Schnupfen mit gelbem Schleim: nicht unbedingt eine bakterielle Infektion

Mit hoher Wahrscheinlichkeit spielen abgestorbene Immunzellen und andere Abfallprodukte der Immunabwehr bei der Farbe des Gelben Schnupfens eine Rolle.

Ein Schnupfen mit gelbem Schleim ist unangenehm, sollte aber ohne weitere Symptome nicht als ein Fall für Antibiotika gesehen werden. | Bild: ladysuzi – Fotolia

Farblos, gelb oder grünlich: Schleim, der bei einer Erkältung aus der Nase kommt, kann sich im Laufe des Infekts verfärben. Früher galt gelber Nasenschleim als eindeutiger Hinweis auf eine Infektion mit Bakterien. Heute weiß man, dass die Farbe allein nicht sicher auf Bakterien hinweist. Gelber Schnupfen kann auch mit Hausmitteln und Homöopathie sanft gelindert werden.

Alles gelb! Wer bei einer Erkältung den Blick ins Taschentuch wagt, fühlt sich oft gleich noch ein Stück kränker. Nach dem Motto „Gelb ist gleich Eiter!“ denken viele Erkältete, ein Antibiotikum zu brauchen und gehen zum Arzt. Doch anders als früher ist gelber Schleim aus der Nase alleine für Ärzte mittlerweile kein ausreichender Grund mehr für eine Antibiotika-Behandlung. Fehlen weitere Indizien, raten Experten deshalb eher davon ab, ein Antibiotikum einzunehmen. Denn: Statt zu helfen, haben die Medikamente in dieser Situation unnötige Nebenwirkungen und begünstigen Antibiotika-Resistenzen.

Das lesen Sie in diesem Artikel:

Was sagt die Farbe des Schleims aus?
Antibiotika bei gelbem Schleim?
Hausmittel bei gelbem Schnupfen
Homöopathie Schnupfen mit gelbem Schleim: Luffa macht die Nase frei
Wann zum Arzt?

Was sagt die Farbe des Schleims aus?

Im Laufe einer einfachen Erkältung (Virusinfekt) kann sich der Schleim aus der Nase innerhalb weniger Tage verändern. Häufig ist er zu Beginn sehr dünnflüssig und klar, später dann zähflüssiger und weißlich, gelblich oder grünlich.

Klarer Schleim besteht hauptsächlich aus Wasser mit Proteinen, Antikörpern, Elektrolyten und Schleimstoffen (Muzine). Eine vermehrte Bildung von Nasensekret bezeichnet man als Rhinorrhoe. Bekanntestes Beispiel dafür ist das wässrige Naselaufen bei Heuschnupfen. Wenn bei einem Schnupfen das Gewebe in der Nase anschwillt, kommt der Schleimabfluss ins Stocken. Der klare Schleim dickt ein und wird weiß. Die Nase ist verstopft. Im weiteren Verlauf des Infekts kann sich der Schleim auch gelblich bis hin zu grünlich verfärben. Wodurch es zu diesen Farben kommt, ist nicht eindeutig geklärt. Vermutlich spielen abgestorbene Immunzellen und andere Abfallprodukte der Immunabwehr eine Rolle, die über das Sekret entsorgt werden. Bakterien können, müssen aber nicht im Spiel sein. In verschiedenen Untersuchungen fanden Wissenschaftler zwar im Vergleich zum klaren Nasensekret tendenziell öfter Bakterien in gelblich-grün verfärbtem Schleim. Jedoch bei weitem nicht immer. Insofern ist gelber Schleim ein mögliches Indiz, aber noch lange kein zweifelsfreier Hinweis auf eine bakterielle Infektion.

Antibiotika bei gelbem Schleim?

Experten raten heute eher davon ab, ein Antibiotikum einzunehmen, wenn lediglich der Schleim seine Farbe ändert. Erst wenn zu gelbem Schleim weitere Hinweise wie Fieber, starkes Krankheitsgefühl oder schneller Puls dazukommen, sollte abgeklärt werden, ob ein Antibiotikum nötig ist. Dass die Schleimfarbe allein kein zuverlässiges Kriterium für die Diagnose einer bakteriellen Infektion und damit einer Antibiotika-Verordnung ist, zeigte auch eine großangelegte internationale Studie zu gelbem Auswurf bei Husten. Ein europäisches Forscherteam um Chris Butler von der Medizinischen Fakultät der Universität Cardiff in Großbritannien ging der Frage nach, ob die Farbe des Auswurfs beim Husten die Entscheidung der Ärzte für oder gegen eine Antibiotika-Verschreibung beeinflusst. Dazu analysierten die Wissenschaftler die Daten von 3.400 Patienten aus ganz Europa. Alle litten an einer Infektion der unteren Atemwege. Tatsächlich erhielten Patienten mit gelbem oder grünem Auswurf deutlich häufiger ein Antibiotikum als Patienten mit klarem oder weißem Auswurf oder trockenem Husten. Ein Nutzen war in dieser Studie nicht festellbar. Bei den Patienten, die grünen oder gelben Schleim ausgehustet hatten, wurden die mit einem Antibiotikum Behandelten auch nicht schneller gesund als Patienten ohne das Bakterien-abtötende Medikament.

Hausmittel bei gelbem Schnupfen

Hat man „nur“ einen Schnupfen, kann man sich auch mit bewährten Hausmitteln helfen. Viel trinken ist wichtig, am besten heißen Tee. Er versorgt nicht nur mit Flüssigkeit, der aufsteigende Dampft wirkt zudem wie ein Mini-Dampfbad. Ideal bei einer verschleimten Nase ist Kamillentee. Denn echte Kamille wirkt entzündungshemmend und austrocknend. Diese Wirkung lässt sich auch gut für Dampfinhalationen nutzen. Für Inhalationen mit Kamillentee 1 Handvoll Kamillenblütentee 10 Minuten in 1 Liter kochendem Wasser ziehen lassen. Alternativ gibt es Kamillenflüssigextrakt in der Apotheke, der nach Angabe des Herstellers verwendet wird. Ein weiteres Mittel gegen verschleimte Nasen sind Nasenspülungen bzw. Nasenduschen. Sie helfen, den Nasenschleim zu lösen und auszuspülen. Salzlösungen gibt es in der Apotheke oder man löst einen Teelöffel Meersalz in 250ml warmem Wasser auf. Wer kein Nasendusch-Gerät hat, gibt die Salzlösung einfach in die hohle Hand oder eine kleine Schüssel, dann die Nase eintauchen und die Flüssigkeit durch die Nasenlöcher einsaugen. Eine praktische Alternative für unterwegs sind Nasensprays mit Meerwasser aus der Apotheke. Nasensprays mit abschwellenden Wirkstoffen sorgen zwar schneller für eine freie Nase, bergen aber auch Risiken, weil sie die Schleimhäute stark austrocknen. Deshalb, falls überhaupt, nur selten und nicht länger als auf der Packung angegeben anwenden.

Homöopathie Schnupfen mit gelbem Schleim: Luffa macht die Nase frei

Luffa ist vor allem als Badeschwamm bekannt. Aus der zu den Kürbisgewächsen zählenden Schwammgurke (Luffa operculata) wird jedoch auch ein homöopathisches Mittel gewonnen. Da es je nach Potenz den Schleimfluss fördert (D2-D4) oder verringert (D12) ist Luffa operculata ein bewährtes Mittel bei Schnupfen. Das homöopathische Einzelmittel Luffa operculata wird entweder in Form von kleinen Streukügelchen (Luffa-Globuli) oder als homöopathische Tropfen oder Tabletten angewendet. Wegen seiner besonderen Wirkung auf viele Arten von Schnupfen ist Luffa operculata auch in homöopathischen Kombinationsmitteln zur Behandlung von Schnupfen und Nasennebenhöhlenentzündungen wie Sinusitis Hevert SL enthalten.

Wann zum Arzt?

Wenn mit den genannten Maßnahmen auch nach mehr als einer Woche keine Besserung eintritt, sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Dringend zu empfehlen ist ein Arztbesuch auch schon früher, wenn zu einem Schnupfen folgende Symptome dazukommen:

  • Fieber über 39°C, ggf. mit Schüttelfrost
  • Hals- und Ohrenschmerzen sowie Schmerzen im Augen- und Stirnbereich
  • akute Atemnot
  • eitriger Geruch des Nasensekrets
  • starke Kopf- und Gliederschmerzen

>Sehen Sie hier unser Dossier zum Thema “Erkältung”