Körper, Seele und Geist – untrennbar verbunden

Eine fragile Psyche kann Erkrankungen des Körpers nach sich ziehen.

Eine leidende Seele kann körperliche Schmerzen begünstigen. | Bild: fred goldstein – Fotolia

Studien zeigen auf: Körper und Geist beeinflussen einander viel stärker als vermutet. Eine unausgeglichene Psyche kann beispielsweise zu Herzkrankheiten, Depressionen oder Bluthochdruck führen. Sie kann Schmerzen verursachen und unser Immunsystem schwächen. Umgekehrt können körperliche Erkrankungen unsere Stimmung negativ beeinflussen. Biochemische Veränderungen in den inneren Organen stören dann das emotionale Gleichgewicht der Psyche, die „Seele“ leidet.

Selbst unbedachte Bewegungen oder unsere Körperhaltung haben einen Einfluss auf unser psychisches Wohlbefinden.

Wenn uns etwas auf der Seele liegt – Depression und Herzgesundheit

Es existiert wirklich, das sprichwörtliche „gebrochene Herz“. Was der Mensch schon lange intuitiv ahnte, gilt mittlerweile als wissenschaftlich gesichert. Bestimmte negative Emotionen, wie Angst, Ärger, Liebeskummer und Stress können zur Ausschüttung von Hormonen wie Cortisol und Adrenalin führen. Dadurch erhöhen sich die Herzfrequenz und der Blutdruck. Auf Dauer kann sich so eine Herzschwäche und Arterienverkalkung (Atherosklerose) entwickeln. In bestimmten Schocksituationen, wie bei Trennungen vom Partner oder Todesfällen, kann es zu einem sogenannten akuten Da-Costa-Syndrom (Herzneurose) kommen. Ähnlich wie bei einem Herzinfarkt leiden Betroffene dabei spontan an Luftnot, Stichen in der Herzgegend, Herzrasen, Herzrhythmusstörungen und Schwindelattacken.

Auch Depressionen können das Risiko, eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu entwickeln, erhöhen. Umgekehrt sind die Genesungschancen nach einem Herzinfarkt deutlich besser, wenn sich ein Patient seelisch ausgeglichen fühlt. Und ein durchgestandener Herzinfarkt ist für manche ein derart traumatisches Ereignis, dass die Psyche ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen wird.

Ein eigenwilliger Geist – der Bauch

Das Nervensystem des Magen-Darm-Traktes besteht aus ca. 100 Millionen Zellen und bildet eine eigene neuronale Struktur, die unabhängig von unserem Zentralen Nervensystem, also dem Gehirn und Rückenmark, funktioniert und Informationen eigenständig verarbeiten kann. Das tut es mithilfe derselben Botenstoffe, wie sie das Gehirn verwendet: Dopamin und Serotonin. Die Wissenschaftler Rüegg und Gershon haben ermittelt, dass Bauchentscheidungen oft kompetenter sind als Kopfentscheidungen. Dabei geht es jedoch nicht um bewusste oder kognitive Entscheidungen, sondern um die Körperwahrnehmungen, die unser Urteil beeinflussen. Euphorisch gestimmte Menschen entscheiden anders als Menschen, denen mulmig zumute ist oder die zu Verstimmtheit neigen. Dieses stets präsente Grundgefühl wird über eine Nervenstrangverbindung zum limbischen System, dem für Emotionen zuständigen Bereich im Gehirn, übertragen. So beeinflusst es indirekt, wie wir denken, ohne dass uns dies in den meisten Fällen konkret bewusst wird. Davon ausgehend wird deutlich, wie wichtig eine gut funktionierende Verdauung für die Psyche des Menschen ist. Sehr häufig wirkt sich daher eine Darmsanierung positiv auf die allgemeine Grundstimmung aus.

Rückenschmerzen als Ausdruck der Seele?

Wer unter chronischen Rückenschmerzen leidet und sich dauerhaft gestresst, überlastet oder überfordert fühlt, sollte einen genaueren Blick auf sein psychisches Wohlbefinden werfen. Studien konnten belegen, dass chronische Rückenschmerzen, die länger als drei Monate anhalten, eher selten auf eine spezifische organische Ursache zurückzuführen sind. Die genannten psychischen oder psychosozialen Faktoren spielen eine größere Rolle als Verformungen der Wirbelsäule, Tumore oder rheumatisch-entzündliche Prozesse der Wirbelkörper.
Grundsätzlich unterscheidet man hier zwei Persönlichkeitsstrukturen. Menschen mit einer eher ängstlichen Persönlichkeitsstruktur reagieren auf innere Konflikte passiv und mit einer Abwehrhaltung. Sie schonen sich bei Schmerzen, vermeiden schmerzhafte körperliche Aktivitäten. Die Folge: Die Muskeln, Bänder und Sehnen des Halteapparates bilden sich zurück, was wiederum die Schmerzen begünstigt. Der andere Persönlichkeitstyp will um jeden Preis durchhalten und ignoriert den Schmerz. Dadurch kommt es nicht selten zu Muskelverkrampfungen und starken Verspannungen im Rücken.

Interessanterweise zeigen Studien, dass bis zu 90 % der Menschen mit chronischen Rückenschmerzen auch Symptome einer leichten Depression aufweisen. Das erklärt auch, warum Ärzte heutzutage öfters zu Psychopharmaka greifen, um chronische Rückenschmerzen zu behandeln. Mittlerweile rückt jedoch die Psychotherapie als wichtige Behandlungsform in den Fokus. Denn Rückenschmerzen sind häufig körperliches Warnsignal für Dinge, gegen die wir uns innerlich wehren, ohne genauer hinsehen zu wollen. Selbst körperliche Veränderungen, wie Bandscheibenvorfälle, können ein Signal des Körpers sein, einer Anforderung nicht gewachsen zu sein.

Doch ganz gleich, ob die Psyche zu körperlichen Symptomen oder eine körperliche Erkrankung zu einer psychischen Destabilisierung führt: Um das komplizierte Zusammenspiel zwischen Körper und Geist besser verstehen zu können, scheint es wichtig, dass Ärzte und insbesondere Hausärzte stärker für psychische Einflussfaktoren sensibilisiert werden. Ebenfalls ist es wichtig, dass Psychotherapeuten und andere Heilberufe detaillierteres Wissen über die Körperphysiologie erlangen. So kann sichergestellt werden, dass körperliche Ursachen seelischer Störungen erkannt und behandelt werden können.

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Bild: Hevert