Schwindel im Alter – was hilft? Ursachen für das Schwindelgefühl im Kopf und was man dagegen machen kann
Bereits ab 70 ist altersbedingter Schwindel für circa ein Drittel der Senioren das Hauptproblem, mit dem sie zum Arzt gehen. Viele nehmen ihn als unvermeidliches Alterungsphänomen hin. Dabei gibt es meist konkrete Ursachen, die mit behandelt werden sollten. Betroffene können aber auch selbst Maßnahmen ergreifen, um den Schwindel zu verringern und sich vor Stürzen zu schützen.
Das lesen Sie in diesem Artikel:
- Ursachen – Warum nimmt der Schwindel im Alter zu?
- Altersschwindel: Gleichgewichtsorgan schlechter versorgt oder verlegt
- Morgens: Lagerungs-Schwindel
- Orthostatischer Schwindel: Blutdruckschwankungen beim Aufstehen
- Sehstärke im Alter bei Schwindel kontrollieren lassen
- Schwindende Muskelmasse stört die körperliche Lageorientierung
- Weitere Ursachen für Schwindel im Alter
- Nebenwirkungen durch falschen Medikamentenmix?
- Altersbedingter Schwindel – häufig mit weiteren Folgen
- Was Sie selbst gegen altersbedingten Schwindel machen können
Ursachen – Warum nimmt der Schwindel im Alter zu?
Für das menschliche Gleichgewicht sind drei Körpersysteme verantwortlich:
- Das Gleichgewichtsorgan des Innenohrs
- Die Augen und Sehnerven
- Die Muskeln, Sehnen und Gelenke
Unser Gehirn erhält über diese drei Systeme unterschiedliche Informationen, die es für eine schlüssige Gesamtwahrnehmung auswertet. Widersprechen sich die erhaltenen Informationen über die Lage und Bewegung des Körpers im Raum, kommt es zu Schwindel. Dieser komplexe Zusammenhang zeigt, dass der (altersbedingte) Schwindel keine eigenständige Krankheit darstellt, sondern ein Symptom ist, das auf eine Vielzahl von Grunderkrankungen hinweisen kann.
Altersschwindel: Gleichgewichtsorgan schlechter versorgt oder verlegt
Eine verminderte Durchblutung des Innenohrs, die langsamere Fortleitung von Nervenimpulsen und eine reduzierte Reizverarbeitung im Gehirn können die Funktion des Gleichgewichtsorgans im Innenohr beeinträchtigen.
Morgens: Lagerungs-Schwindel
Bei gutartigem Lagerungsschwindel lösen sich Kristalle aus Kalziumkarbonat im Innenohr und kullern in die Bogengänge des Gleichgewichtsorgans. Sie rutschen umher und führen zu verwirrenden Signalen für das Gehirn mit der Folge heftiger Schwindelattacken. Der Lagerungsschwindel tritt besonders morgens auf, weil sich die Kristalle abgelagert haben und beim Aufstehen plötzlich aufgewirbelt werden. Abhilfe für diese Erkrankung schaffen spezielle Kopf- und Körperlagerungsübungen, die der Physiotherapeut durchführt, um die Kristallablagerungen aus den Bogengängen herauszuholen. Etwa 30 % der Bevölkerung leiden bis zum 70. Lebensjahr einmal darunter.
Orthostatischer Schwindel: Blutdruckschwankungen beim Aufstehen
Eine weitere, relativ häufige, aber im Grunde harmlose Erkrankung ist der Schwindel beim Aufstehen, der durch dabei auftretende kurzfristige Blutdruck-Regulationsstörungen ausgelöst wird (orthostatischer Schwindel). Auch sie tritt meist morgens auf. Hier können Sie vorbeugen, indem Sie das Aufstehen mit kreislaufanregenden Übungen (Aktivierung der Beinmuskulatur) vorbereiten oder vom Liegen zunächst für einige Zeit ins Sitzen wechseln, bevor Sie aufstehen.
Sehstärke im Alter bei Schwindel kontrollieren lassen
Mit dem Alter nimmt die Sehleistung ab. Dadurch verschlechtert sich auch das räumliche Sehen. Das ist besonders der Fall, wenn einseitige Sehstörungen auftreten, da erst das beiderseitige Sehen räumliche Informationen liefert, die uns bei der Orientierung im Raum helfen. Solche einseitigen Sehstörungen entstehen beispielsweise durch Netzhautablösung, den grauen und grünen Star. Daher sollten Sie bei Schwindelattacken unbedingt einen Augenarzt konsultieren und Ihre aktuelle Sehkraft ermitteln lassen.
Schwindende Muskelmasse stört die körperliche Lageorientierung
Auch Muskelmasse und Muskelkraft werden im Alter weniger. Das führt zu einer Abnahme der so genannten Propriozeptoren (Muskelsensoren) und einer verringerten Sensibilität. Die Propriozeptoren sind für die Tiefensensibilität verantwortlich. Über sie können wir unsere Körperbewegungen und ‑lage im Raum wahrnehmen. Während sich die Anzahl oder Empfindlichkeit der Propriozeptoren nicht trainieren lässt, können Sie jedoch Ihre Koordination, Ausdauer und Kraft trainieren und damit positiv auf den Schwindel einwirken. Geeignet dafür sind zum Beispiel Tanzen, Tai Chi, Ballspiele und Hindernisparcours.
Weitere Ursachen für Schwindel im Alter
Einige weitere Erkrankungen können Schwindel verursachen, die im Alter gehäuft auftreten:
- Depression, Einsamkeit, Angst oder Trauer (für ein Drittel der Schwindelfälle verantwortlich!)
- Herzkreislauferkrankungen,
- niedriger oder hoher Blutdruck,
- Multiple Sklerose,
- Morbus Parkinson,
- Altersdemenz,
- Gefäßerkrankungen,
- Diabetes mellitus,
- Stoffwechselstörungen
Die Behandlung der zugrunde liegenden Erkrankung verbessert in solchen Fällen meist auch die Schwindelintensität. Kommen zum Schwindel andere, neue Symptome hinzu, wie Taubheitsgefühle, Lähmungserscheinungen, Sehstörungen oder eine plötzliche Schwerhörigkeit, sollten Sie dringend einen Arzt aufsuchen.
Nebenwirkungen durch falschen Medikamentenmix?
Nicht unproblematisch ist die Einnahme mehrerer Medikamente gleichzeitig. Das Auftreten verschiedener chronischer Krankheiten führt dazu, dass ältere Menschen eine beträchtliche Anzahl an Medikamenten verschrieben bekommen. Die Kombination mehrerer Wirkstoffe erhöht jedoch das Risiko unerwünschter Nebenwirkungen, die auch Schwindel zur Folge haben können. Besprechen Sie die Verträglichkeit der von Ihnen eingenommenen Medikamente im Hinblick auf diese Nebenwirkung.
Altersbedingter Schwindel – häufig mit weiteren Folgen
Die Sturzgefahr ist bei Menschen mit Schwindelanfällen deutlich höher. Denn bei Schwindel erhöht sich die Gangunsicherheit deutlich. Laut Statistiken stürzt gut ein Drittel der über 65-jährigen und etwa die Hälfte der über 80-jährigen einmal pro Jahr. Durch die verringerte Reaktionsfähigkeit und Widerstandskraft beim Sturz kommt es nicht selten zu schwer behandelbaren Knochenbrüchen. Aus Angst vor neuen Stürzen bewegen sich die Betroffenen oft weniger – und schwächen ihre Muskeln, Knochen und Gelenke weiter. Auch das Gleichgewichtsorgan wird bei ausbleibender Bewegung weniger trainiert. Ein Teufelskreislauf entsteht, wodurch ca. 70 % der Patienten, die keine geeignete Therapie zur Sturzvermeidung erhalten haben, nach kurzer Zeit erneut stürzen.
Was Sie selbst gegen altersbedingten Schwindel machen können
Lassen Sie sich gründlich untersuchen und eventuelle Grunderkrankungen abklären und behandeln. Sie können im Rahmen dieser Untersuchungen Ihren Arzt danach fragen, ob er Ihnen Physiotherapie verschreiben kann. Dort erlernen Sie an Ihre Bedürfnisse angepasste Übungen, um die eigene Gangsicherheit und den Gleichgewichtssinn zu trainieren. Wählen Sie eine für Sie geeignete sportliche Aktivität aus, die Sie regelmäßig ausüben sollten: Sie trainiert neben dem Gleichgewicht auch Ihren Muskelapparat und Beweglichkeit. Dabei sollten Sie auch Ihre Erwartungshaltung an die eigene Leistungsfähigkeit überprüfen – und genügend Pausen bei ihren täglichen Aktivitäten einbauen, um sich nicht zu überlasten.
Homöopathische Mittel, wie zum Beispiel Vertigo Hevert SL, können ebenfalls eingesetzt werden um Schwindel zu behandeln. Das Komplexmittel enthält zum Beispiel Cocculus, eines der wichtigsten Mittel gegen Schwindel, und Conium, das unter anderem bei Schwindel durch Lageveränderung (zum Beispiel Aufrichten) eingesetzt wird.
Eine weitere sinnvolle Maßnahme ist eine professionelle und altersgerechte Ausstattung Ihrer Wohnung. Stolperfallen sollten beseitigt werden (Teppiche, Kabel sichern oder entfernen), Stufen in der Höhe angepasst und mit Leuchtbändern versehen werden, Lichtschalter gut sichtbar und erreichbar sein und Haltegriffe und Handläufe an den wichtigen Stellen im Hause installiert werden. Tragen Sie auch zu Hause trittfeste Schuhe und nutzen Sie bei Schwindel eine geeignete Gehhilfe.
Quellen und weiterführende Links:
Deutsches Ärzteblatt: Schwindel und Gangunsicherheit im Alter