Was Sie über Stress in der Schwangerschaft wissen sollten

Stress in der Schwangerschaft
Auch während der Schwangerschaft gilt: Stress ist nicht gleich Stress. | Bild: and.one – Adobe Stock

Stress lässt sich in unserer schnelllebigen Zeit kaum vermeiden, besonders in der Schwangerschaft nicht. Die Sorge, ob die Schwangerschaft ohne Komplikationen verläuft und das Baby gesund zur Welt kommt, berufliche Belastungen oder ein hektischer Familienalltag können Stress hervorrufen. Wie sich Stress auswirkt und was Sie dagegen tun können, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Auch während der Schwangerschaft gilt: Stress ist nicht gleich Stress. Es gibt kurzfristigen Stress, Dauerstress oder starken psychischen Stress durch einschneidende Ereignisse. Ihre Auswirkungen auf den Körper sind ebenso verschieden, wie die Maßnahmen, um Stress zu vermeiden oder abzumildern.

Wie Stress den Körper beeinflusst

In einer Stresssituation reagiert unser Körper wie er es seit Urzeiten getan hat: Er stellt sich auf Angriff oder Flucht ein. Bei Stress reguliert unter anderem die Schaltzentrale im Gehirn, der Hypothalamus, die Ausschüttung verschiedener Hormone wie Adrenalin, Noradrenalin, Dopamin und Cortisol. Damit der Körper auf die bevorstehende Belastung vorbereitet ist, werden die Energieversorgung von Gehirn und Muskulatur und die Durchblutung der Gewebe erhöht. Adrenalin und Noradrenalin lassen den Blutdruck ansteigen und unterdrücken Verdauung, Sexualfunktion und Immunsystem, die in dieser Situation nicht für unser Überleben wichtig sind. Was zu Zeiten unserer Vorvorfahren den Jägern und Sammlern half, das Überleben zu sichern, ist heute keine Option mehr. Wir können nicht vor einer Stresssituation davonlaufen und sie auch nicht im Kampf besiegen. Während der Schwangerschaft werden körperliche Veränderungen der Mutter auf das Kind im Mutterleib übertragen. Es ist bekannt, dass sich der Herzschlag des Kindes kurz nach dem Anstieg des Herzschlags der Mutter ebenfalls erhöht. Die Forschung geht heute davon aus, dass kurzfristiger Stress, auf den Entspannung folgt, die kindliche Entwicklung fördert. Das Baby wird bereits im Mutterleib auf das Leben nach der Geburt vorbereitet.

Wichtig: Für Entspannung sorgen

Nicht jede Belastung oder Überforderung ist während der Schwangerschaft auszuschließen. Wenn Streit mit dem Partner, beruflicher Stress oder Überlastung aufgrund der familiären Situation oder finanzielle Sorgen die Schwangerschaft belasten, sollte in Ruhe überdacht werden, welche Probleme Sie selbst lösen, wie Sie sich Entlastung verschaffen oder wo Sie sie sich Hilfe holen können. Bei zu großen beruflichen Anforderungen kann ein klares „Nein“ bzw. die Delegation von Aufgaben entlasten. Manche Schwangere setzt sich selbst unter Druck, indem sie beweisen will, dass sie trotz Schwangerschaft voll leistungsfähig ist. Auch hier gilt es, die Belastungsgrenze zu erkennen und Aufgaben zu delegieren. Fühlen Sie sich durch die Hektik der familiären Situation überfordert, so überlegen Sie, wo Sie entlastet werden können: im Haushalt durch eine Haushaltshilfe, bei der Kinderbetreuung durch die Hilfe von Nachbarn, Freunden oder der Familie. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, in manchen Fällen zahlen die Krankenkassen die Haushaltshilfe. Vielleicht reicht bereits die Anpassung der Arbeitszeit an Ihre familiären Gegebenheiten aus, um Sie zu entlasten.

Wichtig ist jetzt, auf Ihren Körper zu hören. Wenn Sie müde sind, machen Sie eine Pause. Auch ein kurzer Spaziergang in der Natur, entschleunigt den Tagesablauf. Bereits eine kurze Auszeit hilft enorm. Haben Sie den Eindruck, nicht genügend entspannen zu können, schauen Sie in Ihrem Umfeld nach Kursangeboten von autogenem Training, Entspannungskursen, Tai Chi, Entspannungs-Yoga oder Meditationskursen. Damit kann Stress in der Schwangerschaft gelindert werden.

Hilfe bei Dauer- oder extremem Stress

Nicht jede Belastung vor der Geburt, der medizinische Ausdruck ist pränataler Stress, lässt sich allein lösen. Frauen mit Depressionen, mit starken schwangerschaftsbezogenen Ängsten, in schwierigen Lebenslagen oder mit traumatischen Erlebnissen wie dem Verlust eines geliebten Menschen brauchen professionelle Hilfe. Schwangerschaftsberatungen, Ärzte, Hebammen sind hier die ersten Anlaufstellen für professionellen Rat und Hilfe. Extreme Stresssituationen erhöhen u.a. das Risiko für Frühgeburten oder für ein geringes Geburtsgewicht beim Kind. Neueste Forschung aus Finnland hat gezeigt, dass Kinder, die im Mutterleib chronischem Stress ausgesetzt waren, eine veränderte Darmflora aufweisen. Bei ihnen waren die Proteobacteria, ein Bakterienstamm, zu dem viele entzündungs- und krankheitsfördernde Unterarten gehören, erhöht. Gleichzeitig waren die Bakterienstämme Akkermansia und Lactobacillus, denen eine gesundheitsfördernde Wirkung zugeschrieben wird, erniedrigt.