Mode mit Chemie unterm Weihnachtsbaum – Giftige Bescherung!?

Kleidung und Accessoires sind als Weihnachtsgeschenke beliebt, können aber Chemikalien enthalten, welche die Gesundheit gefährden

Kleidung und Accessoires sind als Weihnachtsgeschenke beliebt, können aber Chemikalien enthalten, welche die Gesundheit gefährden. |
Bild: Igor Yaruta – fotolia

Auch in diesem Jahr verschenkt gut ein Drittel der Deutschen Kleidung oder Accessoires zu Weihnachten. Doch mit Schals, Wollpullovern und Dessous landen oft hunderte chemischer Stoffe auf dem Gabentisch. Der Rock soll nicht knittern, der Pulli nicht kratzen und die Winterjacke polartauglich sein – was wir von Kleidung erwarten geht oft (noch) nicht ohne Chemie. Das wäre an sich kein Grund zur Sorge, wenn diese Stoffe harmlos wären. Doch das ist nicht der Fall.

Mehr als nur Baumwolle oder Polyester

Textile Ausrüststoffe heißen sie in der Sprache der Branchenexperten. Über 6.000 Zubereitungen führt der Textilhilfsmittelkatalog, mehr als 4.000 Farben stehen im Colourindex. Man sieht sie nicht, man fühlt sie nicht und anders als bei einer Creme oder Fertigpizza geben auch die Etiketten nicht preis, was außer Baumwolle oder Polyester noch in dem neuen T-Shirt steckt. Das würde auch gar nicht drauf passen. In einem einzigen schwarzen BH identifizierte der Chemiker Michael Braungart, Leiter des Hamburger Umweltinstituts EPEA, über 400 Chemikalien.

Giftstoffe können Allergien auslösen und die Gesundheit gefährden

Die vielen chemischen Zusätze in Textilien schaden vor allem den Arbeitern und der Umwelt, womöglich aber auch den Käufern. So kann das gegen Knittern und Ausbeulen von Stoffen eingesetzte Formaldehyd Kontaktallergien hervorrufen. Auch zinnorganische Verbindungen, die Kleidung vor Pilzbefall schützen, werden vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) als gesundheitliche Gefährdung eingestuft: Sie können Haut und Augen reizen, die Fruchtbarkeit einschränken und das Nerven- und Immunsystem schädigen. Sie sind in der EU verboten. Plastikschlappen wie die beliebten Flip-Flops enthalten dennoch oft zinnorganische Verbindungen, manche sogar das hochgiftige Tributylzinn (TBT). Es schädigt schon in winzigen Mengen das Immun- und Hormonsystem.

Andere Substanzen stehen im Verdacht, das Krebsrisiko zu erhöhen, zum Beispiel einige Azofarbstoffe. Nach Angaben des BfR verzichtet die deutsche Industrie schon lange auf die gefährlichen Mittel, doch wird heute so gut wie keine Kleidung mehr in Deutschland produziert. „Man muss davon ausgehen, dass in einigen importierten Textilien, insbesondere aus Nicht-EU-Staaten, solche problematischen Farbstoffe enthalten sein können“, so das BfR. Grund zur Panik bestehe aber nicht. Kontaktallergien durch Chemikalien in Kleidung kommen laut BfR nur bei etwa ein bis zwei Prozent der Allergiepatienten in Kliniken vor. Jedoch seien anhand der vorliegenden wissenschaftlichen Berichte sichere Angaben zur Häufigkeit von Neuerkrankungen bei farbstoffbedingten Kontaktallergien nicht möglich. Grund zur Entwarnung besteht also auch nicht.

Augen und Nase auf beim Kauf von Kleidung

Was kann man tun, um sich schädliche Chemie in Textilien möglichst vom Leib zu halten? Ein Warnsignal ist der Geruch: Riecht ein Kleidungsstück stark nach „Chemie“, enthält es mit ziemlicher Sicherheit auch eine ganze Menge textiler Ausrüststoffe.

Achten Sie auf das Etikett: Hinweise wie „Separat waschen, kann färben“ oder „Vor dem ersten Tragen waschen“ lassen darauf schließen, dass das Kleidungsstück allergieauslösende Farbstoffe freisetzt. Auch Hinweise wie „bügelfrei“, „knitterarm“, „sanitized“ oder „fußpilzhemmend“ deuten auf chemische Substanzen hin, die Allergien auslösen können.

Einkauftipps

Grundsätzlich sollte man jedes Kleidungsstück, das mit der Haut in Berührung kommt, vor dem ersten Tragen gründlich waschen. Das löst überschüssige Farbe und Chemikalien aus dem Gewebe.
Kaufen Sie weniger Kleidung, dafür bessere Qualität. Greifen Sie zu Ware, die mit einem zertifizierten Prüfsiegel oder Ökolabel ausgezeichnet ist, z.B. „Öko-Tex Standard 100“ oder „GOTS“. Anders als bei Lebensmitteln ist der Begriff „Bio“ oder „Öko“ bei Textilien nicht geschützt. Bezeichnungen wie „Naturtextil“, „Naturmode“ „Bio-Mode“ oder „Öko-Mode“ deshalb nicht blind vertrauen. Wer zu 100 Prozent sicher sein will, sollte Textilien nur bei zertifizierten Herstellern kaufen, die dem Verband der Naturtextilwirtschaft angehören.

Wichtige Informationen rund um das Thema „Giftfreie Kleidung“ bietet der Greenpeace-Einkaufsratgeber. Er kann online als PDF-Dokument abgerufen oder direkt bestellt werden.