eingesetzt werden. Hier in Mitteleuropa haben sich die folgenden 14 Vital- oder Heilpilze besonders bewährt:

  • Agaricus blazei murrill (Sonnenpilz)
  • Auricularia polytricha (Judasohr)
  • Inonotus obliquus (Chaga)
  • Agaricus bisporus (Champignon)
  • Coprinus comatus (Schopftintling)
  • Cordyceps sinensis (Chinesischer Raupenpilz)
  • Coriolus versicolor (Schmetterlingstramete)
  • Flammulina velutipes (Enoki)
  • Hericium erinaceus (Igelstachelbart)
  • Maitake – Grifola frondosa (Klapperschwamm)
  • Pleurotus ostreatus (Austernsaitling)
  • Polyporus umbellatus (Eichhase)
  • Reishi – Ganoderma lucidum (Glänzender Lackporling)
  • Lentinula edodes (Shiitake)

Wie wirken Vitalpilze?

Welchen Inhaltsstoffen haben die Vitalpilze nun ihren Ruf als besonders gesundheitsfördernd zu verdanken?

Zu den ernährungsphysiologisch wertvollen Bestandteilen von Pilzen zählen unter anderem Kohlenhydrate, Proteine, Enzyme, Ballaststoffe, Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente.

Pilzheilkundler, auch Mykotherapeuten genannt, bauen jedoch vor allem auf die Wirkung sekundärer Pflanzenstoffe z.B. Lektine und Polyphenole. Auch besondere Polysaccharide (z.B. Beta-Glucane) und Aminosäuren (z.B. Arginin) sind bedeutend. Diese kommen in unterschiedlicher Konzentration und Kombination in den als Vital- oder Heilpilze klassifizierten Pilzen vor

Mit der Vielzahl der pharmakologisch relevanten Inhaltsstoffe eröffnet sich ein sehr breites Spektrum an Einsatzmöglichkeiten.

Vitalpilze können bei Mensch und Tier unter anderem folgende Wirkungen entfalten:

  • Entzündungen hemmen
  • gegen oxidativen Stress wirken
  • das Immunsystem ausgleichen
  • gegen Bakterien und Pilzbefall wirken
  • Blutfette und Blutzucker senken
  • die Psyche stimulieren oder beruhigen

Wofür sind Vitalpilze gut?

Die Anwendungsgebiete der Vitalpilze reichen von Allergien, Atembeschwerden, Hautproblemen und Infektanfälligkeit über Magen-Darm-Probleme und Herz-Kreislaufbeschwerden bis hin zu Schlaflosigkeit, innerer Unruhe und Ängsten.

Auch in der Krebstherapie wird inzwischen viel Hoffnung auf den immunstärkenden Effekt bestimmter Vitalpilze gelegt. Zwar sehen viele Ärzte dies noch kritisch, doch als ergänzende Therapie können Vitalpilze den Gesamtorganismus stärken und stabilisieren. Viele Patienten vertragen so eine Chemotherapie besser, vor allem, wenn sie die Pilze zur Vorbereitung, zwischen Therapiezyklen oder im Anschluss einnehmen. Natürlich in Absprache mit dem behandelndem Arzt.

Darüber hinaus versuchen Wissenschaftler derzeit, die tumorhemmende Wirkung von Heilpilzen gezielter einsetzbar zu machen, indem sie die entsprechenden Wirkstoffe isolieren. Besonders das Cordycepin aus dem chinesischen Raupenpilz Cordyceps sinensis wies unter Versuchsbedingungen im Reagenzglas eine starke zellabtötende Wirkung auf Brustkrebs-, Leukämie- und Prostatakrebszellen auf. Ob sich diese Forschungsergebnisse auf den Menschen übertragen lassen, ist noch nicht gesichert.

Wie nimmt man Vitalpilze zu sich?

Allein die Verwendung von frischen Pilzen wie Champignon, Shiitake oder Austernsaitling in der Küche kann ein wertvoller Beitrag zu Ihrer gesunden Ernährung sein.

Heilpilze sind im Handel als Nahrungsergänzungsmittel in Form von Kapseln, Tabletten oder als loses Pilzpulver erhältlich. Wie bei der Verarbeitung aller Naturstoffe, spielen Herkunft und Herstellungsprozess in Bezug auf Qualität und Reinheit eine wichtige Rolle. Achten Sie darauf, dass Sie Vitalpilz-Produkte nur von vertrauenswürdigen Quellen beziehen, die nachweisen können, dass ihre Präparate frei von Schwermetallen (z. B. Cadmium und Quecksilber), Pestiziden und mikrobiellen Verunreinigungen sind.

Isolierte, reine Inhaltsstoffe von Pilzen können auch extrahiert oder (halb-) synthetisch hergestellt werden und stehen dann als registrierte, verschreibungspflichtige Arzneimittel zur Verfügung. Das bekannteste Beispiel hierfür ist sicher das Penicillin, von dem die wenigsten Menschen wissen, dass der als Antibiotikum bekannte Wirkstoff ursprünglich aus einem Pilz gewonnen wurde.

Wenn Sie Vitalpilze bei bestimmten Gesundheitsproblemen einsetzen möchten, lassen Sie sich am besten vor einem Arzt oder Heilpraktiker mit einer Zusatzausbildung in Mykotherapie dazu beraten, welcher Pilz in welcher Dosierung und Darreichungsform in Ihrem Fall empfehlenswert ist.

Vor allem bei schweren Erkrankungen wie Krebs sind Vitalpilze, unter therapeutischer Begleitung, stets nur als zusätzliche Möglichkeit zu sehen, mit der Sie Ihre Gesamtenergie, Lebensqualität und Lebensfreude unter der laufenden schulmedizinischen Behandlung gegebenenfalls stärken und stabilisieren können.