Wer öfter zeltet, schläft besser! Mit Camping gegen Schlafstörungen

Camping ist gut für den Schlaf-Wach-Rhythmus

Im Freien schläft man besser. Wer hätte das gedacht: Camping hilf dabei, den Schlaf-Wach-Rhythmus zu regulieren. Wer unter Schlafstörungen leidet, sollte also Camping-Urlaub machen. Bild: Monkey Business | fotolia

Camping erlebt seit den 1950er Jahren eine wechselhafte Karriere. Fast jeder hat eine klare Einstellung. Zur Hälfte sind die Deutschen Camping-Enthusiasten, zur Hälfte Camping-Hasser. Angst vor schlaflosen Nächten ist aber kein Grund, auf Urlaub mit Zelt oder Wohnwagen zu verzichten. Im Gegenteil! Studien zeigen: Camper schlafen besser, denn das Schlafen im Freien reguliert den Schlaf-Wach-Rhythmus.

Wenig spaltet die Nation so sehr wie die Frage nach dem Urlaub, „bei dem man alles dabei hat.“ Doch die Fangemeinde wächst derzeit wieder, und 2013 überstieg die Zahl der Schlafenden im Freien erstmals die 26-Millionen-Marke. Laut Matthias Badura, der die erste Doktorarbeit über die Motive des Campens geschrieben hat, befriedige Camping zwei normalerweise verpönte Bedürfnisse: „Die entspannte Untätigkeit sowie das Beobachten anderer Menschen.“ Neben diesen sehr menschlichen Neigungen, hat das Schlafen im Freien jedoch auch gesundheitliche Vorteile. Eine Studie der University of Colorado ergab, dass sich Camping positiv auf das Schlafen auswirken kann.

Camping ist ein Urlaubsphänomen

Ein gängiges Vorurteil lautet, dass der Camper die heimische Häuslichkeit imitiere. Badura kommt in seiner Doktorarbeit jedoch zu dem Schluss, beim Kampieren erschaffe sich der Urlauber eine bewohnbare Miniaturspielwelt, die ohne Alltagszwänge auskommt. Diese Einschätzung spiegelt auch das veränderte Image des Campings der letzten Jahre wider. Mittlerweile mögen wieder viele Deutsche diese Urlaubsform. Insbesondere beruflich gestresste Besserverdienende und freizeitverwöhnte „empty nesters“, deren Kinder schon aus dem Haus sind, begreifen es als selbstbestimmte Art, seine Freizeit zu verbringen. Vorbei sind die Zeiten, als das Camping dem Kleinbürger vorbehalten war, der sich keine Flugreisen leisten konnte. Dabei erlebte das Camping in Nachkriegsdeutschland tatsächlich aus finanzieller Knappheit seinen ersten Aufschwung. Damals wurde es zum Massenphänomen, weil sich viele Menschen keine teuren Urlaube leisten konnten.

Heutzutage erfüllt das Camping bei Bedarf hingegen auch höchste Erwartungen. Die Anbieter haben ordentlich aufgestockt und bieten von Zeltlodges über Thermalbäder, FKK-Stränden bis hin zu ausgefeilten Sport- und Freizeitangeboten alles an, was das moderne Nomadenherz begehrt. Das wird noch getoppt vom so genannten „Glamping“ der Stars und Sternchen, eine Art „glamouröses Camping“, das 5-Sterne-Qualität bieten soll, auf Heerscharen an Personal setzt, die selbst in der Einöde für ein heißes Bad sorgen und das insbesondere auf Safaris in Afrika zum Hit geworden ist.

Diese Eskapaden der Überflussgesellschaft sind aber nicht der Grund, warum Camping die Schlafqualität verbessert. Moderne Annehmlichkeiten, die das Campen versüßen sollen, wie künstliches Licht und späte Freizeitangebote, sind in dieser Hinsicht eher kontraproduktiv. Denn der Schlüssel liegt in der Anpassung unserer inneren Uhr an die natürlichen Lichtverhältnisse durch den Schlaf in der freien Natur. Doch wie verhält es sich überhaupt mit der Angleichung der inneren Uhr des Menschen an die Tageszeit und Lichtverhältnisse?

Schlafstörungen durch gestörten Tag-Nacht-Rhythmus

Ca. ein Drittel der Deutschen leidet regelmäßig unter Schlafstörungen. Während die einen abends lange wach liegen und nicht in den Schlaf finden, wachen andere mehrmals nachts auf. Bei Schlafproblemen liegt häufig eine Störung des Tag-Nacht-Rhythmus vor, denn unsere biologische Uhr wird durch Rollläden und bis in die Nacht taghell beleuchtete Räume aus dem Takt gebracht. Bei Schichtarbeitern und Vielfliegern kommt die Schwierigkeit hinzu, dass sich die biologische Uhr an veränderte Schlaf-Wach-Phasen beziehungsweise Zeitzonen anpassen muss. Diese Berufsgruppen sind daher besonders häufig von Schlafstörungen betroffen.

Auch ohne Tageslicht folgt der Körper einem inneren Rhythmus – der so genannten inneren Uhr. Würde sie sich nicht an äußere Lichtverhältnisse anpassen, würde sie auf Dauer ein Eigenleben entwickeln. Daher wird die Feineinstellung der inneren Uhr und ihre Anpassung an die Natur vom Nucleus suprachiasmaticus geregelt. Dieser Kern ist eine Art Schrittmacher und liegt im Hypothalamus im Zwischenhirn direkt über den Sehnerven. Dadurch ist er direkt an die Augen gekoppelt und leitet Informationen über die Lichtintensität an die Zirbeldrüse weiter. Diese schüttet zur Nachtzeit das Müdigkeitshormon Melatonin aus.

Etwa 10 % der menschlichen Gene werden über zwei Hormone biorhythmisch reguliert: das Schlafhormon Melatonin und das Wachhormon Kortisol schaffen einen Ausgleich zwischen Aktivität und Regeneration. So sinkt beispielsweise die Herzaktivität nachts, wie auch der Blutdruck und die Atmung. Dagegen werden im Schlaf die Leberzellen besonders aktiv, um die Entgiftung des Körpers hochzufahren.

Besser schlafen: Camping reguliert den Schlaf-Wach-Rhythmus

Durch den Gebrauch von elektrischem Licht in der Nacht und die Abschottung von natürlichem Licht früh morgens verändert sich der Melatoninspiegel des Körpers. Experimente von Forschern der University of Colorado ergaben, dass das Müdigkeitshormon dadurch im Schnitt zwei Stunden später ausgeschüttet wird – und die innere Uhr entsprechend nachgeht. Sie fanden zudem heraus, dass sich die innere biologische Uhr beim Schlafen im Freien innerhalb weniger Tage an den natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus anpasst, wenn auf elektrisches Licht verzichtet wird. Dann steigt der Melatoningehalt bereits bei Sonnenuntergang und fällt wieder bei Sonnenaufgang. Vor diesem Hintergrund sollten Menschen mit Störungen der inneren Uhr einen Zelturlaub in Erwägung ziehen.

Doch nicht jeder hat die Gelegenheit oder das Bedürfnis, regelmäßig zelten zu gehen. Die Forscher raten in diesem Fall, sich tagsüber möglichst viel Sonnenlicht und dafür abends so wenig wie möglich elektrischem Licht auszusetzen. Man kommt besser in den Schlaf, wacht ausgeruhter auf und die Schlafstörungen verringern sich.

Fehlerhafter Biorhythmus kann depressiv machen


Die Medizin versteht es immer besser, die Erkenntnisse über den menschlichen Biorhythmus für therapeutische Zwecke zu nutzen. Ein Beispiel ist die Depression. Oftmals gehen mit einer Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus auch depressive Verstimmungen einher – und umgekehrt. Es ist daher heutzutage in der so genannten zirkadianen Therapie üblich, Depressionen über eine Resynchronisierung der biologischen Uhr zu behandeln. Denn es besteht die Gefahr, dass der Mensch durch seine gestiegene berufliche Verfügbarkeit, interkontinentale Geschäftstermine, Jetsetting und durch rund um die Uhr verfügbaren Fernseh- oder Internetkonsum gegen seinen eigenen Biorhythmus lebt. Ausgeprägte Morgenmüdigkeit und Antriebsschwäche tagsüber, gepaart mit Ein- und Durchschlafstörungen sind die Folge. Die Medizin arbeitet in solchen Fällen verstärkt mit Antidepressiva, welche den zirkadianen Rhythmus wiederherstellen.

Aber was spricht eigentlich dagegen, auf natürlichem Wege etwas zur Regulierung des eigenen Biorhythmus beizutragen, indem man seinen „künstlichen Lichtkonsum“ einschränkt und sich gezielt natürlichem Licht aussetzt?

Tipps für einen besseren Schlaf

Im Folgenden finden Sie Tipps, wie Sie die Qualität Ihres Schlafs verbessern können.

  • Mit bestimmten homöopathischen Mitteln, wie zum Beispiel Calmvalera Hevert, lassen sich durch Stress bedingte Schlafstörungen gut behandeln.
  • Einige Chronobiologen empfehlen zum Beispiel bei Depressionen mit Schlafstörungen frühmorgendliche, 30-minütige Spaziergänge, die als natürliche Lichtduschen fungieren und nicht nur die Depression lindern, sondern auch den Tag-Nacht-Rhythmus verbessern.
  • Vermeiden Sie spätes, schweres Essen. Genießen Sie etwas Leichtes, am besten mit hohem Gemüse- oder Salatanteil.
  • Alkohol verschlechtert die Schlafqualität. Zwar können wir besser einschlafen, doch kommt es nachts zu Entzugserscheinungen, die die Tiefschlafphasen beeinträchtigen.
  • Abends ist ein sanfter Ausklang des Tages förderlich, sei es durch autogenes Training, durch ein gutes Buch oder entspannende Wärme (Kräutertee, warmes Bad).
  • Wer nachts grübelt, was am nächsten Tag alles zu erledigen ist, findet schwerer in den Schlaf. Trifft das auf Sie zu, können Sie bereits abends eine Liste mit Aufgaben für den nächsten Tag schreiben, um diese aus dem Kopf zu bekommen.
  • Schwarztee, Kaffee, Cola, Grüntee sollten Sie aufgrund des Koffeingehalts schon ab dem frühen Abend meiden.

>Sehen Sie hier unser Dossier zum Thema Schlafstörungen