Aufrechte Waldrebe – Arzneipflanze für Haut und Lymphdrüsen

Aufrechte Waldrebe liefert mit seinem frischen, blühenden Kraut das Ausgangsmaterial für das naturheilkundliche Mittel „Clematis recta“ | Bild: Adobe Stock

Die Aufrechte Waldrebe gilt als altbewährte Volksarzneipflanze und wichtiges Mittel in der Naturheilkunde. Während sie auf dem Gelände von Hevert-Arzneimittel in erster Linie aufgrund ihrer entzündungshemmenden Wirkung auf Schleimhäute und Drüsen angebaut wird, empfahl sie Constantin Hering (1800 – 1880) in seiner „Kurzgefassten Arzneimittellehre“ unter anderem auch zur Behandlung von emotionalen Zuständen wie Schwerfälligkeit beim Denken, Furcht vor dem Alleinsein, Abneigung gegen Gesellschaft sowie bei Niedergeschlagenheit, Furcht vor nahendem Unglück, Reizbarkeit und Schweigsamkeit [1].

Die Waldrebe und ihre Geschichte

Die aufrechte Waldrebe (lat. Clematis recta) zählt zurFamilie der Hahnenfußgewächse (lat. Ranunculaceae). Ihr natürliches Vorkommen reicht von Süd-, Ost- und Mitteleuropa bis in den Kaukasusraum.

Als gefährdete Pflanze ist diese Waldreben-Art in der Roten Liste der weltweit vom Aussterben bedrohten Pflanzenarten gelistet. Ihr Verbreitungsgebiet in Deutschland beschränkt sich im Wesentlichen auf Mittelthüringen, das Tauber- und Maingebiet sowie das östliche Donaugebiet. In Österreich ist die Aufrechte Waldrebe zerstreut bis selten in Gebieten bis zu einer Höhe von 800 Metern zu finden.

Anders als ihre nahe Verwandte, die Gewöhnliche oder Gemeine Waldrebe (lat. Clematis vitalba), wächst die Aufrechte Waldrebe nicht kletternd, sondern als aufrechtes krautiges Gewächs. Die ausdauernde und anspruchslose Pflanze erreicht meist Wuchshöhen von 50 bis 150 Zentimetern.

Die Aufrechte Waldrebe blüht üppig, und dies vorwiegend in den Monaten Juni und August. Die zahlreichen Blüten stehen end- oder manchmal seitenständig aufrecht vom Stängel ab. Aus jeder Blüte gehen wiederum mehrere Früchte hervor, die mit etwa 2 cm langen, fedrig behaarten Griffeln besetzt sind [2].

Die Waldrebe und ihre Wirkung

Die Aufrechte Waldrebe, lat. Clematis recta, gilt als altbewährte Volksarzneipflanze. Zwar sind im getrockneten Zustand alle Teile der Pflanze ungefährlich, doch alle frischen Pflanzenteile sind stark reizend bis tödlich. Somit zählt die Aufrechte Waldrebe – wie viele andere Arzneipflanzen auch – als Giftpflanze und gehört in fachkundige Hände.

Als Ausgangsmaterial für homöopathische Aufbereitungen dient das frische, blühende Kraut der Aufrechten Waldrebe[3]. Als solche wird sie unter anderem zur Behandlung von Hautausschlägen verwendet [2]. Doch auch andere Haut- und Schleimhauterkrankungen, wie beispielsweise Entzündungen des Augenlids, werden positiv beeinflusst.

Aufgrund ihres starken Drüsenbezugs ist Clematis recta als homöopathisches Mittel jedoch vor allem bei schmerzhaften Schwellungen der Lymphknoten, Erkrankungen der Lymphdrüsen und Entzündungen im Bereich des Urogenitaltraktes geeignet [3].

Zur Aktivierung des Lymphsystems wird in Lymphaden Hevert Complex Clematis recta (Waldrebe) mit weiteren naturheilkundlichen Einzelstoffen – insbesondere Conium (Schierling) und Scrophularia nodosa (Braunwurz) – kombiniert. Mithilfe dieser Kombination gehen Lymphschwellungen sichtbar zurück und das Entzündungsgeschehen wird günstig beeinflusst [4].

Kurioses und Interessantes zur Aufrechten Waldrebe

Die Aufrechte Waldrebe ist giftig. Vor allem der Saft der frischen Pflanze reizt die Schleimhäute stark und lässt Blasen oder Blattern auf der Haut entstehen. Daher wird die Pflanze im Thüringer Volksmund auch „Blatterzug“ genannt. Dieses Phänomen der Blasenbildung machten sich in früheren Zeiten gelegentlich Bettler zunutze, um Hautkrankheiten vorzutäuschen und auf diese Weise Mitleid zu erregen [2].

Innere Vergiftungserscheinungen äußern sich als Schleimhautentzündung des Magen-Darm-Trakts sowie Reizung der Nieren und des Nervensystems, die mit Krämpfen und Lähmungen einhergehen [2].

Viele Giftpflanzen, so auch Clematis recta, nehmen in der Homöopathie eine wichtige Rolle ein. Doch es braucht viel Kenntnis, Geduld und Erfahrung, um die giftige Wirkung in eine heilende zu verwandeln.

So war der eingangs erwähnte Constantin Hering (1800 – 1880) bei seinem Medizinstudium in Leipzig Assistent des vehementen Homöopathie-Gegners Dr. Robbi. Als dieser seinen Assistenten bat, den “Irrweg” der Homöopathie zu dokumentieren, wurde Hering im Zuge seiner intensiven Forschungen „vom Saulus zum Paulus“ und selbst zu einem überzeugten Anhänger der Homöopathie. 1833 ging Constantin Hering nach Philadelphia, USA, und war dort an der Gründung verschiedener homöopathischer Institute beteiligt. Als einer der herausragendsten Homöopathen seiner Zeit verhalf er der Homöopathie in Amerika zu einer bis dahin nicht gekannten Blüte [1].

„Erfahrung kann sich ins Unendliche erweitern, Theorie nicht in eben dem Sinne reinigen und vollkommener werden.“ (Johann Wolfgang von Goethe)

Sie haben den Zugang zu natürlichen Behandlungsoptionen – nehmen Sie sich die Freiheit, sie zu wählen und Ihre eigenen Erfahrungen zu machen!