Die Natur – Gesundheitslieferant zum Nulltarif

Der Kontakt mit der Natur fördert Gesundheit und Wohlbefinden | Bild: Smileus – Fotolia

Wie wohltuend der Aufenthalt in der Natur für Körper und Geist ist, hat jeder schon gespürt. Ob Spaziergang im Wald, der Blick aufs offene Meer, eine Radtour durch Felder oder eine Wanderung im Gebirge – die Natur tut uns gut. Sie fördert Entspannung, beugt Krankheiten vor und hilft bei der Heilung.

„Der Kontakt mit der Natur fördert Gesundheit und Wohlbefinden“ schreibt Dr. Cecily Maller, außerordentliche Professorin am Royal Melbourne Institute for Technology (RMIT), Melbourne/Australien, in ihrem Beitrag „Gesunde Natur – gesunde Menschen“. Auch der Umkehrschluss ist erwiesen: kranke Natur – kranke Menschen. In Regionen, in denen z. B. Waldsterben vorliegt, steigt die Krankheitshäufigkeit der Menschen. Da nur eine gesunde Natur unsere Gesundheit fördern kann, heißt es in §1 des Bundesnaturschutzgesetzes: „Natur und Landschaft sind auf Grund ihres eigenen Wertes und als Grundlage für Leben und Gesundheit des Menschen auch in Verantwortung für die künftigen Generationen im besiedelten und unbesiedelten Bereich … zu schützen …“.

Der Aufenthalt in der Natur …

fördert die Entspannung. Der Wunsch nach Ruhe und Erholung ist in der heutigen Zeit besonders groß. Ein Spaziergang oder eine Radtour in der Natur helfen uns, den Alltag abzuschütteln und zur Ruhe zu kommen. Die Natur spricht alle Sinne – Sehen, Hören, Riechen, Fühlen und Schmecken – an. Bewegung, der Anblick einer schönen Landschaft, das Wahrnehmen von Naturgeräuschen wie das Plätschern eines Baches oder der Gesang eines Vogels und das Einatmen von Duftstoffen der Natur tragen zur Entspannung bei. Es konnte nachgewiesen werden, dass der Blutstrom in dem Teil des Gehirns, der für höchste Konzentration und Aufmerksamkeit zuständig ist, gesenkt und in Gehirnareale gelenkt wird, die mit Ruhe in Verbindung stehen. Das bedeutet, dass im Wald auch unser Geist entspannt. Wie schnell wir in der Natur zur Ruhe kommen können, zeigt eine Untersuchung aus Großbritannien. Bereits nach fünf Minuten spürt man, wie sich Körper und Geist beruhigen. Dabei spielt es keine Rolle, ob wir uns im Park, in unberührter Natur, im Garten oder in landwirtschaftlich genutzten Gebieten aufhalten. Im „Ruhe-Test“, einer Online-Befragung von mehr als 18.000 Menschen aus 134 Ländern, wurde ermittelt, was am besten zur Entspannung beiträgt. Der Aufenthalt in der Natur, aber auch schon deren Anblick nahm Platz drei hinter Lesen und Schlafen ein.

senkt Blutdruck, Puls und Stresshormone: Bereits das Betrachten eines Waldes senkt den Blutdruck und verlangsamt den Puls, haben japanische Forscher festgestellt. Am beeindruckendsten ist jedoch die Stressreduktion, die die Natur uns bietet. So senkte ein Ausflug in den Wald, in Japan wird das Waldbaden (Shinrin-yoku) genannt, die Konzentration des Stresshormons Kortisol stärker als der Aufenthalt in einer naturnahen städtischen Umgebung. Dennoch berichten in der Stadt lebende Menschen, die regelmäßig Parks und Grünanlagen besuchen, seltener über stressbedingte Erkrankungen. Zur Stressreduktion reicht bereits ein 20-minütiger Aufenthalt in der Natur aus, stellte eine 2019 veröffentlichte amerikanische Studie fest.

… hebt die Stimmung und fördert den Selbstwert: Die Auswirkung auf die mentale Gesundheit untersuchten englische Wissenschaftler um Jo Barton. Demnach ist bereits nach kurzer Zeit im Grünen die größte Verbesserung bei Stimmung und Selbstwertgefühl erfahrbar. Der Effekt wurde noch gesteigert, wenn sich ein Bachlauf oder See in der Nähe befand. Den größten Zugewinn an Selbstwertgefühl hatten psychisch kranke Menschen.

… kurbelt das Immunsystem an: Bewegung unter freiem Himmel stärkt das Immunsystem. UV-B-Strahlen der Sonne tragen dazu bei, dass wir Vitamin D bilden können. Das Vitamin ist für das reibungslose Funktionieren unseres Immunsystems wichtig. Ausreichend mit Vitamin D versorgt zu sein, verringert die Gefahr, häufige Infektionen, chronische Entzündungen oder Autoimmunkrankheiten zu entwickeln. Der Aufenthalt im Wald lässt die Zahl bestimmter Immunzellen, sogenannter Killerzellen, ansteigen, deren Aufgabe es ist, Krankheitserreger oder veränderte Körperzellen zu beseitigen. Wie Wissenschaftler der Universität Tokio, Japan, herausfanden, hält diese Wirkung bis zu sieben Tage an.

…fördert die Heilung: Schon seit langem ist bekannt, dass bereits der Anblick der Natur Heilungsprozesse beschleunigen kann. So erholten sich Patienten, die vom Krankenhauszimmer auf grüne Bäume schauten, schneller von ihrer Operation und brauchten weniger Schmerzmittel als Patienten, deren Krankenzimmer nur den Blick auf Gebäude erlaubte. Auch Krebspatienten, die im Anschluss an ihre Behandlung einen Rehabilitationsaufenthalt absolvierten, berichteten, dass ihnen Naturerlebnisse am besten geholfen hatten.

… bessert psychisches Wohlbefinden: Das Leben in unserer heutigen Zeit mit Hektik, Reizüberflutung und permanentem Leistungsdruck, aber auch das Leben in Armut geht einher mit dem Verlust von Naturerleben. Leben ohne Naturkontakt fördert das Entstehen psychischer Erkrankungen. Zahlreiche Untersuchungen belegen, dass die Natur Angststörungen, Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörungen sowie Depressionen bessert. Das wird u.a. darauf zurückgeführt, dass wir uns in der Natur wohlfühlen und entspannen, was sich positiv auf negative Gefühle wie Wut oder Angst auswirkt. Lassen wir uns auf die Natur ein, entsteht Raum für neue Perspektiven und neue Problemlösungen.