Pollenallergie: Mehr Pollen durch den Klimawandel

Pollenflug ist von Faktoren wie Temperatur und Witterung abhängig. Somit wird Pollenallergie auch vom Klimawandel beeinflusst.

Pollenflug ist von Faktoren wie Temperatur und Witterung abhängig. Somit wird Pollenallergie auch vom Klimawandel beeinflusst. | Bild: Matthias Stolt – Fotolia

Der Frühling ist da und mit ihm beginnt die Leidenszeit für viele Menschen wieder aufs Neue. Fast jeder Sechste kämpft mit einer Pollenallergie. Sobald der Blütenstaub von Bäumen, Sträuchern, Gräsern, Getreide und Kräutern mit den Schleimhäuten in Berührung kommt, leiden die Betroffenen unter Augentränen und -jucken, Fließschnupfen und in einigen Fällen sogar unter Asthma bronchiale.

Die Pollenkonzentration ist dabei abhängig von Temperatur, Witterung und Windverhältnissen – und immer mehr vom Klimawandel!

Bei Pollenallergie sind Nase, Augen und Bronchien betroffen

Der allergische Heuschnupfen ist, wie alle Allergien, eine Überreaktion des Immunsystems auf Fremdeiweiße. Die eigentlich harmlosen Eiweiße werden vom Immunsystem als Krankheitserreger fehlinterpretiert und es kommt zu einer Ausschüttung von Histamin durch die Mastzellen. Die Pollen setzen sich beim Einatmen auf die Nasenschleimhäute, die Augenbindehaut und in die Bronchien.

Durch die Ausschüttung von Histamin schwellen die Nasenschleimhäute an und die Nase beginnt zu laufen. Die Abwehrreaktion löst ein unangenehmes Kribbeln und Jucken in der Nase aus und diese ist oft, wie bei einem Schnupfen, blockiert.

Auch die Augen sind nicht selten stark betroffen und reagieren mit Rötung, starkem Juckreiz, Tränenfluss und einer Schwellung der Augenlider. Bei länger anhaltenden Allergien kann es zu Lichtempfindlichkeit, Brennen und einem Verkleben der Augen kommen.

Sind auch die Bronchien betroffen, spricht man von einem so genannten Etagenwechsel: Die Allergie greift dann von den oberen Atemwegen auf die unteren über. Die Bronchien verengen sich und krampfen unter der Einwirkung von Histamin. Dadurch kann es einerseits zu Hustenanfällen und einer Bronchitis kommen, andererseits zu allergischem Asthma bronchiale, das mit anfallsartiger Atemnot einhergehen kann. Statistisch gesehen kommt es bei etwa 25 % der Patienten, bei denen eine allergische Rhinitis nicht ausreichend behandelt wird, nach mehreren Jahren schließlich zu allergischem Asthma. Daher ist es wichtig, eine allergische Rhinitis frühzeitig zu behandeln. Welche Möglichkeiten der Behandlung es gibt, erfahren Sie im weiteren Verlauf des Artikels.

Woher die Pollen stammen

| Bild: psdesign1 - Fotolia

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Pollen werden von Pflanzen produziert und dienen der Bestäubung und Fortpflanzung. In Mitteleuropa gibt es windbestäubende, insektenbestäubende, und selbstbestäubende Pflanzen sowie Mischformen. Dabei gelten die Pollen windbestäubender Pflanzen schon lange als Allergieauslöser. Da bei ihnen keine zielgerichtete Befruchtung stattfindet, wie etwa bei den insektenbestäubenden Pflanzen, müssen windbestäubende Pflanzen besonders viele Pollen produzieren, die dann ungerichtet in die Luft freigesetzt werden. Eine Roggenpflanze kommt zum Beispiel auf etwa 21 Millionen Pollen.

Pollenallergie auf dem Vormarsch

Die obige Auflistung zeigt die „normale Pollenflugsaison“. Die verlängert und verändert sich jedoch laufend. Denn das Klima steuert Wachstum, Blütezeit und Pollenflug der allergenen Pflanzen. Durch die gestiegenen Temperaturen in Mitteleuropa blühen allergene Pflanzen mittlerweile deutlich früher. Wissenschaftlich nachgewiesen ist, dass der Klimawandel die Wachstumsperiode der Heuschnupfen auslösenden Pflanzen in den letzten Jahrzehnten um bis zu 8 Tage verlängert hat, in unseren Breiten sogar um bis zu 2 Wochen. Der Zusammenhang zwischen warmem Klima und der Pollenflugsaison wird besonders deutlich, wenn man sich ungewöhnliche Wetterphänomene anschaut: So verlegte zum Beispiel der warme Winter 2006/2007 die Haselblüte in Deutschland um 64 Tage nach vorne. Seither kommt es immer wieder zu allergischen Symptomen im Dezember oder Januar und nicht erst im Februar, wie es früher der Fall war. In Berlin haben sich zwischen 1984 und 2008 die Temperaturen im Februar und März um 2,2°C erhöht – mit der Folge, dass sich die Blüte der Birke in diesem Zeitraum um 11 Tage nach vorne verlegte. Da 50 % der Baumpollen, die bei Allergikern Heuschnupfen auslösen, laut Experten von der Birke stammen, ist eine Verlängerung der Birkenpollensaison für Allergiker besonders kritisch. So kommt es, dass Allergologen bereits im Winter ab der Weihnachtszeit Allergien in ihren Praxen behandeln. Doch ist das der einzige Grund für die Zunahme von Heuschnupfen?

Auch die Pollenkonzentration steigt

| Bild: Sandor Jackal - Fotolia

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Je früher die Pollensaison beginnt, umso mehr Pollen gibt es auch. Denn die Keimungsprozesse und das Wachstum werden durch höhere Temperaturen beschleunigt. In Innsbruck wurde zum Beispiel im Falle von Eschenpollen zwischen 1980 und 2001 eine Zunahme um das 6,5-fache verzeichnet.

Manche Experten gehen jedoch davon aus, dass weniger der Temperaturanstieg für die erhöhte Pollenkonzentration verantwortlich ist, als vielmehr das Treibhausgas Kohlendioxid (CO2). In verschiedenen Laborversuchen konnte gezeigt werden, dass CO2 die Photosynthese der Pflanzen verstärkt. Es kommt zu dem so genannten CO2-Düngeeffekt. Die Laborversuche ermittelten, dass bereits eine Verdopplung von CO2 zu 61 % mehr Pollen führt. Dieser Effekt wirkt sich besonders stark auf Pflanzen in Nordeuropa aus, denn im trockeneren Süden ansässige Pflanzen regulieren die CO2-Aufnahme von selbst, um sich vor weiterem Wasserverlust zu schützen, der durch eine vermehrte Photosynthese entstehen würde.

Mehr Pollen in der Stadt

Besonders in Städten hat die Pollenkonzentration zugenommen, und zwar im Schnitt pro Jahr um 3 %, während in ländlichen Gebieten nur ein Zuwachs von 1 % gemessen wurde. Das liegt daran, dass Städte wärmer und trockener sind. Die dichte Bebauung erhöht die Temperatur um bis zu 3°C. Sie weisen aber auch eine stärkere Luftverschmutzung und erhöhte CO2-Werte auf, was wiederum den Treibhauseffekt und den CO2-Düngeeffekt ankurbelt. Da die Temperaturen und CO2-Werte weiter steigen, bilden die Städte damit schon heute die Situation für Allergiker ab, die sich bald auch auf dem Land wiederfinden wird.

Pollenflug der wichtigsten allergieauslösenden Pflanzen

Gemäß ihrer Blühperiode werden Pflanzen in Frühblüher, Mittelblüher und Spätblüher eingeteilt. Hier finden Sie eine Auflistung der Hauptblütezeiten von allergieauslösenden Pflanzen:

Februar – März
Erle
Hasel

März – Mai
Ulme
Weide

April – Mai
Ahorn
Eibe
Birke
Eiche
Esche
Hainbuche
Esche
Flieder
Platane
Rotbuche

Mai – Juni/Juli/August
Spitzwegerich
Ampfer
Löwenzahn
Fichte
Walnuss
Hopfen
Akazie
Rosskastanie
Weisen
Gräser
Kiefer

Juni – August
Holunder
Hafer
Roggen
Tanne
Gerste
Linde
Gänsefuß
Beifuß
Goldrute

August – September
Ambrosia

Achtung Kreuzallergie

Beinahe zwei Drittel der Pollen-Allergiker reagieren auf Lebensmittel (pollenassoziierte Lebensmittelallergie, Kreuzallergie). Die Symptome umfassen Kribbeln und Schwellungen im Mund. Wer etwa auf Frühblüher reagiert, verträgt zum Beispiel häufig keine Nüsse, Äpfel, Birnen oder Pfirsiche.

Behandlung der Symptome einer Pollenallergie

Üblicherweise werden allergische Symptome medikamentös behandelt. Es kommen Nasensprays, Augentropfen und Salben zum Einsatz, die meist Antihistaminika oder Kortison enthalten – und damit die überschießende Immunantwort lokal unterdrücken. Hinzu kommen so genannte Antiallergika, also Tabletten mit Antihistaminika, die täglich eingenommen werden. Es gibt darüber hinaus abschwellende Nasentropfen, die auch bei Erkältungskrankheiten angewendet werden. Da bei längerer Benutzung eine Abhängigkeit des Körpers droht, sollten sie keinesfalls länger als zehn Tage zur Anwendung kommen.

Sanfte Hilfe gegen Pollenallergie

Daneben gibt es auch eine Reihe gut wirksamer Hausmittel und sanfter Therapieansätze, mit denen Allergiker gute Erfahrungen gemacht haben. Der Vorteil sanfter Hilfsmittel liegt in den wesentlich geringeren Nebenwirkungen im Vergleich zu Medikamenten.

  1. Nasenspülungen oder Nasensprays mit Salzwasser befreien die Schleimhäute von den Pollenallergenen und führen oft zu einer sofortigen Linderung von Juckreiz, Schwellungen und laufender Nase.
  2. Wie bei einer Erkältung können die Atemwege und Schleimhäute schonend durch ein Dampfbad mit Kochsalzlösung befeuchtet werden. Die Bronchien können gleichzeitig sehr gut beruhigt werden, wenn dem Dampfbad etwas Eukalyptusöl, Fenchelöl oder Dillöl beigefügt wird.
  3. Ein feuchter Lappen, getränkt mit einem Sud aus Augentrost, kann auf die Augen gelegt werden, um quälenden Juckreiz zu lindern. Dafür wird ein Esslöffel Augentrost mit 250 ml kochendem Wasser übergossen. Der Sud sollte 5 Minuten ziehen und dann gefiltert werden. Mit der gefilterten Flüssigkeit wird ein sauberer Lappen getränkt und dieser wird auf die Augen gelegt.
  4. Derzeit sehr begehrt ist die Behandlung mit Colostrum, der Erstmilch für neugeborene Kälber. Sie wirkt laut verschiedenen Studien antioxidativ und stärkt die Abwehr nachweislich. Sie kann daher auch bei Heuschnupfen eingesetzt werden.
  5. Zink soll antiallergische Eigenschaften haben, da es die Freisetzung von Histamin hemmt.
  6. Akupunktur kann die Symptome eines Heuschnupfens erheblich lindern und die Symptomatik bei einer Langzeitanwendung über 2 – 3 Jahre dauerhaft verbessern.
  7. Mit homöopathischen Mitteln lassen sich Allergiesymptome deutlich mildern. Besonders gut geeignet sind Komplexmittel mit mehreren Bestandteilen für ein breites Wirkspektrum, beispielsweise Hewallergia Complex Tropfen. Das enthaltene Apis lässt die Schleimhäute abschwellen und wirkt gegen den Juckreiz, Kalium bichromicum lindert die unangenehmen Schnupfensymptome und Galphimia glauca, Marum verum und Verbascum sind bei allergischem Husten hilfreich.

Tipps zum Schutz vor Pollen

  1. Auf dem Land treten mehr Pollen morgens auf, in der Stadt eher abends. Daher sollte man auf dem Land eher abends und in der Stadt lieber morgens lüften.
  2. Es gibt verschiedene Apps für das Smartphone, die Pollenwarnungen aktuell und praktisch melden, so dass es leichter geworden ist, sich rechtzeitig auf diese Belastung einzustellen.
  3. Ihren Urlaub verbringen Pollenallergiker am besten auf Inseln, am Meer oder im Hochgebirge, da diese Regionen meist pollenfrei sind.
  4. Wechseln Sie regelmäßig den Pollenfilter im Auto und fahren Sie mit geschlossenen Fenstern
  5. Verwenden Sie Staubsauger mit Hepa-Filter, denn er fängt Feinstaub und allergene Partikel auf.
  6. Vor dem Schlafengehen sollten Sie sich die Haare waschen und Straßenkleidung außerhalb des Schlafbereichs lagern, da diese Maßnahmen einen ruhigen Schlaf begünstigen.

Sehen Sie hier unser Dossier zum Thema Heuschnupfen