Stressabbau durch Yoga und Co.? Wie man mit Wut umgeht

Wut zu zeigen, ist eher ein Tabu. Doch sie zu unterdrücken, tut auf Dauer nicht gut. Gezielter Stressabbau durch Yoga und andere Methoden.

Wut zu zeigen, ist eher ein Tabu. Doch sie zu unterdrücken, tut auf Dauer nicht gut. Gezielter Stressabbau durch Yoga und andere Methoden. | Bild: goldencow_images – Fotolia

Kinder machen ihrem Ärger Luft. Das ist regelmäßig vor Süßigkeitenregalen in Supermärkten zu beobachten. Als dauerlächelnder Erwachsener könnte man da neidisch werden. Doch Wut rauszulassen, gehört nicht zum guten Ton. Deswegen wird dies Kindern schnell abgewöhnt. Aber den Ärger nur herunterzuschlucken tut auf Dauer nicht gut. Über die Wichtigkeit von Wut und Methoden zum Stressabbau.

Ärger und Wut gehören zum Alltag. Wenn die Kinder alles stehen und liegen lassen, der Chef mit ungerechtfertigter Kritik um sich wirft und der Kellner uns links liegen lässt – dann kocht das mächtige Gefühl hoch wie brodelnde Lava. Doch bevor wir explodieren, wird die Wut weggedrückt, heruntergeschluckt und hinter einer höflichen und professionellen Fassade versteckt. Denn: Wer Wut zeigt, gilt schnell als jemand, der seine Gefühle nicht im Griff hat und leicht die Kontrolle verliert. Vor allem Frauen, die ihrem Ärger Luft machen, verlieren an Status und Ansehen, wie eine Studie der Yale University bestätigt. Und dazu muss Frau gar nicht so weit gehen wie Model-Ikone Naomi Campbell, die bei ihren legendären Wutausbrüchen Mitarbeitern schon mal ein Handy an den Kopf wirft oder Polizisten bespuckt.

Aus Angst, sich unbeliebt zu machen oder als cholerisch zu gelten, wird Wut oft unterdrückt. Doch auf Dauer geht das nicht gut. Aufgestaute Wut trifft irgendwann den völlig Falschen. Oft wegen einer Kleinigkeit. Oder sie macht uns passiv-aggressiv und damit zynisch, nörglerisch und feindselig. Denn: Frust-Unterdrücker fühlen sich dreimal häufiger enttäuscht vom Leben als andere, so das Ergebnis einer Harvard-Untersuchung.

Wut – eine missverstandene Emotion

Ein Grund für das schlechte Image der Wut ist, dass sie oft mit Aggression in einen Topf geworfen wird. Doch Wut ist lediglich die Androhung von Aggression. Als Bedrohungsgeste hat sie sich im Lauf der Evolution herausgebildet, um das Überleben der Menschen zu sichern. Wut zeigt, dass unsere Grenzen verletzt wurden. Und sie setzt Grenzen. Dem Gegenüber wird durch Mimik und Körperhaltung signalisiert: Wenn du so weitermachst, bekommst du Ärger. Da unterscheidet sich der Mensch nicht von Primaten wie Schimpansen. Heute geht es bei wutauslösenden Situationen zwar selten um Leben oder Tod. Oft reicht schon der Fahrstil eines anderen Autofahrers, eine Provokation des Partners oder die abweisende Miene des Chefs, um uns in Rage zu versetzen und das archaische Schutzprogramm anzuwerfen. Das sogenannte sympathische Nervensystem bereitet uns auf Abwehr und Kampf vor: Stresshormone wie Adrenalin und Noradrenalin werden ausgeschüttet. Puls, Blutdruck und Muskelspannung steigen dadurch an und wir fühlen uns „aufgepeitscht“.

Warum bei Wut der Verstand aussetzt

Vielleicht schaut der Chef nur so abweisend, weil er einen schlechten Tag hat. Das muss gar nichts mit uns zu tun haben. Bei klarem Verstand liegen solche Überlegungen nahe. Doch bei starken Emotionen wie Wut setzt der Verstand sprichwörtlich aus. Damit sollten wir seinerzeit davor geschützt werden, in überlebenswichtigen Situationen wertvolle Zeit mit Nachdenken zu verschwenden. Emotionen passieren deshalb immer erst das archaische „Gefühlshirn“ (limbisches System, Amygdala) bevor sie an das „Denkhirn“ (Großhirnrinde/Cortex) weitergeleitet werden. Da die Nervenbahnen von den Gefühls-Zentren des limbischen Systems zur Großhirnrinde stärker und schneller sind als umgekehrt, kann der Verstand bei starken Emotionen nicht eingreifen, um die Reaktion angemessen herunterzufahren. Wir sehen rot.

Kann man Wut herunterschlucken?

Man schluckt die Wut einfach runter und dann ist sie weg. Eine schöne Vorstellung, nur klappt das leider nicht. Wird Wut unterdrückt, löst sie sich nicht auf. Nun macht es nicht zwangsläufig krank, wenn man ab und an seine Wut herunterschluckt. Ein regelmäßiger Gefühlsstau jedoch kann die Gesundheit beeinträchtigen. Eine schwedische Langzeitstudie am Stress Research Institute der Universität Stockholm stellte fest, dass es einen Zusammenhang zwischen aufgestauter Wut und Herzerkrankungen gibt. Die Studienteilnehmer, die regelmäßig ihren Ärger herunterschluckten, wiesen ein doppelt so hohes Risiko für Herzkrankheiten bis hin zum Tod durch Herzinfarkt auf.

Stresshormone in Aktion

| Bild: Tiler84 - Fotolia

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Doch auch wer extrem cholerisch reagiert, bekommt das irgendwann zu spüren. Durch Brüllen und Toben kann man sich zwar abreagieren. Gegen die körperlichen Begleiterscheinungen hilft ein Wutanfall nicht. Der Stresslevel bleibt hoch. Zudem führt impulsiv ausgelebte Wut oft zu Überreaktionen, die noch mehr Ärger produzieren – der Stresspegel kann dadurch sogar steigen. Über kurz oder lang fährt man wegen jeder Kleinigkeit aus der Haut. Durch regelmäßige Ausraster und der Wut als Dauerbegleiter werden fortlaufend vermehrt Stresshormone ausgeschüttet, was mit gesundheitlichen Risiken wie Bluthochdruck einhergehen kann. Vor allem für Menschen, die bereits Herz-Kreislauf-Probleme haben, kann impulsiv ausgelebte Wut durchaus gefährlich sein. Zu den gesundheitlichen Risiken können soziale Probleme etwa am Arbeitsplatz oder in der Familie kommen.

Der goldene Mittelweg zwischen Überreaktion und Unterdrückung

Weder unterdrückte Wut noch unkontrollierte Wutanfälle sind für die Gesundheit förderlich – sie setzen unter Druck und erhöhen den Stresspegel. Gegen den Stress mit der Wut gibt die Deutsche Herzstiftung unter anderem folgende Empfehlungen:

Wechseln Sie in die Vogelperspektive

Versuchen Sie, die Situation, die Ihnen Frust bereitet, ganz bewusst von oben beziehungsweise von außen zu betrachten. So bauen Sie eine innere Distanz zum aktuellen Geschehen auf. Zum Beispiel: „Der Stau, in dem ich gerade stehe, ist eine Tatsache, die ich nicht ändern kann. Wenn ich mich aufrege, verschlimmere ich die Situation nur.“

Stressabbau mit Sport

Sport zählt laut der Deutschen Herzstiftung zu den besten Möglichkeiten, um Stress loszuwerden. Bereits eine halbe Stunde Bewegung, sei es Walking, Schwimmen oder Tennis, kann aufgewühlte Gemüter beruhigen und für wohlige Entspannung sorgen.

Wutauslöser erkennen und beseitigen

Zwar lassen sich die Ursachen von Stress durch Ärger und Wut nicht immer beheben, etwa bei einem schwierigen Chef. In der Familie dagegen können gezielte Gespräche helfen, zum Beispiel wenn die Aufteilung der Haushaltsarbeit als ungerecht empfunden wird, was ein weit verbreiteter Ärger- und Stressauslöser ist. Gezielte Gespräche können dann helfen. Geben Sie Ihrem Gegenüber in einem solchen Gespräch großzügig Raum für dessen bisherige Sicht und wiederholen Sie Ihre eigenen Argumente nicht nochmal und nochmal. Lassen Sie Ihr Anliegen lieber ein paar Tage wirken und greifen Sie das Thema nach einer Weile auf nette Weise erneut auf.

Stressabbau durch Yoga und Co.?

Yoga, autogenes Training und Co. werden immer wieder angepriesen. Doch was den einen entspannt, muss nicht für den anderen gelten. Die Deutsche Herzstiftung empfiehlt einen pragmatischen Ansatz: Wenn eine Methode Entspannung bringt, ist sie auch gut – wenn nicht, sollte man andere Sachen ausprobieren. Während manche Menschen alleine und in völliger Stille entspannen, bevorzugen andere etwa die Anleitung in einer Gruppe. Die gewählte Technik sollte auf jeden Fall regelmäßig geübt werden, um im Fall des Falles auch abrufbar zu sein.

Vorsicht mit Medikamenten

Arzneien, die Beruhigung versprechen, gibt es zwar – sie sollten aber stets nur unter Kontrolle eines erfahrenen Arztes zum Einsatz kommen und nicht einfach auf eigene Faust im Internet bestellt werden. Als Beispiel nennt die Deutsche Herzstiftung Benzodiazepine, die für langfristige Stressbewältigung ungeeignet sind, weil sie schon nach kurzer Zeit abhängig machen und zudem erhebliche Nebenwirkungen (Konzentrationsschwierigkeiten, Benommenheit) haben können. Ohne Nebenwirkungen und Gewöhnungseffekte helfen homöopathische Arzneimittel wie Calmvalera Hevert. Mit gut verträglichen, natürlichen Wirkstoffen wie der Traubensilberkerze, Passionsblume und Tigerlilie wirkt Calmvalera Hevert beruhigend und ausgleichend auf Psyche und Nervensystem.

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