Psyche und Stress: Arbeitslosigkeit kann krank machen

Ohne Struktur, einen festen Zeitplan und Aufgaben verliert der Mensch oft den Boden unter den Füßen.

Folgen der Arbeitslosigkeit sind, unter Anderem, finanzielle Probleme und Zukunftsängste. Und wenn auf jede Bewerbung eine Absage kommt, setzt das Gefühl, nicht gebraucht zu werden, schnell ein. | Bild: Jeanette Dietl – Fotolia

Scheiden tut weh. Eine Kündigung führt fast immer zu einer immensen Belastung. Der Verlust des Arbeitsplatzes kann einen Menschen leicht aus der Bahn werfen. Es fehlt an Struktur, Geld und Anerkennung. Und es herrscht ein konstanter Druck, wieder Arbeit zu finden. Das führt zu Stress, der krank machen kann. Doch dagegen kann man sich wappnen.

Multitasking, Termin- und Leistungsdruck – der Berufsalltag ist für die Mehrheit der Deutschen ein großer Stressfaktor. Doch eine andere Gruppe unserer Gesellschaft ist viel mehr von chronischem Stress bedroht, wie eine Studie der DAK zeigte: Nämlich Arbeitslose. Sie sind sogar gestresster als Führungskräfte. Dass man auch ohne Arbeit Stress haben kann, mag manchen überraschen. Doch Stress hat weniger mit viel Arbeit zu tun als mit Überlastung. Wenn alles passt, sprich Entlohnung, Anerkennung, Erfolg und Zeit zum Entspannen, kann eine 60-Stunden-Woche durchaus locker gestemmt werden. Der „Stress“ ist dann positiv und spornt zu Höchstleistungen an. Arbeitslose haben dagegen mit einer ganzen Reihe von negativen Stressoren zu kämpfen.

Das lesen Sie in diesem Artikel:

Geldsorgen, Stigma, Frustration: Die Folgen der Arbeitslosigkeit
Stress, Angst und Depression: Arbeitslosigkeit und Gesundheit
Psychische Hilfe bei Arbeitslosigkeit
Mental stark durch Sport
B-Vitamine: Nervennahrung gegen Stress
Stresshelfer aus der grünen Hausapotheke

Geldsorgen, Stigma, Frustration: Die Folgen der Arbeitslosigkeit

Die Krise, die eine Kündigung auslöst, bedeutet fast immer einen immensen psychischen Stress. Vor allem wer für seine Arbeit brennt, brennt ohne sie schnell aus. Die Folgen der Arbeitslosigkeit wie finanzielle Probleme, Zukunftsängste, das Gefühl, nicht gebraucht zu werden, setzen Betroffene unter starken Druck, rasch wieder Arbeit zu finden. Doch selbst Optimisten stoßen schnell an ihre Grenzen, wenn auf jede Bewerbung eine Absage folgt. Ohne Aufgaben und festen Zeitplan verliert man buchstäblich den Boden unter den Füßen. Über gesellschaftlich anerkannten Stress durch Arbeit kann man sich nach dem Motto „Wer viel Stress hat, ist wichtig!“ beklagen. Stress durch Erwerbslosigkeit wird hingegen aus Scham oft tot geschwiegen. Davon abgesehen, ist die „Arbeitsbelastung“ eines Arbeitslosen durch das Schreiben von Bewerbungen, die Teilnahme an Schulungsmaßnahmen und das Organisieren eines Lebens mit weniger Geld der Belastung eines Angestellten manchmal durchaus vergleichbar. Arbeitslose können dadurch in einen andauernden Stresszustand kommen.

Stress, Angst und Depression: Arbeitslosigkeit und Gesundheit

Die gute Nachricht zuerst: Nicht immer macht Arbeitslosigkeit krank. Manche Menschen sehen sie durchaus als Chance. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Wie uns Arbeitslosigkeit unter die Haut geht“ des Bremer Soziologen Benedikt Rogge. Dazu hat der Wissenschaftler 60 Interviews mit Kurz- und Langzeitarbeitslosen geführt. Ergebnis: Wie hart es einen trifft, hängt vom Familien- und Bildungsstand ab. Ein besonders hohes Risiko, abzurutschen, haben demnach männliche Singles, Frauen und Männer mit Kindern und Menschen aus der unteren Mittelschicht. Am wenigsten belastet sind Arbeitslose in kinderlosen Partnerschaften und Hochqualifizierte. Dennoch: Sowohl wissenschaftliche Untersuchungen als auch Auswertungen von Krankenkassen zeigen, dass arbeitslose Menschen häufiger unter gesundheitlichen Problemen leiden als Erwerbstätige. Vorerkrankungen spielen dabei ebenso eine Rolle wie die psychische Belastung durch die Arbeitslosigkeit selbst. Nachgewiesene psychische Folgen von Erwerbslosigkeit sind Depressivität, Angststörungen, psychosomatische Störungen und Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl. Laut dem Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) leiden darunter mehr als ein Drittel aller Arbeitslosengeld II–Empfänger (IAB Forschungsbericht 12/2013). Die hohe Zahl psychischer Erkrankungen unter Arbeitslosen belegt auch der Gesundheitsreport einer Krankenkasse, basierend auf den Daten von 2,4 Mio. Versicherten: Bei den Erwerbslosen liegt die Behandlungsquote mit Antidepressiva um 77 Prozent höher als bei den Erwerbstätigen.

Psychische Hilfe bei Arbeitslosigkeit

Vor lauter Bewerbungen und Fortbildungen neigen viele Arbeitslose in dieser Stresssituation dazu, die Gesundheit zu vernachlässigen. Die Folge: Sie werden früher oder später krank, was den Wiedereinstieg in den Beruf gefährden kann. Psychische Hilfe bei Arbeitslosigkeit wie Trainings (z.B. FIT – ein von den Betriebskrankenkassen entwickeltes Programm, das auf die Förderung der gesundheitlichen Kompetenz von Erwerbslosen setzt; AktivA – Aktive Bewältigung von Arbeitslosigkeit, entwickelt von der TU Dresden zur Stärkung der psychosozialen Kompetenzen von Langzeitarbeitslosen) oder therapeutische Beratung sollten deshalb frühzeitig in Anspruch genommen werden. Was man selbst gegen den Stress und Frust tun kann? Auch als hauptberuflicher „Arbeitssuchender“ ohne schlechtes Gewissen Auszeiten für Dinge nehmen, die einem Freude machen, Freundschaften und Kontakte pflegen und etwas für seine Gesundheit tun.

Mental stark durch Sport

Bewegung und Sport bauen Stress ab. Und: Sport trainiert nicht nur den Körper, sondern auch die mentale Stärke. Wer sich was abverlangt und durchhält, wird innerlich stärker. Jede Überwindung ist wie ein kleiner Sieg und stärkt das Selbstwertgefühl. Wer sich allein nicht aufraffen kann – eine Mitgliedschaft in einem Sportverein ist in der Regel nicht besonders teuer. Neben der Bewegung gibt es dort auch die Möglichkeit, neue soziale Kontakte zu knüpfen, die mit etwas Glück sogar bei der Jobsuche hilfreich sein können.

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B-Vitamine: Nervennahrung gegen Stress

Dass die Ernährung die Psyche beeinflusst, ist hinreichend belegt. Die mit Abstand wichtigste Nervennahrung sind B-Vitamine, insbesondere Vitamin B1, Vitamin B6 und Vitamin B12. In einer australischen Doppelblind-Studie erhöhte die Einnahme eines Vitamin-B-Komplexes im Gegensatz zu Placebo die nervliche Belastbarkeit. Das Stressniveau, die stressbedingte Unkonzentriertheit sowie stressbedingte Angstzustände, Depressionen und Stimmungstiefs ließen bereits nach 12 Wochen deutlich nach. Mit Ausnahme von Vitamin B12, das in pflanzlichen Lebensmitteln kaum enthalten ist, kommen B-Vitamine sowohl in pflanzlichen als auch in tierischen Lebensmitteln vor. Die jeweiligen Anteile können je nach Nahrungsmittel sehr unterschiedlich ausfallen – ein Grund mehr für abwechslungsreiche Ernährung.

Stresshelfer aus der grünen Hausapotheke

Neben einer ausreichenden Versorgung mit Vitalstoffen durch eine ausgewogene Ernährung tragen spezielle Heilpflanzen zusätzlich dazu bei, dass der Organismus insgesamt belastbarer wird und besser mit Stress umgehen kann.

Bewährte Anti-Stress-Heilpflanzen sind insbesondere Cimicifuga (Traubensilberkerze), Passiflora incarnata (Passionsblume) und Valeriana (Baldrian). Ihre Wirkstoffe helfen gegen stressbedingte Symptome wie innere Unruhe und Schlafstörungen – ohne Gewöhnungseffekte. In speziellen homöopathischen Komplexmitteln (z.B. Calmvalera Hevert) sind sie mit weiteren ausgesuchten Wirkstoffen so kombiniert, dass sie sich in ihrer Wirkung auf die stressbedingten Beschwerden optimal ergänzen. Durch die Verbesserung des Schlafs können sich die unter Stresshormonen wie Cortisol leidenden Nervenzellen wieder regenerieren. Aufgrund ihrer beruhigend wirkenden Inhaltstoffe stecken Baldrian und Passionsblume, oft in Kombination mit Hopfen, auch in vielen Nerventees. Eine Tasse davon am Abend fördert einen ruhigen und erholsamen Schlaf.

>Sehen Sie hier unser Dossier zum Thema Stress