Volkskrankheit: Wer leidet unter Burnout?

Gegen Stress und Burnout helfen ein stabiles emotionales Netzwerk und Rückhalt bei Freunden und Familie.

Ein Burnout kann vom Stress am Arbeitsplatz kommen. Das We Love Nature Magazin gibt Tipps, wie Sie sich davor schützen können. | Bild: Volker Witt – Fotolia

Ein Burnout kommt nicht von heute auf morgen. Müdigkeit, Erschöpfung, innere Unruhe oder depressive Verstimmungen schleichen sich langsam in den Alltag ein. Burnout wird immer mehr zur „Volkskrankheit“. 2012 litten 4,2% der Deutschen verschiedener Berufsgruppen unter Burnout. Auch die Liste der Prominenten mit Burnout wird länger: Mariah Carey, Sven Hannawald, Eminem, Renée Zellweger, Tim Mälzer…

Das lesen Sie in diesem Artikel:

Anzeichen eines Burnouts
Wer leidet unter der „Volkskrankheit“ Burnout?
Burnout – Gemeinsamkeit schützt
Entspannung geht nicht auf Knopfdruck

Wer auf die Frage „Wie geht’s?“ oft mit „Der übliche Stress halt!“ antwortet, ist damit nicht alleine. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat beruflichen Stress zu einer der größten Gesundheitsgefahren unseres Jahrhunderts erklärt. Denn: Wird er zum Dauerzustand und nichts dagegen unternommen, droht ein Burnout. Chronisch wird Stress, wenn die Stressbelastungen so hoch und häufig sind, dass sie mit den individuellen Fähigkeiten zur Stressbewältigung nicht mehr ausreichend ausgeglichen werden können. Kurz gesagt: Reißt der Stress nicht ab, bleiben Entspannung und Regeneration auf der Strecke. Und das, obwohl wir durchaus einiges tun, um uns zu erholen: Im vergangenen Jahr haben die Bundesbürger so viel Geld für Urlaubsreisen ausgegeben wie noch nie – laut der Reiseanalyse der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen(FUR) (1) ganze 88 Milliarden Euro. Meditationskurse boomen und rund 3 Millionen Deutsche praktizieren regelmäßig Yoga, um nur einige Zahlen zu nennen. Dennoch scheint unser Stresslevel sogar immer noch zu steigen: Fast 60 % der Erwachsenen in Deutschland sind laut einer Erhebung der Techniker Krankenkasse der Meinung, dass ihr Leben in den letzten drei Jahren stressiger geworden ist.

Anzeichen eines Burnouts

Bis zum totalen Zusammenbruch vergehen Monate, manchmal auch Jahre. Vorher senden Psyche und Körper eine ganze Reihe von Warnsignalen. Die meisten Stressgeplagten kämpfen zunächst mit Erschöpfung. Man fühlt sich schon morgens ausgepowert und kommt kaum aus dem Bett. Nicht nur der Job – alles ist anstrengend und ermüdend, nichts macht mehr Spaß. Betroffene sind tagsüber müde bis zum Umfallen und können trotzdem nachts nicht ein- oder durchschlafen. Zu den häufigsten psychischen Beschwerden zählen innere Unruhe, Nervosität und Gereiztheit. Nimmt die Belastung nicht ab, kann das auch organische und psychovegetative Störungen nach sich ziehen, wie zum Beispiel Bluthochdruck, Herzrasen, Magen-Darm-Beschwerden, Spannungskopfschmerzen oder Rückenbeschwerden. Vermehrt leiden die Betroffenen aber psychisch. Selbst für kleine Aufgaben fehlt die Kraft. Die Arbeit wird zunehmend zur Quelle von Frust. Die ständige Unzufriedenheit führt oft dazu, dass Kollegen, Klienten oder Kunden abgewertet werden. Manche Menschen werden auch zynisch. Da auch Konzentration und Kreativität leiden, nimmt die Arbeitsleistung ab. Anerkennung und Erfolgserlebnisse im Beruf bleiben immer häufiger aus, was die Abwärtsspirale weiter verstärkt. Die Gedanken drehen sich im Kreis, ein Licht am Ende des Tunnels ist nicht in Sicht. Zuletzt fühlt man sich nur noch ausgebrannt und leer.

Im Internet gibt es Tests zum Burnout-Risiko (2). So ein Test ersetzt allerdings keinen Arztbesuch und kann nur eine allgemeine Tendenz aufzeigen.

Wer leidet unter der „Volkskrankheit“ Burnout?

Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) stufte Burnout 2012 ein als: „Risikozustand in Folge einer langfristigen Arbeitsüberforderung“. Eine anerkannte Krankheit ist Burnout bislang in Deutschland nicht. Es steht aber fest, dass die Burnout-Beschwerden langfristig zu „echten“ Krankheiten wie Depressionen, Angststörungen oder Herz-Kreislauf-Problemen führen können. Seit 2004 können Ärzte ein Burnout im Sinne einer arbeitsbedingten Überlastung zumindest als eigenständige Diagnose festhalten. In der Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten (ICD-10) (3), laut der Ärzte ihre Diagnosen für die Krankenkasse stellen, ist Burnout als Zusatzdiagnose Z73 verzeichnet. Z73 steht für „Probleme bei der Lebensbewältigung“, zu denen auch Erschöpfungszustände und Burnout zählen. Als Zusatzdiagnose teilt der Arzt mit dem Kürzel der Krankenkasse mit, dass er die Erkrankung der Hauptdiagnose, etwa eine Depression oder ein Magengeschwür in Zusammenhang mit einer Überlastung im Beruf sieht.

Stressfaktoren für Arbeitnehmer sind vor allem Leistungsdruck, zu wenig Personal und Kostensenkungen im Betrieb. Das geht aus einer aktuellen Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (4) hervor. Mehr als 18.000 Angestellte wurden dafür 2015 telefonisch zu ihrem Arbeitsalltag und typischen Stresssituationen befragt. Laut der DEGS-Studie (Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland des Robert-Koch-Instituts) (5) diagnostizieren Ärzte bei 4,2 % (Frauen: 5,2 % und Männer: 3,3 %) der Deutschen ein schweres Burnout-Syndrom. Angesichts dieser weiten Verbreitung ist es kein Wunder, dass auch Prominente betroffen sind. Unter den bekanntesten Deutschen, die offen über ihren Burnout sprachen, finden sich Spitzensportler wie der Skispringer Sven Hannawald, der Fernsehkoch Tim Mälzer, die Kommunikationswissenschaftlerin Miriam Meckel, Peter Plate vom Pop-Duo „Rosenstolz“ und der Politiker Matthias Platzeck.

Burnout – Gemeinsamkeit schützt

Vom wachsenden Druck in der Arbeitswelt sind fast alle betroffen. Aber längst nicht alle entwickeln ein Burnout. Manche Menschen bleiben trotz größtem Stress leistungsfähig und gesund, während andere zusammenbrechen. Die Fähigkeit, trotz größter Belastungen gesund zu bleiben, nennen Psychologen „Resilienz“. Der Begriff stammt aus der Materialkunde und beschreibt die Eigenschaft eines elastischen Werkstoffs, nach Verformung wieder seine ursprüngliche Form anzunehmen. Im Deutschen Resilienz-Zentrum, das 2014 als erste Einrichtung dieser Art in Europa eröffnet wurde, wird das Rätsel der inneren Widerstandsfähigkeit umfassend erforscht. Gene und die Prägung in den ersten Lebensjahren scheinen dabei eine wichtige Rolle zu spielen. Aber: Es kommt immer auch auf die späteren Lebensumstände an. Eine intakte Familie, die Wertschätzung von Vorgesetzten und Kollegen, das offene Ohr der Vertrauensperson – ein stabiles emotionales Netzwerk, auf das man jederzeit zurückgreifen kann, wirkt beruhigend und stressmindernd. Tatsächlich steigen in belastenden Situationen nicht nur die Kampf und Flucht-Hormone Adrenalin und Kortisol, sondern auch das Bindungshormon Oxytocin. Es lässt Menschen und Tiere die Nähe zueinander suchen. Diese Stressantwort wird auch als weibliche Stressreaktion bezeichnet. Denn in der Schwangerschaft oder mit einem Kleinkind ist der Schutz der Gemeinschaft meist die bessere Option als Kampf oder Flucht. Oxytocin lässt uns in schweren Zeiten nicht nur zusammenrücken. Als Gegenspieler zum Kortisol hemmt es die Ausschüttung des Stresshormons, es senkt den Blutdruck und fördert die Regeneration der durch Stress beanspruchten Körperzellen. Oxytocin wird nicht nur bei angenehmen zwischenmenschlichen Körperkontakten frei. Auch wer ein Tier streichelt, wird mit dem Anti-Stress-Hormon belohnt. Markus Beyer hat deshalb den Verein Bürohund e.V. (6) gegründet. Er setzt sich dafür ein, dass Unternehmen sich für die tierischen Freunde ihrer Mitarbeiter öffnen. Persönlich sollte man darauf achten, Ruhephasen einzuhalten sowie Hobbys und Freunde als genauso wichtig einzustufen wie die Arbeit. Sport zum Ausgleich tut gut, vorausgesetzt man betreibt ihn nicht mit dem gleichen Leistungsanspruch wie den Beruf. Dann nämlich wird er zu einem weiteren Stressfaktor.

Entspannung geht nicht auf Knopfdruck

Chronischer Stress wirkt sich auf Körper und Psyche negativ aus. Von selbst löst sich dieses Problem nicht. Während die Schulmedizin weiterhin nach symptomorientierten Lösungen sucht, bietet die Naturheilkunde mit ihrem ganzheitlichen Ansatz, nämlich Behandlung der Stress-Symptome bei gleichzeitiger Vermeidung der Stress-Ursachen, die weitaus bessere Lösung. Im Sinne einer auf Max Bircher-Brenner und Sebastian Kneipp zurückgehenden Ordnungstherapie wird der Patient darin unterstützt, seine Stressfaktoren zu erkennen und zu minimieren. Wichtig ist, dass man überhaupt erst einmal wahrnimmt, was einen belastet und dann lernt, damit umzugehen. Die Naturheilkunde spricht hier von Selbstregulation. Sie hilft Betroffenen, etwas gegen ihren Stress zu tun und wieder Ruhe zu finden. Doch auch Entspannung will gelernt sein. Wenn man sehr gestresst ist, zeigt kaum eine Entspannungsmethode sofort Wirkung. Wer das erwartet, setzt sich nur wieder unter Stress. Ob Yoga, Meditation, eine Entspannungs-CD oder ein gutes Buch – letztlich muss jeder selbst herausfinden, was ihm gut tut und sich dafür auch Zeit lassen.

Wer große Schwierigkeiten hat, in die Entspannung einzusteigen, kann sich dabei mit Heilpflanzen wie der Passionsblume unterstützen. Sie kann Unruhe und Anspannung abbauen und so dabei helfen, die bei großem Stress typische Reiz-Reaktions-Starre des Körpers aufzulösen. Dadurch wird der Organismus wieder in die Lage versetzt, sich selbst zu regulieren. In speziellen homöopathischen Komplexmitteln (z. B. Calmvalera Hevert) ist Passionsblume (Passiflora incarnata) mit weiteren ausgesuchten Wirkstoffen, beispielsweise Traubensilberkerze (Cimicifuga) und Baldrian (Valeriana), so kombiniert, dass sie sich in ihrer Wirkung auf die stressbedingten Beschwerden wie innere Unruhe oder Schlafstörungen optimal ergänzen – und das ganz ohne Nebenwirkungen und Gewöhnungseffekte.

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