Überforderung: Stress durch Selbstoptimierung

Immer online zu sein und zu wissen, was das eigene Umfeld gerade tut, kann auch Stress und Selbstüberforderung begünstigen.

Die ständige Verbundenheit mit Freunden und Bekannten übers Smartphone begünstigt oftmals den Willen zur Selbstoptimierung, aus dem Stress entstehen kann. | Bild: nenetus – Fotolia

Wir leben in Zeiten des scheinbar aus dem Ärmel geschüttelten Perfektionismus. Wahrscheinlich haben die sozialen Medien dieses Phänomen beschleunigt. Milliarden von Menschen weltweit beginnen mittlerweile ihren Tag damit, per Smartphone ihr eigenes Leben mit dem ihrer digitalen und realen Freunde abzugleichen. Diese Vergleichssituation mit den anderen verursacht Stress und begünstigt eine Überforderung durch forcierte Selbstoptimierung.

Wer räkelt sich denn da über Silvester lässig am Bondi Beach in Sydney? Wer verlegt seine zweite Hochzeit mal eben nach Nizza? Und wer hat mal wieder ein super-trendiges Kleidchen für seine Tochter genäht, das samt Vintage Look und Vignette auf Instagram präsentiert wird? Über soziale Medien entsteht der Eindruck, dass bei den anderen nie Langeweile aufkommt. Stattdessen perfektionierte Freizeit, soweit der Freundeskreis reicht. Mittelmäßigkeit, ein Wochenende auf dem Sofa oder einfacher Müßiggang scheinen aus der Mode gekommen zu sein.

Das Leben als „Stress-Karriere“?

Die amerikanische Psychologin Bernice Neugarten hat den Begriff der „social clock“ geprägt. Die Annahme der Theorie: bis zu einem bestimmten Alter müssen wir bestimmte Dinge erledigt, erreicht oder uns erschlossen haben. Das Ergebnis ist ein „Durchgetaktet-sein“, das heutzutage besonders junge Menschen zwischen 18 und 30 Jahren betrifft. Es ist das Gefühl, stets etwas verpassen zu können und Abenteuer, Karriere und große Liebe im Eiltempo festzulegen. Wer genau im Blick hat, mit welchem Alter bestimmte Meilensteine im Leben erreicht sein wollen, wird anfälliger dafür, sich permanent mit seinen Gleichaltrigen zu vergleichen. Stimmen die gesetzten Anforderungen der sozialen Umwelt jedoch nicht mit den eigenen Vorlieben, Neigungen und Stärken überein, verstärkt das den Druck, den wir uns selbst machen, und führt zur Selbstüberforderung.

Selbstoptimierung mit Self-Tracking – das Vermessen des Ichs

| Bild: alexey_boldin

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Der Tag hat 24 Stunden – und der Mensch benötigt zwischen 5 und 9 Stunden Schlaf am Tag. Daran kann niemand etwas ändern. Doch um trotz dieser begrenzten Zeit in den verschiedensten Lebensbereichen das Optimum herauszuholen, bietet die digitale Industrie verschiedenste Sensorik, Apps und Geräte, die uns bei Bedarf daran erinnern, unsere selbstgesteckten Ambitionen nicht aus den Augen zu verlieren. Wir vermessen unsere Schlafqualität, die Zahl der Schritte, die wir täglich zurücklegen, unsere Produktivität per Internetdienst und unsere Beliebtheit bei anderen mit Likes. Dieses Protokollieren soll eine Brücke zwischen Wollen und Handeln schlagen. Es soll ungeahnte Fähigkeiten im Menschen freilegen, für die er ohne Kontrolle zu träge oder zu abgelenkt wäre. Diese Art reibungslos zu funktionieren, ist nicht jedermanns Sache – doch führt sie uns unsere Unvollkommenheit vor Augen und unseren Stress damit, unserem Selbstanspruch genügen zu müssen.

Unser Streben nach Selbstoptimierung, ganz gleich in welchem Lebensbereich oder mit welchem Motiv, ist anstrengend. Hier kommt es schnell zur Selbstüberforderung, weil es nur wenig Platz für das Faulenzen und die unkontrollierbare Dynamik des Lebens lässt. „Life is what happens to you while you are busy making other plans.“ Der berühmte Ausspruch John Lennons bringt diesen Widerspruch treffend auf den Punkt.

Stress als wichtige Anpassungsreaktion

Stress ist erst dann schädlich und wird zur Überforderung, wenn er in zu hohen Dosen und über einen zu langen Zeitraum auftritt. Eigentlich ist er für die Weiterentwicklung auf seelischer und geistiger Ebene unverzichtbar: Wird der Mensch mit sogenannten Stressoren konfrontiert, reagiert er auf vegetativer, sozialer und kognitiv-emotionaler Ebene mit einer Kaskade von Veränderungen, die seinen Geist hellwach und seinen Körper reaktionsschnell werden lassen. Damit kann er negativen Herausforderungen etwas entgegensetzen und ist in der Lage, Außergewöhnliches zu leisten. Zudem erfährt der Mensch Entspannung und Zufriedenheit als Belohnung, wenn er eine stressreiche Situation erfolgreich bewältigt hat. Bei einem gesunden Umgang mit Stress ist es daher wichtig, das Gleichgewicht zu halten: Moderater, zeitlich begrenzter Stress gilt als positiv, wenn danach entsprechende Erholungsphasen folgen. Das Schema „Herausforderung – Stressreaktion – erfolgreiche Bewältigung“ stärkt die Kompetenzen des Menschen, in der Zukunft mit Stressoren umgehen zu können.

Das Leben besteht aus Zielen – und Pausen vom Stress!

Von zentraler Bedeutung im Zusammenhang mit dem Thema der Selbstoptimierung ist es, ein Gleichgewicht zu schaffen zwischen den Phasen des Strebens, der Leistungskontrolle, des Vergleichs mit anderen und den Phasen der Ruhe, des Müßiggangs und dem Tun von Dingen, die wir um ihrer selbst willen gerne tun – ganz ohne Leistungsdruck. Sich einzugestehen, dass wir unvollkommene Wesen sind und im Tagesverlauf gezielt nach Momenten zu suchen, um aus der Wettbewerbsspirale auszusteigen, all das verschafft ein Gefühl von Erleichterung und Freiheit. Um aus dieser Spirale leichter auszubrechen, lässt sich die eigene innere Ruhe gezielt mit homöopathischen Mitteln wie Calmvalera Hevert fördern. So kann das Stress-Level gesenkt und der Schlaf verbessert werden. Die Burnout-Expertin Carola Kleinschmidt empfiehlt hierfür eine „Liste der Leidenschaften“. Dort kann man notieren, welche Aktivitäten man am liebsten tut, wenn die Frage nach dem Erreichen irgendeines Ziels dabei absolut keine Rolle spielt. Genau diese Aktivitäten sollte man dann mehrmals in der Woche ausüben, um etwas für das eigene Wohlbefinden und gegen die Überforderung durch innere und äußere Stressoren zu tun.

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